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Frau zu sein bedarf es wenig: Roman (German Edition)

Frau zu sein bedarf es wenig: Roman (German Edition)

Titel: Frau zu sein bedarf es wenig: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hera Lind
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regelmäßige Bezugsperson …«
    »Wie ein kleines Entlein … «, höhnte ich sarkastisch. »Herr Doktor, wo haben Sie das nur gelesen! Das mag ja theoretisch alles stimmen, nur auf unseren praktischen Fall bezogen …«
    »Unser praktischer Fall ist der, dass die Mutter sich mit aller Macht selbstverwirklichen will«, sagte Klaus scharf. »Dazu kommt, dass die Mutter sich überhaupt nicht auf den Vater festlegen mag. Und solange die Mutter sich ausgesprochen pubertär benimmt und nur sehr unregelmäßig zu Hause erscheint, ist Frau Pupke hier nicht wegzudenken. So. Und das bestimme ich im Interesse meines Sohnes. Weil ich ihn nämlich auch liebe, den Paul!«
    Spätestens jetzt heulten wir beide. Klaus wie immer aus Selbstmitleid und ich wie immer aus Wut.
    »Armer, schwarzer Kater!«, schnaubte ich. »Geh ma nach Tante Pupke hin, die wischt dir bestimmt die Tränen ab und putzt dir die Nase. WOLL!«
    Damit ergriff ich endgültig die Flucht. Ich knallte die Tür, dass sein Computer Rauchwölkchen entwickelte, und polterte ins Schlafzimmer, um meinen Koffer zu packen. Draußen auf dem Flur stand klein und schrumpelig Frau Pupke. So sah also die Frau aus, die mich im Kampf um den Vater meines Kindes besiegt hatte. Wer hätte das gedacht.
    »Hapta Streit?«, fragte sie, als ich tränenblind an ihr vorbeistob. »Sollt doch nett zueinander sein, happich doch gesacht!«
    Ich packte in grenzenloser Verzweiflung meine Habseligkeiten. Hier gehörte ich nicht mehr hin. Hier wurde ich übervorteilt und meiner Grundrechte beraubt. Man nahm mir mein Kind und man nahm mir die Luft zum Atmen.
    Frau Pupke war ins Aabeitszimma gegangen und tröstete Klaus, der gramgebeugt über seinem kaputten Computer saß.
    »Ich zieh dir dat Kind groß«, hörte ich sie sagen.
    »Happich dir damals schon bei Irene gesacht. Aba die wollt ja kains. Ich tu es dir großziehen. Kannzte zukucken. Wenn du Nachtdienst hast, bringe ich es dir jeden Tag in die Klinik!«
    Fassungslos stand ich da und lauschte.
    »Es ist Paulines Kind«, sagte Klaus.
    »Die will dat doch nich«, sagte Achnes. »Die hat doch nur ihre Karriere im Kopf!«
    Der Lauscher an der Wand …
    Wie betäubt lief ich ins Kinderzimmer, um von Paulchen Abschied zu nehmen.
    Und ob ich dich will, mein Kerlchen!
    Es lag da mit seinem lächerlichen selbstgestrickten hellblauen Hasen im Arm und atmete fast lautlos, in Tiefschlaf versunken.
    Tschüs, mein Kleiner. Fahr schön an die See und erkälte dich nicht. Ich hole dich hier raus!! Deinen Papa würde ich auch gerne hier rausholen. Weil ich ihn eigentlich fürchterlich liebe. Aber solange er es vorzieht, eine Frau als Versorgungsinstitut zu betrachten, soll er verdammt noch mal bei seinem Nächstenliebespeienden Drachen bleiben. Ich werde dich von dem Ungetüm befreien, das schwöre ich!! Wenn wir uns wiedersehen, kannst du bestimmt schon laufen. Schade, dass ich deine ersten Schritte nicht erlebe …
    Dabei verlor ich endgültig die Fassung. Tränenblind stolperte ich mit meinen Koffern in die warme Sommernacht hinaus.
    Von der nächsten Telefonzelle rief ich Robby den Geiger an. Ohne große Erklärungen fragte ich: »Kann ich fürs Erste bei dir wohnen?«
    Der Geiger fand die Idee großartig. Er sei zwar gerade auf dem Sprung in den Orchestergraben, aber er lege mir den Schlüssel unter die Fußmatte.
    Eine Stunde später saß ich auf seiner Küchenbank.
    Wer hätte das gedacht.

Robby war nun bereits der dritte Mann, bei dem ich innerhalb von einem Jahr einzog. Komisch. Als ich noch ledig und kinderlos war, war mir das nie passiert. Da war ich immer vollkommen autark irgendwie!
    Immerhin: Hier gab es weder eine unerträgliche Nebenbuhlerin mit überdurchschnittlichen hausfraulichen Qualitäten, noch musste ich mich mit zwei Quadratmetern auf einer Schmuddelmatratze begnügen.
    Robby war schier aus dem Häuschen vor Gastfreundschaft. Er überschlug sich ohne Unterlass, um mir alles recht zu machen.
    »Pauline! Dass du da bist! Wer hätte das gedacht! Was möchtest du essen, trinken, schlafen, rauchen, telefonieren, lesen … Was kann ich für dich tun?!«
    »Mir zuhören und mich in Ruhe lassen«, sagte ich und schnaubte mir die Nase.
    »Wenn’s mehr nicht ist«, sagte Robby und setzte sich zu mir an den Tisch.
    »Leg mal los, Pauline. Gibt’s Ärger mit dem Kindsvater?«
    »Ja, und mit Frau Pupke!« schniefte ich.
    Dann erzählte ich ihm, von hemmungslosem Geschluchz geschüttelt, mein bejammernswertes Schicksal.
    Es dauerte

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