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Frau Schick räumt auf

Frau Schick räumt auf

Titel: Frau Schick räumt auf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellen Jacobi
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Pinienzapfen ganz erstaunlich schnelle Rhythmen und Gerassel produzieren. Klingt ein bisschen schottisch oder irisch.
    »Das iste, weil wir uns Galizien nähern«, hat Paolo erklärt. Dort seien die ewig rastlosen Kelten nämlich auch einmal zuhause gewesen und hätten ihre Musik und Dudelsäcke hinterlassen.
    Einige einheimische Gäste singen die Lieder mit. Also wirklich, lebhafter kann Musik gar nicht sein. Trotzdem hat sie bislang nur die Flamencofrau mit ihrem Mann und ein paar bayerische Pilger, die Frau Schick gar nicht eingeladen hat, auf die Beine gebracht.
    Hildegard und Nelly sitzen in ihren Eckchen und haben zu allem Überfluss die völlig falschen Schuhe an. Hildegards sind nach dem Genuss von zwei weiteren Tequilas zu hoch und ohnehin zu rot, Nellys Schuhe sind zu flach und mattschwarz. Wenn sie wenigstens das Kleid nicht ausgeschlagen hätte! Aber weißer Chiffon war ihr zu durchsichtig, und Plisseeröcke mag sie angeblich nicht, tiefe Ausschnitte erst recht nicht. Was soll Herberger nur denken, wenn er später dazukommt?
    Na endlich, beobachtet Frau Schick erfreut, einer der Bayern fordert Nelly zum Tanzen auf. Nelly hat ihn und seine Kumpane am Nachmittag beim Wandern getroffen und vorhin mit großem Hallo begrüßt. Die Band stimmt einen fröhlichen keltischen Tanz im Dreivierteltakt an. Nelly walzert mit dem Bayern eine Runde durch den Raum. Doch sie tut es eher pflichtschuldig und so ganz anders als damals in Pamplona, als sie barfuß getanzt und den hölzernen Hemingway aufgefordert hat. Vielleicht lag es an dem Lied, das damals lief? Wie hieß das nur noch mal. Carlos Primero? Nein, das war der Brandy, den Nelly getrunken hat.
    Frau Schick fragt Bettina, die sich mit Hermann in seine Steinkugelsammlung vertieft hat, nach dem Liedtitel.
    Bettina kennt ihn nicht, dafür hält sie Frau Schick einen himmelblauen Stein unter die Nase. »Schauen Sie mal!«
    »Moment, ich muss erst Brandy bestellen«, winkt Frau Schick unwirsch ab.
    »Oh ja«, freut sich Ernst-Theodor, »ein Carlos Primero wäre jetzt haargenau das Richtige!«
    »Tequila is’ mir lieber«, nuschelt Hildegard.
    Frau Schick ordert eine Flasche von beidem.
    »Das ist ein Asterin!«, schreit Bettina ihr derweil ins Ohr, um gegen die Musik anzukommen. »Dieser Stein fördert die Wahrheitsliebe. Schauen Sie nur, das Licht entlockt ihm ein Sternenmuster. Der würde hervorragend zu Herberger passen, meinen Sie nicht?« Sie lächelt verschwörerisch. »Ich würde zu gern wissen, was der Spruch darauf bedeutet. Mein Englisch reicht dafür nicht.«
    »Es heißt …«, beginnt Hermann und beugt sich über den Tisch. »Zeigen Sie ihn mir bitte noch einmal?«
    Bettina schüttelt den Kopf und schaut Nelly fragend an, die sich wieder an den Tisch gesetzt hat. Die Musik setzt aus, die Band braucht eine Pause.
    Frau Schick runzelt die Stirn. »Bettina, es reicht langsam mit den klugen Sprüchen. Das bringt doch niemanden weiter.« Herberger wird sicherlich rückwärts zur Tür rausgehen, wenn er Nelly, Bettina und sie bei einem esoterischen Häkelkränzchen erwischt. Das ist nichts für den.
    »Nein, nein, natürlich nicht«, entschuldigt sich Hermann bei Frau Schick und will Bettina schnell die Kugel abnehmen.
    »Was?«, wundert sich Frau Schick über Hermanns Bitte um Verzeihung.
    »Die Gravuren sind lediglich einige meiner Lieblingszitate, die ich mir einprägen will, solange es geht«, erklärt er. »Darum ritze ich sie in die Steine. Das muss ja niemandem gefallen.«
    »Es fördert seine Konzentration«, ergänzt Martha schlicht.
    »Ja, meine Finger können sich Buchstaben oft besser merken als mein Gehirn.«
    Ach du jemine! Frau Schick schämt sich mit einem Mal ganz gewaltig. Da hat sie sich gerade aber ganz dumm verplappert und mal wieder schwer nach Hildegard geklungen.
    Nelly greift rasch nach dem Sternsaphir und hält ihn ins Licht. Sie liest die silberne Gravur auf funkelnd blauem Grund laut vor. » To thine on self be true, thou canst not then be false to any other man.«
    » Das ist aus Hamlet «, sagt Hermann erfreut. »Das weiß ich. Ich liebe Hamlet .«
    »Ich auch«, sagt Frau Schick, »aber irgendwas fehlt. Nelly, kennen Sie den Rest?«
    »Und ob«, sagt diese. »Ich habe schließlich mal in einem Theater gearbeitet! Der vollständige Vers lautet: ›Vor allem eins: Dir selbst sei treu, und daraus folgt so wie die Nacht dem Tage, dass du nicht falsch sein kannst gegen irgendwen.‹«
    »Das ›treu‹ könnte man aber auch mit

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