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Frau zu sein bedarf es wenig: Roman (German Edition)

Frau zu sein bedarf es wenig: Roman (German Edition)

Titel: Frau zu sein bedarf es wenig: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hera Lind
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dich nicht anpassen willst, kannst du auch nicht glücklich werden.
    Anpassen?
    Ja! Anpassen! Das ist das ganze Geheimnis!
    Nee, ist klar. Anpassen. Wenn’s mehr nicht ist!
    Frau zu sein bedarf es wenig, wer sich anpasst, ist ein König.
    Warum hatte ich nur solche Schwierigkeiten mit dem verdammten Anpassen? Wo doch schon Tausende von Frauen vor mir durch Anpassungsfreude zum Ziel gekommen waren?
    Was machte ich nur immer falsch?

»Hat die gnädige Frau noch einen Wunsch?«
    Der Mensch, der uns die Koffer auf unsere bescheidene Suite gebracht hatte, wartete ergebenst auf weitere Befehle.
    »Bring er mir den Veranstaltungskalender«, sagte ich, »hurtig, sput er sich!«
    Klaus wollte ein Bier, aber ein großes.
    Wir sanken auf das breite ovale Bett. Auf dem Kopfkissen lag für jeden von uns ein weißes Praliné.
    »Was machen wir heute Abend?«, fragte Klaus, während er die beiden Pralinés in den Mund stopfte. In jede Backentasche eines.
    »Wir könnten in die Oper gehen«, sagte ich begeistert. »Oder ins Konzert.«
    »Oh«, sagte Klaus mit vollen Backen. »Jetzt habe ich dein Betthupferl aufgegessen. Entschuldige! Ich werde dir sofort ein neues bestellen!« Er griff zum Telefon.
    »Danke«, sagte ich. »Du weißt doch, was mein Motto ist.«
    »Nee, hast du ein Motto? Ist mir noch gar nicht aufgefallen!«
    »Bachkantate Nummer 54.«
    »Bachkantate Nummer 54? DAS ist dein Motto?«
    Klaus war wirklich sehr naiv.
    »Widerstehe doch der Sünde.«
    »Ach so«, sagte Klaus. »Das ist allerdings dein Motto.«
    »Nicht, was du meinst.«
    »Ich bin ja auch im engsten Sinne keine Sünde.«
    »Nee, aber vielleicht eine Sünde wert«, sagte ich leichtsinnig.
    »Ja? Meinst du wirklich?« Klaus schmiss sich begeistert in meine Betthälfte. Er roch verführerisch nach einer süßlichen Mischung aus Vanille, Rum, Sahne und Rasierwasser.
    »Nein, nein«, sagte ich erschrocken. »Lass doch den Quatsch! Halte dich bitte an unsere Abmachung!«
    »Und die lautet?«, fragte Klaus körperkontaktfreudig.
    »Nich am Bär packen«, sagte ich und kicherte.
    In dem Moment kam der Angestellte des Hotels mit dem Veranstaltungskalender und dem Bier.
    »Hmmm!«, sagte Klaus, als er aus dem Glas wieder auftauchte. »So was Köstliches gibt es nur in Bayern!«
    Ich stöberte aufgekratzt in dem Kulturkalender herum. Heute Abend gab es in der Oper: Frau ohne Schatten. Nein danke. Das hatten wir doch schon mal gesehen. Dunkel, wie dunkel, war das Bühnenbild, und düster, geradezu finster war die Erinnerung an diesen Silvesterabend. Vielen Dank. Wir haben einen Eindruck.
    Am Musikantenstadl mit Fredl Fusl waren wir nicht so interessiert, Klaus und ich. Auch auf Godot mochten wir nicht warten. Das Leben ist kurz genug. Aber hier: In der Residenz gab es heute Abend ein Sinfoniekonzert! Die Münchner Philharmoniker spielten Beethovens Neunte! Wenn das nicht ein musikalischer Glücksfall war!
    »Klaus«, sagte ich entschieden, »da gehen wir hin!«
    »Wenn es dir Freude bereitet«, sagte Klaus.
    Ich sah ihn durchdringend an. Nach dem reichhaltigen Essen im Flugzeug und dem großen Bier im Hotelzimmer würde er bestimmt einschlafen, wie er das bei kulturellen Veranstaltungen immer zu tun pflegte.
    Mir sollte es egal sein. Ich würde Beethoven hören! Freude schöner Götterfunke! Tochter im Delirium! Genau danach war mir zumut’. Klaus ohne Pupke: das schrie doch nach Triumphgesang!
    Ich starrte eifrig auf das Kleingedruckte.
    Die Solisten. Wer waren die Solisten?
    Mir stockte das Herz. »Antje Zier, Sopran«, stand da. Mein Gott, wie steil war ihre Karriere!!
    Mein Schweinehund torkelte vor seine Hütte und musste sich aus Neid überantworten.
    Tante Lilli schlug mit der Rute auf ihn ein: Willst du wohl gönnen können, du charakterloses Borstenvieh! Deine Freundin ist auf dem Weg nach oben! Stell auf den Tisch die duftenden Reseden! Winde ihr den Jungfernkranz!
    Ist O. K., mach’ ich, sagte ich zerknirscht. Klar freue ich mich für sie. Pock.
    Anstandshalber guckte ich noch auf die anderen Solisten-Namen. Den Alt kannte ich nicht. Intellektua Kraft. Nie gehört. Der Tenor war mir irgendwie geläufig. Unter Bass stand »NN«
    »Was heißt denn »NN«?«, fragte Klaus, der sich nähebedürftig zum Mitlesen an meine Schulter gelehnt hatte.
    »Noch niemand«, sagte ich fachmännisch.
    »Aber bis heute Abend werden sie doch einen gefunden haben, oder muss das Konzert sonst ausfallen?«
    »Mach dir keine Hoffnungen. Die finden einen. So eine Mucke lässt

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