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Frau zu sein bedarf es wenig: Roman (German Edition)

Frau zu sein bedarf es wenig: Roman (German Edition)

Titel: Frau zu sein bedarf es wenig: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hera Lind
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baggerte sie an! Auf offener Bühne! Ge-schmack-los.
    Ich weiß wirklich nicht mehr, wie dieses Konzert ablief. Irgendwann müssen sie alle aufgestanden sein und gesungen haben, ich habe keine Ahnung.
    Wie im wachen Traume schwebt sein Bild mir vor. Taucht aus tiefem, tiefem Dunkel heller, heller nur empor. Sollte ich mich so in Simon geirrt haben? Gut, er war ein außergewöhnlicher Mensch. Euer Merkwürden, sozusagen. Damit hatte ich mich ja längst abgefunden. Aber im Allgemeinen war Simon doch völlig einfach strukturiert! Leicht durchschaubar, absolut monoton! Wusste man einen seiner Tricks, so konnte man sich die Anderen zusammenreimen. Auch seine Unverbindlichkeit war mir schon bekannt. Simon hielt nichts von festen Bindungen. O. K. Damit konnte ich leben. Ich hielt schließlich auch nichts davon. Aber so ein handfester, vorsätzlicher Betrug?!
    Das war aber gar nicht ausgesprochen nett von ihm!
    Zu meiner Überraschung bemerkte ich, dass es mir noch viel weher tat, über Antje nachzudenken. Wir hatten in einem Bettchen geschlafen! Wir hatten von einem Tellerchen gefrühstückt! Wir hatten zusammen gelacht und gelästert und einander von unseren sieben Zwergen erzählt. So was prägt!
    Sie wusste von mir und Simon.
    Kein Zweifel. Antje wusste, dass sie mich betrog.
    Und sie tat es einfach so.
    »Wie sieht er aus?«, hatte sie gefragt, damals, im französischen Bett von Montcluton.
    »Intellektuell«, hatte ich geantwortet.
    »Dann ist er es«, hatte sie gesagt und war fröhlich eingeschlafen.
    Antje. Meine Freundin Antje.
    Sie liebte Simon nicht. Sie liebte überhaupt niemanden außer sich selbst.
    Sie tat es einfach so, aus Spaß. Um uns damit zu zeigen, dass sein erbarmungsvoller Wille …
    Männer waren doch alle gleich.
    Mehr oder weniger autarke Waschlappen.
    Man konnte sie alle durch die Pfeife rauchen.
    Simon und Antje waren von der Bühne gegangen, ohne mich zu bemerken.
    Zu sehr waren sie mit einem kleinen neckischen Wortgeplänkel beschäftigt gewesen. Allerdings: ich hatte auch nicht geklatscht oder »Zugabe!« gebrüllt, sondern mich unauffällig im Hintergrund gehalten.
    Später saßen der ausgeschlafene Herr Doktor und die geknickte Diva im Hotel-Restaurant.
    Es war wie damals: Klaus speiste mit großem Appetit ein frisch erlegtes Wildschwein, und die Diva blickte stumm auf dem ganzen Tisch herum. Sosehr der devote Kellner mit den öligen Haaren auch versuchte, ihr die Speisekarte schmackhaft zu machen.
    Mir war nach einem lauwarmen Haferschleim. Recht fadenziehend sollte er sein und nach Pappe schmecken.
    »Meine Frau hat einen empfindlichen Magen«, sagte der Herr Doktor zum Kellner. »Haben Sie nicht etwas Leichtes, vielleicht eine Portion Milchreis oder … Brei?«
    Wütend stieß ich ihn unter dem Tisch ans Schienbein. Erstens war ich nicht seine Frau, und zweitens gingen den Kellner meine Essstörungen nichts an.
    Der Kellner verzog keine Miene. »Wir hätten da ein Mus vom Lachs«, sagte er aalglatt. »Ganz leicht bekömmlich und auch sehr kalorienarm!« Er freute sich über seine Kombinationsgabe. Klar. Die Kleine mit den Puffärmeln wollte nicht so dick werden wie ihr Mann.
    »Gegen Fisch ist sie allergisch«, sagte Klaus freundlich und führte sich das Weizenbierglas zum Munde.
    »Ein Schneckensüppchen …?« versuchte es der Kellner.
    Ich wand mich vor Verlegenheit.
    Kind, der Mann meint es doch nur gut. Nun sei bescheiden und höflich und bestell dir das Schneckensüppchen und mach dich nicht so wichtig.
    Klaus tauchte soeben wieder aus seinem Glas auf, wischte sich mit Hilfe der damastenen Serviette den Schaum aus dem Gesicht und sagte: »Sie ist beim Essen etwas eigen. Haben Sie nicht irgendetwas ohne Fleisch?«
    »Unser Vollkornbratling wird immer gern genommen«, sagte der Kellner und strich sich die öligen Haare glatt. »Der ist in reinem Sonnenblumenkernöl zubereitet.«
    »Nein danke«, sagte ich, seine Frisur betrachtend.
    »Haben Sie Quark?«, fragte Klaus. »Meine Frau isst gerne Sachen, die man nicht kauen muss! Zur Zeit steht sie auch unheimlich auf Grießbrei.«
    Die Diva stampft und hacket, mit ihren Stiefelein.
    »Zähne hat sie aber«, bemerkte der Kellner höflich.
    »Die benutzt sie nur zum Fletschen«, sagte Klaus und tauchte erneut in seinem Glas unter.
    »Ich werde sehen, was ich machen kann«, sagte der Kellner und machte eine Kehrtwende. Klaus streckte ihm noch sein leeres Glas in den Weg, damit er bloß nicht ohne frisches Bier wiederkäme.
    »Na, wenigstens

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