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Frau Holle ist tot

Frau Holle ist tot

Titel: Frau Holle ist tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roland Stark
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entgegennahm, dann
die Stimme einer jungen Frau oder eines Mädchens.
    »Hallo, hier bei Annika Möller in Oestrich, Bornstraße 1b.
Bitte kommen Sie schnell. Eine bewusstlose Person liegt da. Also, ich meine,
Annika ist bewusstlos. Bitte kommen Sie sofort.«
    Der Mann in der Zentrale wollte wissen, mit wem er
spreche, aber da hatte die junge Anruferin schon wieder aufgelegt.
    »Das war’s.«
    »Ich brauche eine Kopie des Gesprächs. Ist das
möglich?«
    »Haben Sie einen Datenträger dabei?«
    Mayfeld holte sein Handy heraus und fingerte eine
Speicherkarte aus dem Kartenslot.
    »Passt das?«, fragte er die Mitarbeiterin der
Malteser.
    »Kein Problem«, antwortete die und steckte die Karte
in einen Schacht im PC . Ein paar Mausklicks
später holte sie die Karte wieder heraus und gab sie Mayfeld zurück.
    »Lässt sich auf jedem Audioplayer abspielen. Ich schau
jetzt mal nach Dr. Tonzart.«
    »Bin schon da«, hörte Mayfeld eine sonore Stimme
hinter sich.
    Dr. Tonzart war ein Mann Ende vierzig mit
Wuschelkopf, Dreitagebart und einem kleinen Bauchansatz.
    Mayfeld wies sich aus. »Es geht um einen Einsatz am
Samstag letzter Woche.«
    »Der Suizidversuch aus Oestrich, die junge Frau«,
vermutete Tonzart.
    »Genau die. Ich wollte Annika Möller sprechen, weil
eine Freundin von ihr am Samstag verschwunden ist. Und da habe ich von ihrem
Pflegevater erfahren, dass sie an diesem Tag ins Krankenhaus gebracht wurde.«
    Tonzart setzte sich neben Frau Kurz.
    »Wir haben die Polizei nicht informiert, weil niemand
zu Schaden gekommen ist. Hinweise auf ein Fremdverschulden gab es auch keine.«
    »Mir geht es nicht darum, Ihre Vorgehensweise zu
hinterfragen«, beteuerte Mayfeld.
    »Das freut mich zu hören«, sagte Tonzart und studierte
den richterlichen Beschluss, bevor er weitersprach. »Das Mädchen hatte
offensichtlich zu viel getrunken und vermutlich auch Tabletten genommen. Wir
haben zwar keine Flasche gefunden, aber man konnte den Alkohol riechen. Wir
haben sie vor einem Jahr in einer ähnlichen Situation aufgefunden, damals stand
eine Flasche Wodka neben ihrem Bett.«
    »Ist Ihnen irgendetwas aufgefallen, als Sie Annika
Möller am Samstag gefunden haben?«
    Tonzart schüttelte den Kopf. »Ich habe sie von unserem
letzten Einsatz her gleich erkannt und dachte, schon wieder die. Ein hübscher
Feger, der mit dem Leben nicht klarkommt.«
    »Wer hat Sie in die Wohnung hineingelassen?«
    »Wir hatten die Adresse, und die Tür stand offen.«
Tonzart hielt einen Moment inne. »Ich habe mich gewundert, dass niemand außer
ihr in der Wohnung war, als wir eintrafen. Aber ein paar Minuten später habe
ich mit einem Herrn Mertens gesprochen. Den kannte ich auch von unserem Einsatz
im Jahr zuvor, das ist, meine ich, der Stiefvater. Er hat berichtet, dass
Annika öfters zu viel trinkt. Er wirkte besorgt und auch ein wenig wütend. Kann
man ja verstehen.«
    Mayfeld zeigte Tonzart ein Bild von Marie Lachner.
»Haben Sie dieses Mädchen schon einmal gesehen?«
    Tonzart betrachtete die Fotografie. »Sollte ich?«
    »Das ist Annikas Freundin Marie, die seit Samstag
verschwunden ist. Ein Mädchen hat die Notarztzentrale informiert, ich habe
gerade die Aufnahme abgehört.«
    Tonzart zuckte mit den Schultern. »Ich dachte, es war
ihr Stiefvater, der für einen Moment nicht im Zimmer war, als wir eintrafen.
Merkwürdig, dass die Person, die bei uns angerufen hat, nicht gewartet hat, bis
wir vor Ort waren. Die Leute werden auch immer gleichgültiger. Na ja,
wenigstens hat sie überhaupt bei uns angerufen. Kann ich Ihnen sonst noch
irgendwie weiterhelfen?«
    »Wieso gehen Sie von einem Suizidversuch aus und nicht
von einer einfachen Alkoholvergiftung?«
    Dr. Tonzart kratzte sich am Bart. »Der Stiefvater
berichtete uns, dass Annika in der letzten Zeit depressiv gewesen sei und ein
paarmal lebensmüde Gedanken geäußert habe. Er machte sich Vorwürfe, dass er das
nicht ernster genommen habe, er hatte gedacht, sie tue das nur, um auf sich
aufmerksam zu machen. Wir haben keine Flasche mit Alkoholika gefunden, aber
später, als wir noch mal gründlich gesucht haben, fand sich eine fast leere
Schachtel mit Rohypnol. Und den Alkohol konnte man, wie gesagt, riechen. Mit
der Mischung schafft man es schon mal, sich unter die Erde zu bringen.«
    Mayfeld bedankte sich für die Auskünfte und
verabschiedete sich.
    Draußen beschien die Nachmittagssonne die triste
Umgebung. Mayfeld telefonierte kurz, legte eine CD mit Klaviermusik von Erik Satie ein und fuhr

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