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Frau zu sein bedarf es wenig: Roman (German Edition)

Frau zu sein bedarf es wenig: Roman (German Edition)

Titel: Frau zu sein bedarf es wenig: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hera Lind
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repräsentative Umfrage gelesen. Der deutsche Mann ist wieder monogam! Treue ist im Trend! In der Familie liegt die Zukunft!
    Bäh, bäh, bäh! giftete der Schweinehund. Hoffentlich Firlefanz-versichert! Wir machen aus der Zukunft eine Sause! krächzte er aufgebracht.
    Na und? Besser ein Besonnener im Bett als ein Versponnener auf dem Dach!
    Ich weiß nicht … wagte ich einzuwerfen.
    Du hältst dich da raus! giftete der Schweinehund.
    An die Leine, bissiges Biest, zeterte Tante Lilli und warf einen Stock nach der Bestie.
    Die Beiden stritten noch eine ganze Weile miteinander, während ich auf den geharkten Pfaden der städtischen Grünanlage einherwanderte. Links und rechts lagen die knackbusigen Bayernmädels im Heu und übten sich im provokant-unkonventionellen Sonnenbaden. Hach, seufzte ich so vor mich hin, diese sorglosen jungen Dinger!
    Pauline, mach Karriere! Lass dich bloß nicht von einem gediegenen Doktor daran hindern! Und vergiss nie wieder mit Absicht die Pille! Dummes Mädel aber auch! Wenn das mal gut geht!
    Pauline, denk an deinen Sohn! So einen Mann für die Mutter deines Sohnes findest du nie wieder! Und so einen Vater für den Bruder deines Sohnes auch nicht!
    Klar findest du Männer, der Bühnenhimmel und der Orchestergraben sind voll davon! Das Abenteuer ruft!
    Du bist zu alt für Abenteuer. Du gehst auf die dreißig zu! Willst du eine alte Jungfer werden?
    Mit dreiunddreißig Jahren, da fängt das Leben an, bölkte der Schweinehund heiser. Reife Frauen wissen das erst richtig zu schätzen! Im verkorksten Mann liegt der Reiz des Exzentrischen!
    Und Simon?
    Klar! Der auch! Der Kerl hat Klasse! Und ein herrlich dominantes Egoschwein! Mit dem werde ich mich auf der Lasterwiese tummeln!
    Welchen von diesen zweien …?
    Wir konnten einfach nicht zu einer Einigung kommen. Dafür war eine Stunde zu knapp.
    Müde und geschafft und völlig uneins mit mir und meinem Innenleben erreichte ich wieder das Hotel.
    Drunten in dem Saale saß man schon beim Mahle.
    Sämtliche Mediziner plus Anhang hockten artig auf ihren samtenen Stühlen und starrten stumm auf das Stillleben vor ihrer Nase: Suppentasse, Serviette, Silberbesteck.
    Nein, meine Suppe ess ich nicht, rief der Schweinehund und wandte sich widerborstig ab.
    Es wird gegessen, was auf den Tisch kommt, rief Tante Lilli und zog das Tier an den Ohren.
    Wasch dich, kämm dich, mach dich nett, zier dich nicht und sei ganz natürlich und bescheiden und rede nur, wenn du gefragt wirst, und schmatz nicht beim Essen und lach nicht mit vollem Mund und sei nicht immer gleich so plump vertraulich!
    Nee, ist klar. Tapfer erhobenen Hauptes schritt ich auf meinen Stöckelschuhen quer durch den Saal.
    Der ölige Kellner stand bereits mit der Kelle am Tisch. Tu mir nichts, ich tu dir auch nichts, sagte ich mit Blicken zu ihm.
    Da bemerkte mich Klaus, der bereits hungrig ein paar Brote mit Kräuterbutter zur Strecke gebracht hatte, wie die tausend Krümel rund um seinen Essplatz indiskret verrieten.
    Erfreut stand er auf und kam mir entgegen. Das Bier in seinem Glas schwappte unwillig.
    »Gut siehst du aus, Pauline«, strahlte er mich an. »Ich bin stolz auf dich!«
    »Nur keine Vorschusslorbeeren«, raunte ich ihm zu. »Ich tue, was ich kann! «
    Klaus stellte mich den Herrschaften an seinem Tisch vor. »Frau Frohmuth, meine Frau!«
    Das war ja nun wirklich übertrieben! Lässig klopfte ich mit den Fingerknöcheln ein paar Mal auf das Tischtuch. »Tach zusammen!«
    Die Herren, die schon, ihre Jacketts zuknöpfend, aufgesprungen waren, um mir untertänigst die Hand zu küssen, ließen sich wieder auf ihre samtenen Sessel fallen.
    Der ölige Kellner griff erneut zur Kelle.
    Klaus schob mir den Stuhl zurecht und lachte fröhlich in die Runde.
    »Dann können wir ja anfangen! Was gibt es denn Schönes?« »Schneckensüppchen«, sagte der Kellner emotionslos. Die anderen Damen falteten elegant ihre Servietten auseinander und deponierten sie mit spitzen Fingern auf ihrem Schoß.
    »Na?«, fragte ich erstaunt. »Worauf warten wir?«
    »Möchte die gnädige Frau heute wieder etwas Bestimmtes?«, fragte der Kellner den Herrn Doktor.
    »Nein«, sagte ich großzügig. »Heute probiere ich mal Ihr Schneckengebräu!« Friedfertig grinste ich den Kellner an.
    Schließlich war ich eine Frau von Welt! Jeder Situation gewachsen! Patrizia von Tut-und Taugt-Nix konnte schließlich auch nicht ihren heimlichen Süchten frönen!
    »Schütten Sie ruhig ein!«, munterte ich den Ober auf. »So

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