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Frau Holle ist tot

Frau Holle ist tot

Titel: Frau Holle ist tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roland Stark
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gestern.
Er war heute Morgen hier, um eine DNA -Probe
abzugeben und den Leichnam seiner Schwester zu identifizieren. Anschließend ist
er zu seiner geschiedenen Frau in die Horst-Schmidt-Kliniken gefahren und hat
sich mit ihr über den gemeinsamen Sohn unterhalten. Sebastian Fromm ist geistig
behindert und seit der Krankenhauseinweisung seiner Mutter am letzten Freitag
ohne Aufsicht. Er war gestern bei seiner Mutter im Krankenhaus und hat ihr
erzählt, dass er seine Tante, Sylvia Holler, besucht habe. Die Mutter hat die
Nachricht von Hollers Tod heute in der Zeitung gelesen und macht sich seitdem
Sorgen um ihren Sohn.«
    »Wann will Sebastian Fromm seine Tante besucht
haben?«, fragte Mayfeld den Kollegen.
    »Am Samstag«, antwortete Burkhard mit einem
vielsagenden Blick. »Herr Fromm hat seinen Sohn heute zu Hause zusammen mit
einem jungen Mädchen angetroffen, dessen Beschreibung auf die vermisste Marie
Lachner passt. Als er seinen Sohn zur Rede stellen wollte, hat der seinen Vater
zusammengeschlagen. Herr Fromm konnte sich in Sicherheit bringen und ist gleich
zu uns gekommen. Ich habe die Staatsanwaltschaft bereits informiert. Ich hoffe,
das ist dir recht?«
    Der letzte Satz war kaum als ernsthafte Frage gemeint
gewesen. Burkhard hätte ihn früher informieren müssen, dachte Mayfeld
verärgert.
    »Haben Sie zu dem, was mein Kollege gesagt hat, noch
etwas hinzuzufügen?«, wandte er sich an Fromm.
    In Fromms Augen spiegelten sich Unterwürfigkeit und
Wut. »Sebastian war wie von Sinnen. Er ist verrückt. Er hat auf mich
eingeschlagen und andauernd ›Knüppel, aus dem Sack‹ geschrien. Er war schon als
Kind sehr jähzornig, und Waltraud war schon damals mit ihm überfordert.«
    »Haben Sie eine Idee, was ihn so wütend gemacht hat?«
    Fromm starrte ihn fassungslos an. »Wer weiß denn, was
in einem kranken Hirn vor sich geht? Irgendeine kleine Bemerkung, etwas, das er
als Kritik auffasst, und schon rastet er aus. Ich habe ihm gesagt, er solle zu
mir ziehen, wenigstens solange seine Mutter krank ist. Das hat ihm nicht
gefallen. Da wusste ich ja noch nicht, dass er dieses Mädchen bei sich hat. Als
er sich geweigert hat, habe ich ihm gesagt, dass er ansonsten in ein Heim muss.
Das hat ihm noch weniger gefallen. Wir hätten ihn schon vor langer Zeit in ein
geschlossenes Heim bringen müssen. Suchen Sie ihn, schützen Sie ihn und andere
vor seinem Wahnsinn.«
    Für Mayfeld war schwer zu entscheiden, ob es echte
Sorge oder Rachebedürfnis war, was Georg Fromm motivierte, aber seine Aussage
war eindeutig.
    »Wir fahren zum Haus der Fromms«, entschied er. »Auch
wenn ich nicht unbedingt damit rechne, Sebastian Fromm dort noch anzutreffen.
Paul, du informierst den Staatsanwalt über die Details und kommst nach. Lackauf
soll einen Durchsuchungsbefehl beantragen.«
    Abendliche Schatten fielen auf das Tal, Dunkelheit
verschluckte die Hänge. Mayfeld fuhr am Eltviller Schulzentrum vorbei Richtung
Rausch. Er folgte Winklers Dienstwagen, die Kollegin hatte Georg Fromm mit
dabei, der ihr den Weg wies. Am Ende des Tals befand sich ein Ausflugslokal,
und einige hundert Meter davor, etwas abseits der Straße im Wald, lag das Haus
der Fromms.
    Mayfeld fuhr allein in seinem Volvo. Er schaltete die
Audioanlage an. Aus den Lautsprechern erklang Rimsky-Korsakoffs »Eine Nacht auf
dem kahlen Berg«. Der Hexensabbat traf seine Stimmungslage genau. Auf dem Flur
des Polizeipräsidiums war er noch mit Lackauf zusammengestoßen, der ihn
maliziös gefragt hatte, ob die Leitung der Ermittlungen an den Kollegen
Burkhard übergegangen wäre. Mayfeld hatte auf die Dringlichkeit ihres Einsatzes
hingewiesen und den Staatsanwalt stehen lassen.
    Er drehte die Lautstärke herab und versuchte, Waltraud
Fromm im Krankenhaus anzurufen, drang aber nur bis zur Stationsschwester vor,
die ihm mitteilte, die Ärzte hätten der Patientin absolute Schonung verordnet
und für heute jeden Kontakt mit Außenstehenden untersagt.
    Sie bogen in einen schmalen Waldweg ein und folgten
ihm ein paar hundert Meter den Hang hinauf. Schließlich hielten sie vor einem
Haus mit vielen Gauben und Giebelchen, das aussah, als wollte es sich im
dämmrigen Wald verstecken.
    »Da ist es«, rief Fromm und hastete zu dem Gebäude.
Winkler und Mayfeld folgten ihm. Fromm hatte am Vormittag von seiner Exfrau
einen Schlüssel erhalten und ließ die beiden Beamten eintreten. Sie
durchsuchten sämtliche Zimmer nach Sebastian und Marie, fanden jedoch keine
Menschenseele vor.
    »Der

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