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Frau Schick macht blau

Frau Schick macht blau

Titel: Frau Schick macht blau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellen Jacobi
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im Zelt könnte besser nicht sein. Vom Erfolg ermutigt, lässt Popesch Töller – mit Sehnsuchtsblick auf Frau Prachts Rücken – Hilde Knefs rote Rosen von der Bühne regnen. Sie stoßen bei der Walküre auf taube Ohren.
    Dafür tanzen mehr und mehr Festgäste zum Flackern einer betagten Lichtorgel, die Herr Engels bedient. In seinem Cordanzug sieht er heute Abend tatsächlich wie ein Professor aus. Na ja, mehr wie ein Betteldozent mit Ellbogenflicken, aber immerhin, Cord steht ihm. Genau wie die Baskenmütze, unter der sein Haar hervorquillt wie ein Glorienschein.
    Frau Schick lächelt ihm zu und hebt einladend ihre Flasche Bärenfang, weil sie zu gern mit ihrem Privatverhör beginnen würde. Herr Engels macht eine bedauernde Geste, die auf Probleme mit der Lichtorgel hindeuten, und fummelt Kabel zurecht.
    Frau Schick muss sich daher vorerst mit Lästerschwester Pracht begnügen, die beharrlich Töllers Fans und Freunde auseinandernimmt.
    »Bei Kalle steht sogar noch Unkrautex im Schuppen«, verrät sie Frau Schick mit aufgebrachtem Blick auf ihren Nebenmann. »UN-KRAUT-EX!«
    Das klingt zwar albern, aber nützlich, findet Frau Schick. Wenn Sie sich recht entsinnt, hat einer ihrer früheren Gärtner auch darauf geschworen und war sehr traurig, als es irgendwann verboten wurde.
    »Mit diesem Teufelszeug kann man Bomben bauen«, schäumt die Walküre.
    »Tatsächlich? Wofür braucht Kalle die denn?«, fragt Frau Schick und wirft dem Sitznachbarn der Walküre einen interessierten Blick zu.
    Kalle ist ein Rentner in weißen Großraumjeans, nabeltief geöffnetem Hawaiihemd über grauem Brusthaargekringel und mit einem Schnauzbart, der so dick wie eine Schuhputzbürste ist. Scheint ein treuer Fan von Tom Selleck zu sein. Rein modisch betrachtet ist das sicher ein Verbrechen, aber Magnum war doch immer einer von den Guten und kein Bombenleger!
    »Er setzt das Zeug nur gegen Löwenzahn und Disteln ein«, wischt Frau Pracht die Bomben widerwillig vom Tisch.
    »Ach, und das hilft?«, will Frau Schick wissen. Vielleicht kann das Teufelszeug ja auch gegen ihre wuchsfreudigen Gänsedisteln etwas ausrichten. »Auf der Suche nach einer Leiter ist Nelly hinter meinem Geräteschuppen vorhin in eine wahre Distelplantage geraten«, erklärt sie. »Die muss weg. Nellys bemerkenswerten Beine sehen seitdem nämlich aus wie nach einem sehr hässlichen Rasierunfall! Passt gar nicht zu Givenchy.«
    »Unkrautex ist Tier- und Pflanzenmord«, giftet Frau Pracht und entzieht sich einer Schunkelavance von Kalle.
    Frau Schick seufzt innerlich. Die Walküre hat wirklich ein beachtliches Talent, sichtlich interessierte Verehrer abzuschrecken, dabei wirkt der von ihr angehimmelte Engels kaum gewillt, dieses dicke Dornröschen wach zu küssen.
    Wirklich ärgerlich. Frau Pracht ist vollkommen blind für wahre Liebe. Sehr unvernünftig. Ihre Zeiten als »Knalleffekt der Natur« – wie Schopenhauer junge Frauen zu bezeichnen pflegte – sind schließlich vorbei, sie sollte endlich einen Mann erhören, der ausgereifte Prachtleiber zu schätzen weiß.
    Wie zur Antwort stöhnt die Walküre verächtlich auf, als Rosenkavalier Popesch das in Köln unverzichtbare Stimmungslied In unserm Veedel anstimmt. »Auch das noch! Der soll endlich die Bühne freigeben. Ich will die Heartlander hören.«
    Frau Schick schmuggelt mehr Bärenfang ins Glas der Walküre und singt und schunkelt demonstrativ mit. In unserem Veedel ist in Popeschs Textversion nämlich ein Friedensangebot an alle Koloniebewohner und eine Lobeshymne auf die Gärten.
    »Et Schönste, wat m’r han, schon all die lange Johr, sind uns’re Gaade, denn he hält m’r zosaaaaaamme!« Kurze Pause, dann stimmt das gesamte Zelt mit ein. »En uns’re Gaade!«
    »Von wegen zusammenhalten!«, schnaubt die Walküre und erhebt sich erbost. »Von so was hat dieser Verräter doch gar keine Ahnung.«
    »Nun seien Sie doch nicht immer so misstrauisch«, schimpft Frau Schick. »Pop … ich meine Herr Töller, bemüht sich in meinen Ohren aufrichtig um eine Ende aller Kleinkriege!«
    »Sie kennen den Schuft, der in ihm steckt, noch nicht!«
    »Meine liebe Frau Pracht, Gott kann auch auf krummen Linien gerade schreiben.« Bist doch selber eine, setzt sie im Stillen aufgebracht hinzu.
    »Ich geh mal nach meinen Schnittchen gucken«, blafft die Unbelehrbare. »Nelly braucht bestimmt Nachschub.« Mit wagnerianischer Grandezza durchpflügt Frau Pracht schunkelnde Tisch- und Bankreihen und wendet sich zum

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