Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Frau zu sein bedarf es wenig: Roman (German Edition)

Frau zu sein bedarf es wenig: Roman (German Edition)

Titel: Frau zu sein bedarf es wenig: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hera Lind
Vom Netzwerk:
Landmannes an und zeigte ihm dann sein Lutschpastillen-Sortiment.
    Die Dame sagte sehr wortreich etwas zum Thema: »In dieser Schachtel ist Milchpulver von der Marke Milupa, Sie müssen abgekochtes Wasser draufschütten und warten, bis es abgekühlt ist. Am besten, Sie halten die Flasche an die Backe oder tropfen sich was aufs Handgelenk.« Ich war begeistert. »J’ai encore besoin d’une bouteille …« und spitzte die Lippen, um anschaulicher zu saugen.
    Sie reichte mir eine aus dem Regal.
    Dann wollte ich eigentlich gehen, da fiel mir siedend heiß ein, dass ich noch eine Milchpumpe brauchte!
    Den Busen interessierten Saschas Launen nämlich wenig, und er würde spätestens beim »Labe die Brust, empfinde die Lust« zu tropfen anfangen.
    »Woll’ns mitfohrn?«, raunzte mich Schweinebacke an, der inzwischen irgendwelche grünlichen Drops in selbiger hin und her schob. Ich dankte dem gütigen Himmel für diese überirdische Erscheinung und sagte zu.
    Werner Wildebold roch penetrant nach Eukalyptus und Zahnarzt, als ich neben ihm auf dem Beifahrersitz hockte.
    Ich hatte noch in Windeseile die Sachen ins Chalet gebracht und meinen Koffer umgeladen.
    Paulchen schrie wie am Spieß, als ich kurz dort war. Sofort schoß die Milch ein. Ich konnte mir und Paulchen nicht mehr helfen.
    Nun rasten wir über dunkle, unübersichtliche Landstraßen durch den Nebel.
    Ich verkrampfte meine Hände auf dem Schoß.
    Das war ja wieder mal eine originelle Situation!!
    Ich hatte das Bedürfnis, mit einem Menschen darüber zu reden, was in mir vorging. Klaus würde sagen, ich solle mich einfach mitteilen, einfach alles aus mir rauslassen. Und überhaupt, mit Klaus wäre das alles nicht passiert.
    »Wegen eines fünfjährigen Tyrannen muss jetzt mein Baby verhungern«, begann ich einfach alles rauszulassen.
    »Wos sogens?«, Schweinebacke legte sich mit quietschenden Bremsen in die Kurve.
    Ich erzählte ihm von Paulchen und Frau Schmalz-Stange und Sascha. Dabei hielt ich mich krampfhaft an meiner soeben erworbenen Milchpumpe fest. Mein Leben hing an einem seidenen Faden. Und Paulchen würde vielleicht heute Abend Hungers sterben. Oder zumindest Brechdurchfall kriegen von diesem Milchpulverzeug. Mir ging es wirklich schlecht. Ich war kurz vor dem Sterben.
    Schweinebacke fuhr wie ein Henkersknecht.
    »Ssie, wos mocht diese Sopranistin, Ssie?«, war seine Antwort auf meine soeben geschilderte Not. »Wissens, wozu die zwäi Stimmbänder im Hols hot? Zum Ssingen jedenfolls net, Ssie! Die verkrrompft ja völlick! Ssie, wos sogen jetzt Ssie dazua?«
    »Ich finde, dass sie sehr schön singt«, sagte ich. »Da ich nichts vom Singen verstehe, halte ich mich aus sängerischen Beurteilungen meiner Kollegen stets raus.«
    »Naa, grraaslich, Ssie! Die konn doch net ssingen!«, fuhr er mich an und legte den fünften Gang ein. »Und wie’s aasschaat! Wie a Babagää! Ist dös Iana noch net aafgfolln, Ssie?! «
    Ich wandte schüchtern ein, dass ich sie sehr hübsch fände. Dabei unterdrückte ich ein Übelkeitsbäuerchen.
    »Wiesso singt die bäi uns? Hot die än rrächen Monn, der’n Dirrigentn bstochn hot?«
    Ich fand ihn ungeheuer dreist.
    Als wenn die Karriere einer Frau nur durch die Protektion ihres Mannes zustande kommen könnte! Typische Einstellung für diesen aufgeblasenen bayerischen Bölker.
    »Na und SSie! Äängschprung sind’s! Für die Onna! Do homs a grroße Schonx, Ssie! Vielläächt können’s Karriere mochn, wenn’s Glück hom!«
    »Zumal ich keinen reichen Mann habe und die Dirigenten immer selbst bestechen muss! «
    So, dachte ich. Dem habe ich’s gegeben.
    »Naa, ham’s kann Monn nicht? Do hot SSie ääner ssitznlossn, wos! Paalinne, Paalinne! Und jetzt müssens ssinga, um dös Kind zu ernährn! Ssie, dös is aa net äänfach, dös sogi Ianna!«
    Wenn ich nur noch solchen groben Gernegroßen begegnen muss wie dir, geh’ ich lieber Treppen putzen, dachte ich erbost. Klar, dass er felsenfest davon überzeugt war, MICH hätte einer »sitzenlassen«. Ich hatte aber nicht die geringste Lust, mit dem Typen über seine verkorkste Einstellung zur geschlechterspezifischen Rollenverteilung zu diskutieren. Mit dem nicht. Der würde es nie lernen. Da schonte ich lieber meine angefocht’nen Nerven.
    Wieso musste der Idiot so brettern?! Die neblig-beschienenen Bäume rasten an uns vorbei. Manchmal war ich sicher, dass der Nächste mein Tod sein würde.
    Armes Paulchen. Er hatte es nicht verdient.
    Nächstens würde ich ihn zu Hause

Weitere Kostenlose Bücher