Frau zu sein bedarf es wenig: Roman (German Edition)
Würfel waren gefallen.
Ich würde auf dem Festland bleiben und Karriere machen. Wenigstens vorübergehend. Solange es noch ging.
Mit eisiger Stimme rief ich Simon an und teilte ihm in knappen Worten mit, dass ich aus rein finanziellen Gründen die dritte Dame singen würde. Simon fand das ausgesprochen nett.
Achnes freute sich wie ein Kind, als ich ankündigte, dass ich den geplanten Familienurlaub aus beruflichen Gründen leider würde boykottieren müssen. »HAPPICH es nich grade gesagt, dass du in letzter Zeit nich viel wech warst? HAPPICH es nich gesagt? Sachma! Und da ruft ein Opernsänga an, un schonn bisse wieda wech! Woll! Sachma! Wenn das nich ein Zufall is! Was? Klaus! Sachma! Getz isse wieda wech! Getz hat se wieda wat zu singen! Kaum sarich es, da krichtse wieda ein Auftritt! Sachma. Wenn dat nich ein Zufall is. Sachma. Woll?«
Klaus sagte weder woll noch sachma. Schweigend erhob er sich und ging hinein und setzte sich an seinen Computer, wo er sich immer verschanzt hatte, wenn ich zu keiner Huldvereinung bereit gewesen war. Zwischen uns herrschte augenblicklich wieder die altgewohnte Zweckgemeinschaft.
Wahrscheinlich glaubte Klaus, dass Simon der Grund für meine Absage war.
Dabei war es Achnes mitsamt ihrer ostfriesischen Cousine, die mich in die Arme des Anderen getrieben hatte!
Dass Männer so blind sein können!
Nachdem wir Frauen unserer Haushaltsrolle gemäß in der Küche Ordnung gemacht hatten, wobei Achnes mit nicht zu bremsender Begeisterung von Waltas Cousine Alma, deren Mann Hugo und dessen Erlebnissen im Fischereigewerbe auf dem ihm eigenen Hochseekutter erzählt hatte, schlich ich mich zu Klaus ins Arbeitszimmer.
»Es tut mir leid, dass ich nicht mitfahre«, begann ich. »Aber ich kann einfach nicht.«
»Natürlich«, sagte Klaus, indem er auf seinen Bildschirm starrte. »Tu, wozu du dich berufen fühlst. Es ist doch völlig klar, dass du ein Engagement annehmen musst, wenn du endlich mal eines kriegst. Dein Beruf ist dir sehr wichtig, und das akzeptieren wir selbstverständlich.«
Mit großer Konzentration fummelte er an seinem Schiebeschalter herum, den er »Maus« nannte und dem er irgendwelche Befehle zu geben die Macht hatte.
Das akzeptieren WIR! Achnes und er, eine untrennbare Einheit!
»Das finde ich nett von euch«, sagte ich ironisch.
»Ist doch klar«, antwortete Klaus und tippte weitere chaotische Zeichen in den Apparat.
Reine Übersprungshandlung natürlich.
Ich stand abwartend mit dem Rücken zur Tür und starrte auf die beleidigte Hinterfront meines Kindsvaters.
Tu doch was, du dickfelliger Eisbär, steh auf und zieh mich leidenschaftlich auf deinen Chefsessel und drück mir meinetwegen einen feuchtwarmen Kuss ins Gesicht, wie du das früher immer getan hast!
Beschwöre mich, dass ich mitfahre auf die ostfriesische Insel, weil du ohne mich nicht wellenbaden magst! Beteuere, dass du viel lieber mit mir unter einer Badehaube steckst als mit Frau Pupke! Sofort lasse ich das blöde Engagement sausen!
Nur ein Wink von deinen Händen stürzt ohnmächt’ger Menschen Macht!
Doch nein.
Klaus wollte leiden.
»Keiner hat dich richtig lieb, woll!«, sagte ich streitlustig. »Nur Tante Pupke!«
»Quatsch«, sagte Klaus, ohne sich umzudrehen.
»Sachma!«, sagte ich provokant.
Klaus fuhr wütend auf seinem Drehstuhl herum: »Deine Eifersucht auf Frau Pupke ist lächerlich!«
»Ist sie nicht! Frau Pupke zerstört meine Gefühle für dich im Keim!«
»Frau Pupke wäre froh, wenn du Gefühle für mich hättest!«
»Meine Gefühle für dich gehen Frau Pupke einen Scheiß an!«
Ich wurde rot. Das hatte ich so direkt eigentlich gar nicht formulieren wollen. Ärgerlich wendete ich mich ab.
»Gehen sie nicht, weil Frau Pupke mit zur Familie gehört! Ohne sie wären wir aufgeschmissen!«
»Wären wir nicht! Mit etwas gutem Willen hätten wir morgen schon eine andere Haushälterin! Eine, die NICHT zur Familie gehört!«
»Und an Paulchen denkst du nicht?!«
»Doch«, brüllte ich, »gerade an Paulchen!«
»Deine Erfahrungen mit Kinderfrauen waren doch allesamt bejammernswert«, schnauzte Klaus, »ich habe dir lange genug freie Hand gelassen!«
»Du hast mir überhaupt keine freie Hand zu lassen«, pöbelte ich im Emanzenton. »Ich BIN frei! So! Damit du es weißt!«
»Bist du auch!«, schrie Klaus und donnerte die Maus auf den Schreibtisch. »Geh deiner Wege! Das habe ich dir schon Weihnachten angeraten! «
»Aber meinen Sohn nehme ich mit!«, schnaufte ich in
Weitere Kostenlose Bücher