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Frau zu sein bedarf es wenig: Roman (German Edition)

Frau zu sein bedarf es wenig: Roman (German Edition)

Titel: Frau zu sein bedarf es wenig: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hera Lind
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frisch, woll, vier Minuten, mach ich immer ganz genau mitte Eieruhr, nein, sacht Walta, Achnes, sachta, ich krich da Pickel von. Sachma. Und sein Junge, der Kalleinz, der getz mit der Ursella verheiratet ist, woll, der wo getz die Kinda auch schon wieder so groß sind, woll… HAPPICH Ihnen dat nich erzählt, Pauline?! HAPPICH doch erzählt! Dat liecht anne Hormone. HAPPICH doch gesagt, woll? WOLL!? Klaus! HAPPICH doch gesagt! Jungens kriegen von Eier Pickel, und das liecht anne Hormone.«
    »Können wir jetzt abräumen?«, fragte ich, weil meine Hormone und mein Cholesterinspiegel sich langsam zu einer klumpigen Masse hilfloser Wut vereinigten, von der ich immer rote Flecken bekomme, besonders den einen auf der Stirn, der aussieht wie Afrika. Dazu brauche ich gar kein Ei zu essen.
    »Ich hätt’ gern noch ‘n Kaffee«, sagte Klaus hinter seiner Zeitung.
    Das war mein Untergang in diesem unseren Frauenüberschuß-Gemeinschaftshaushalt. Ohne es zu ahnen, hatte Klaus der kleinen unterirdischen Rangelei um Macht und Recht und Kind und Ei die entscheidende Wende gegeben. Jetzt durfte Achnes der Welt zeigen: Die rechte Braut ist noch daheim!
    Wieselflink sprang sie auf, rannte zur Kaffeemaschine und holte die Kanne. Herr Lehrer, ich bin eine ganz Flinke. Bevor die faule Paula überhaupt ihren Hintern vom Stuhl gehoben hat, bin ich schon an der Kaffeemaschine angekommen! Gewonnen! Da guckt der Hase dumm aus der Wäsche, und der Igel freuet sich!
    Klaus streckte ahnungslos die Tasse unter seiner Zeitung hervor. Jacobs allerbeste Krönung mit dem feinen Röstaroma verbreitete einen heimeligen, festlichen Palmsonntagsduft. Welch ein Friede!
    »Danke«, sagte Klaus und las weiter.
    Frau Pupke und ich, wir guckten uns an.
    »Können wir trotzdem schon mal abräumen«, sagte ich übellaunig, »ich will mich einsingen.«
    »Moment noch«, sagte Klaus hinter seiner Zeitung. »Ich brauche Milch.«
    Sein Arm erschien und schwebte suchend über dem Tisch. ZACK! Das war die neue Chance für Achnes! Sieh, ich bin die Magd des Herrn! Dir geschehe, wie du gesagt hast! Tarantelmäßig sprang sie auf, wieselte um den Tisch und reichte dem Herrn Doktor das Milschkännschen dar.
    Gewonnen! Der Hase hatte schon wieder das Nachsehen, der Igel war schon da!!
    Um Jacobs Krönung noch die Krone aufzusetzen, schenkte sie dem Herrn Doktor sogar noch ein und erhaschte durch mehrmaliges Fragen »Genuch? Iss genuch?«, sogar einen Blick von ihm, unserem gemeinsamen Chef und Gatten! Völlig frustriert schlich ich, durch und durch Verliererin, mit dem Rest der Zeitung aufs Klo.
    Dort heulte ich leise und zerknirscht vor mich hin, bar jedweden Trostes von Seiten meines Kindsvaters, der nicht ahnte, wie aufgewühlt meine verletzliche Seele war.
    Ich blieb so lange auf der barmherzigen Brille hocken, bis der Triumphgesang von Frau Pupke mit dem bezeichnenden Lied »Wie das Fähnchen auf dem Turme« unter Gekeuch und Geächz im Treppenhaus verhallt war.
    Dann wankte ich ins Wohnzimmer und warf mich heulend gegen das Klavier. Ich war richtig gut in Stimmung für eine Passion.
    »Schläfst du jetzt öfter hier?« Simon fiel in seinen einzig freigebliebenen Sessel und sah mir dabei zu, wie ich das Mattenlager auf dem Fußboden vergrößerte.
    »Wenn es dir nichts ausmacht?«, antwortete ich bescheiden, indem ich meine selbst mitgebrachte rote Wolldecke ausbreitete.
    »Aber nein, Liebes, ich fände es sogar ausgesprochen nett«, sagte Simon gütig.
    Dabei piekste er mich mit der großen Zehe seiner Wollsocke in den Hintern.
    »Da bin ich aber froh«, sagte ich erleichtert. »Ich dachte schon, du fühltest dich belästigt.«
    »Du kannst dich ja ab und zu ein bisschen im Haushalt nützlich machen.« Simon sog an seiner Pfeife. Ein süßliches Aroma schwebte in Wolken auf mich herab.
    Ich krabbelte zum Fußende der Matratze, um einige vor sich hin gammelnde Schlafanzughosen aus der Ritze zu zerren. »So? Meinst du so?«
    »Nein, lass die drin, die brauch’ ich als Abdichtung«, sagte Simon und winkte die Schlafanzughosen mit dem Stiel seiner Pfeife wieder in ihre Ritze. »Alles hier in der Wohnung hat seinen Sinn. Alles«, sagte Simon. »Du magst das im Einzelnen nicht immer erkennen, aber es ist so. Deswegen ist es auch jedes Mal ein Drama, wenn dieser unsensible Putzdrachen zum Saubermachen kommt. Die ist in der Lage und schmeißt meine halbe Wohnung weg.«
    »Nee, ist klar«, sagte ich betroffen. »Und wie soll ich mich, deiner Meinung nach, in deinem

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