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Frau Holle ist tot

Frau Holle ist tot

Titel: Frau Holle ist tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roland Stark
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Krankenhaus.«
    »Ich weiß.« Endlich antwortete Kevin mal nicht mit
»Keine Ahnung«.
    »Wissen Sie, warum sie das getan hat?«
    »Keine Ahnung.«
    Natürlich.
    »Kennen Sie Frau Dr. Holler?«
    »Wer soll das sein?«
    »Die Therapeutin Ihrer Schwester.«
    »Die hat eine Therapie gemacht? Ach du Scheiße!
Deswegen hat sie in letzter Zeit immer so geschwollen dahergeredet.«
    »Hat sie das?«
    »Keine Ahnung.«
    Kevin Möller war ganz eindeutig ein Typ, der eine
Tracht Prügel verdient hatte. Die er vor Kurzem ja auch hatte einstecken
müssen. Seine Schwester schien ihm ziemlich egal zu sein.
    »Frau Dr. Holler wurde ermordet.«
    »Ach du Scheiße! Deswegen interessieren Sie sich für
meine Schwester. Da kann ich Ihnen leider überhaupt nicht weiterhelfen.«
    Möller verschränkte die Arme vor seiner Brust. Er
schien jetzt tatsächlich besorgt. Besorgt, überrascht und verwirrt. Gut
möglich, dass er Holler nicht gekannt hatte. Aber worum sorgte er sich? Mayfeld
kramte in seinem Gedächtnis. Irgendetwas hatte er noch fragen wollen.
Schließlich wurde er fündig. Die Frage hätte er schon ein paarmal stellen
sollen.
    »Woher kennen Sie eigentlich Marie Lachner?«
    »Das habe ich doch schon gesagt. Sie ist eine Freundin
meiner Schwester.«
    »Und woher kennt die sie? Annika ist ein paar Jahre
älter als Marie.«
    Kevin Möller dachte nach. Oder tat so. Vermutlich
suchte er nach einer Ausflucht. Aber weswegen? Schließlich hellte sich seine
Miene auf, so als ob er eine Lösung für seine Probleme gefunden hätte.
    »Hat Ihnen denn noch niemand davon erzählt, Herr
Kommissar?«
    »Ich höre.«
    »Meine Schwester Annika und ich sind in einer
Pflegefamilie groß geworden. Wir haben bei der Familie Mertens in Oestrich
gelebt, um genau zu sein. Die Mertens nehmen immer wieder Pflegekinder auf.
Maries Eltern sind gestorben, als sie noch ziemlich klein war, ich glaube, bei
einem Verkehrsunfall. Marie kam für zwei oder drei Jahre zu uns, bis ihre
Großmutter sie zu sich geholt hat. Marie und Annika haben den Kontakt gehalten,
aus alter Anhänglichkeit heraus.«
    Burkhard kam ins Wohnzimmer zurück. Er schüttelte den
Kopf zum Zeichen dafür, dass er nichts Interessantes in der Wohnung gefunden
hatte.
    Was Kevin Möller da gerade berichtet hatte, musste für
die Lösung des Falles gar nichts bedeuten. Aber Möller hatte recht: Es war
merkwürdig, dass ihm noch niemand davon erzählt hatte. Und er hätte nur allzu
gern gewusst, warum ausgerechnet Kevin Möller die Sprache darauf gebracht
hatte.
    Ansonsten waren dem Mann mit dem ramponierten
Mondgesicht keine interessanten Informationen mehr zu entlocken. Die beiden
Beamten verließen das Kellerloch.
    Mayfeld fuhr nach Oestrich. In der Bornstraße
öffnete ihm Irene Mertens nach kurzem Klingeln die Tür.
    Frau Mertens war eine Frau Ende vierzig, die auf
Mayfeld erstaunlich blass und eigenschaftslos wirkte, mit einem Gesicht, das
man vermutlich sofort wieder vergaß, nachdem man sie aus den Augen verloren
hatte. Zwei sieben oder acht Jahre alte Mädchen verschwanden hinter einer
Zimmertür, nachdem sie einen Blick auf den Besucher geworfen hatten.
    »Mein Mann ist nicht da«, begrüßte Irene Mertens den
Kommissar, noch bevor er irgendein Anliegen vorgebracht hatte.
    Mayfeld war das ganz recht. Er stellte sich vor und
zeigte seinen Dienstausweis zur Begrüßung. Er habe ein paar Fragen, die sie ihm
vielleicht genauso gut beantworten könne.
    Die Frau bat ihn herein. Die Wohnung der Mertens
erinnerte Mayfeld an die Möbelausstellung in einem Einrichtungshaus. Vergeblich
suchte er nach einer persönlichen Note oder nach einer Spur der beiden Kinder.
    »Bitte setzen Sie sich doch.« Sie wies auf eine
beigefarbene Couch, die bestimmt irgendeinen schwedischen Namen trug, und
tippte eine Nummer in ihr Telefon.
    »Er geht nicht dran«, sagte sie nach einer Weile
entschuldigend. Sie schien beunruhigt darüber, dass sie ihren Mann telefonisch
nicht erreichen konnte, und versuchte es gleich noch einmal. Aber Klaus Mertens
antwortete nicht.
    »Vielleicht können Sie mir ja helfen.« Mayfeld reichte
ihr ein Foto von Marie. »Sie kennen dieses Mädchen.«
    »Marie Lachner«, antwortete sie. »Mein Mann hat mir
erzählt, dass sie von zu Hause abgehauen ist. Haben Sie sie noch nicht
wiedergefunden?«
    Mayfeld verneinte das.
    »Sie ist mit Ihrer Pflegetochter befreundet.«
    »Ex-Pflegetochter«, korrigierte ihn Irene Mertens.
»Annika ist volljährig.«
    »Wann haben Sie Marie zuletzt

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