Frau zu sein bedarf es wenig: Roman (German Edition)
nett.«
»Zur ersten Dame habe ich es bei dir wohl nie gebracht!«
Kind, so was SAGT man nicht zu einem Mann!
Simon wollte mich sowieso nicht verstehen. »Die erste Dame ist eine Sopran-Partie, soweit ich unterrichtet bin. Das macht übrigens eine Bekannte von dir, die nette kleine Antje Zier! Hahaha, das reimt sich!« freute er sich.
Würd’ ich mein Herz der Liebe weih’n, so müsst’s nicht dieser Dümmling sein, dachte ich erschüttert.
Ich hatte eigentlich schon zusagen wollen, nur um meinen häuslichen Problemen aus dem Wege zu gehen, aber zwei sehr unterschiedliche Gesichtspunkte hielten mich zurück. Zwei Weibsbilder nämlich, die es auf meine zwei Männer abgesehen hatten. Die Pupke und Antje. Beide auf ihre Art höchst gefährlich.
Ich sollte fort? Sie wäre gern mit ihm allein, nein, nein, das kann nicht sein! Was würd’ die Pupke darum geben, könnt’ sie mit diesem Doktor leben!
»Tut mir leid. Ich habe keine Lust, die dritte Dame zu sein.
Ich geh’ mich nie mit zweit- und drittklassigen Besetzungen ab. Meine Tante Lilli ist übrigens der Meinung, dass aus mir sowieso keine Dame wird. Wenn euch die fette schwarze Eule aus München nicht gut genug war – tja, Pech für die Oper!« Dann legte ich auf.
Damit hatte ich mich verraten. Ganz klar. Selbst der unkonventionelle Simon musste nun darauf kommen, warum ich unsere lockere, ausgesprochen nette Beziehung, gegen die er im Prinzip nix gehabt hatte, von heute auf morgen abgebrochen hatte.
Postwendend rief er wieder an.
»Du warst also in der Neunten in München.«
»War ich«, äffte ich gereizt.
»Es war ein ausgesprochen netter Einspringer für mich.«
»Weil das ausgesprochen nette Häschen Antje Zier dort einhersprang, was!«, höhnte ich hasserfüllt.
»Warst du nicht mit einem Arzt dort zum Kongress?«
»Ja. Aber das tut nichts zur Sache.«
»Und was sagt der zum Thema Eifersucht?«
»Nichts«, antwortete ich übellaunig. »Der schlief.«
»Pauline!«, rief Klaus von draußen. »Kommst du?«
»Gleich!«, schrie ich zurück. Ich wusste nicht, für wen ich größeren Hass hegen sollte, für meinen Friede-Freude-Eierkuchen-Kindsvater oder meinen Beste-Freundin-Verführer und Ex-Matratzen-Liebhaber Simon.
»Da ruft dich wer«, bemerkte Simon mit zäher Penetranz.
»Genau. Ich bin nämlich nicht allein!«
»Nein, nein, deine Frau Mutter ist da, und ihr esst Kartoffelsalat und saure Gurken«, sagte Simon. »Weiß ich alles schon.«
Ich kriegte plötzlich sehr viel Lust auf saure Gurken. »Tschüß«, sagte ich. »War ‘ne schöne Zeit mit dir.«
Dann legte ich auf.
Als ich vom Heulen auf dem Klo zurückkam, waren Klaus und Achnes mit ihrer Haushaltsdebatte schon sehr viel weiter gekommen.
Die Urlaubspläne, die die Beiden inzwischen geschmiedet hatten, waren dermaßen abschreckend, dass ich bereit gewesen wäre, sogar die achte oder zwölfte Dame in Hinterzarten zu singen. Oder als stumme Statistin Theresa Horn die Krokotasche hinterher zu tragen.
Der Bekannte von Achnes, besagter Walta, hatte nämlich eine weitläufige Cousine auf einer ostfriesischen Insel, die eine sogenannte Fremdenpension bewirtschaftete. Da auf jener ostfriesischen Strafkolonie weder kulturell noch wirtschaftlich der Stand des zwanzigsten Jahrhunderts erreicht war, fuhren dort auch keine Autos. Achnes schwärmte davon, mit Sack und Pack per Fährschiff anzureisen und dann viele windige Urlaubstage auf den rauhen Dünengräsern zu verbringen. Da gebe es auch ein Wellenbad, in dem sich bei schlechtem Wetter, also meistens, die gesamte Urlauberschar versammelte. Es bestehe aber Badehaubenpflicht wegen de Hügieene, woll? Ich stellte mir Achnes und Klaus mit Badehaube im pipiwarmen Salzwasser vor und wusste, dass ich den Freizeitwert dieses Urlaubs durch meine pure Anwesenheit nur schmälern konnte.
Macht eure Hochzeitsreise ohne mich!
Für Paulchen war der Ostfriesentrip sicherlich eine Alternative zum städtischen Sandkasten. Schon wegen der Luftveränderung.
Später würde ich ihm erklären müssen, warum er als Einjähriger bereits ohne seine Mutter in Urlaub fahren musste. Wegen Zerwürfnis des Elternhauses mit dem Personal.
Klaus schmiss mir Blicke zu, die mich anflehten, ihn doch nicht mit Achnes allein auf die unzivilisierte Insel des Grauens zu schicken.
Ich übersah sie geflissentlich.
Zertrümm’re, zerschelle! Den kalten Verräter mit plötzlicher Wut! Ich erhob mich ohne hektische Hast und schritt erhobenen Hauptes zum Telefon.
Die
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