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Frau im Schatten: Eine Familiengeschichte (German Edition)

Frau im Schatten: Eine Familiengeschichte (German Edition)

Titel: Frau im Schatten: Eine Familiengeschichte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorinde van Oort
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in so großer Zahl gekommen seid, um Abschied von Vater zu nehmen. Zwei seiner Kinder können in diesen Augenblicken nur aus dem fernen Indonesien versuchen, Anteil zu nehmen. Auch sie werden sich gestärkt wissen durch euer Mitgefühl. Möge die Erinnerung an Vater bei euch und uns lebendig bleiben, um das Viele und Große, das er für uns und für die Musik geleistet hat.
     
    Erst nach Großvaters Einäscherung durften wir nach Vosseveld zurück.
    War Oma Annetje traurig? Ich wusste es nicht mehr. Eher in Panik. Dazu hatte sie auch allen Grund. Die Briefe von den
Indiërs
, die ich in Onkel Henks Ordner gefunden hatte, enthielten dementsprechende Hinweise. So hatte Tante Rita ihrem Bruder ein paar Wochen vor Großvaters Tod geschrieben:
     
    Tja, das habe ich von Ann schon lange erwartet! Sie hat es tatsächlich sehr schwer, aber warum nimmt sie sich denn auch keine Hilfe? Das kann sie natürlich nicht, weil sie es ja nicht erträgt, dass jemand Fremdes an ihre Sachen geht. Wir glauben auch, dass es ihr um das Geld geht, für später, weil sie dann, es sei denn, sie verkauft das Haus, nur schwer über die Runden kommen wird. Ich halte sie wirklich für eine schwierige Zeitgenossin, auch wenn sie viel für Vater tut und getan hat. Aber wir haben ihr diese Ehe doch nicht aufgezwungen? Ist so vielleicht ein bisschen unnett gesagt, aber warum hat sie Vater denn eigentlich geheiratet? Doch nur, um sich irgendwann finanziell zu sanieren. Ich kannmir vorstellen, dass es ihr über den Kopf wächst. Ihre Nerven sind schon so lange kaputt, und Vater ist keiner, an dem ein anderer viel hat, dafür ist er zu sehr mit sich selbst beschäftigt. Und jetzt, wo er wieder wirr ist und außerdem ein Pflegefall wird, wird es sicher sehr triste. Aber falsch finde ich es von ihr, dass sie keine Hilfe annehmen will und andererseits durchblicken lässt, dass wir angeblich unseren ›Verpflichtungen nicht nachkommen‹. Wir wissen nicht recht, was sie erwartet, weil es uns nicht in den Kopf will, dass Vater von seiner Pension nicht leben kann. Es scheint uns das Beste, uns um die Beets’sche Tyrannei nicht zu scheren, denn wir haben nicht vor, Ann auszuzahlen. Und sollte sie jetzt wirklich so viel dabei eingebüßt haben? Keinen Speck für Lepel oder Beets, dafür müssen wir viel zu hart arbeiten!
     
    Lauter Misstrauen und Anschuldigungen an Oma Annetjes Adresse. Die nach Großvaters Tod nicht weniger wurden:
     
    Gestern Nachmittag kam der Brief mit allen Einzelheiten über das Sterben und die Einäscherung von Vater. Es war so, als wäre ich selbst dabei gewesen. Ja, Henk, es ist, wie Du schreibst, da wird jetzt sicher eine große Leere sein, nicht so sehr weil der Vater der letzten Jahre nicht mehr ist, denn er war ja nur noch ein Schatten seiner selbst. Aber man sah und spürte in ihm doch immer noch den Vater von früher, und dadurch hing man trotz allem noch so stark an ihm. So ging es mir zumindest, und ich habe nach viel Grübeln schon begriffen, dass das der Grund ist, warum Ann es nicht mehr ertragen konnte. Sie war noch nicht lange mit ihm verheiratet, ist mehr aus Mitleid für ihn und Lepel diese Ehe eingegangen. Deshalb hat da auch die wahre Zuneigung und Verbundenheit gefehlt, deshalb wird es sehr schwierig gewesen sein, all das Hässliche zu verarbeiten. So will ich es zumindest versuchen zu sehen, um mich besser in sie hineinversetzen zu können.
    Dass Vater eingeäschert werden sollte, wußte ich, auch Ann wünschte das. Aber dass er bei Mama begraben sein möchte, hat Ann mir erst letztes Jahr erzählt. Ich hatte immer das Gefühl, derartige sentimentale Vorstellungen wurden ihm hauptsächlich von ihr eingeflüstert; ich selber finde es eine etwas seltsame Geschichte.
    Es ist für Dich eine schwierige Zeit, Henk, auch was die Entscheidungen für Ann betrifft. Nein, sie wird wohl nicht überleben können, wenn sie das Haus zu behalten wünscht, und dann helfen wir alle mit, um sie zu unterstützen. Aber lassen wir die Dinge erst mal auf sich beruhen. Ann soll vorläufig erst einmal ruhig im Haus bleiben, um über die letzte Zeit hinwegzukommen, was ja auch sehr verständlich ist. Sofort zu entscheiden und gleich die Zelte abzubrechen ist ja auch etwas krude. Ich habe ihr geraten, für die erste Zeit alles so zu lassen, wie es ist, und noch nicht an Verteilung usw. zu denken. Aber wir sollten die Dinge schon im Auge behalten, findest Du nicht? Ann ist nicht
straight
in dieser Hinsicht, davon sind wir überzeugt!
    Was

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