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Frauen al dente. (German Edition)

Frauen al dente. (German Edition)

Titel: Frauen al dente. (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marte Cormann
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sie nie die Zeit dafür. Ständig kamen ihr unaufschiebbare Termine dazwischen. Weshalb war sie nicht als Junge auf die Welt gekommen?
    Frau Schuhmann meldete sich auf der Gegensprechanlage. »Ein Herr Ebert. Er möchte mit Ihnen einen Termin verabreden.«
    Ebert? Hieß der Nudist nicht so, den sie heute zum Frühstück genossen hatte?
    »Ich bin nicht zu sprechen. Verbinden Sie ihn mit Meier oder Prüss, die sind für Erstkontakte zuständig.« Schon wieder diese Gereiztheit. Aber diesmal zu recht, sie konnte doch wirklich nicht alles selber machen. Wofür gab es schließlich Mitarbeiter?
    Frau Schuhmann reagierte beleidigt. »Der Herr bestand ausdrücklich darauf, mit Ihnen persönlich verbunden zu werden. Soll ich ihn nun durchstellen oder nicht?«
    »Tun Sie, was sie nicht lassen können.« Hella wußte genau, daß in allerkürzester Zeit die gesamte Belegschaft über ihren gereizten Gemütszustand informiert sein würde. Nichts gegen Frau Schuhmann, aber sie war auch nur ein Mensch. Seufzend fuhr sie sich durchs Haar.
    »Ja bitte?!« meldete sie sich eisig.
    »Hella, sind Sie es? Wie schön, Sie endlich doch noch ans Telefon zu bekommen. Ihre Sekretärin verteidigt Sie ja bis aufs Messer.« Hella leistete Frau Schuhmann insgeheim Abbitte.
    »Bitte kommen Sie zur Sache, meine Zeit ist kostbar!« antwortete Hella rüde. Nicht unbedingt der passende Ton für einen angehenden Bankkunden, doch für den Nudisten immer noch gut genug.
    Am anderen Ende der Telefonleitung lachte Jens Ebert ungerührt. »Ich habe gleich bemerkt, daß Sie mich nicht leiden können. Aber vielleicht vergessen Sie mal für einen kurzen Augenblick ihre Antipathie und hören mir zu. Ich möchte Ihnen ein Geschäft vorschlagen. Meine Firma will expandieren und interessiert sich für einen Kredit größeren Volumens. Ich fliege jetzt für einige Tage nach Kairo und würde mich nach meiner Rückkehr gerne mit Ihnen über mögliche Konditionen unterhalten. Wann wäre es Ihnen recht?«
    Hoppla, dieser Jens gab ein schnelles Tempo vor. Doch bei diesem Spiel behielt sie die Zügel in der Hand. Ein Kredit mußte verdient werden. Erst würden ihre Mitarbeiter diesen Jens und seine Firma auf Herz und Nieren prüfen – vorher würde sie sich nicht mit ihm an einen Tisch setzen. Offensichtlich war der Junge auf besonders günstige Konditionen aus. Da mußte er sich ein wenig Bürokratie schon gefallen lassen.
    Sie erläuterte ihm mit knappen Worten ihre Absicht, doch als sie das Gespräch weiterverbinden wollte, fiel er ihr ins Wort.
    »Hängen Sie mich nicht ab, Hella, ich darf Sie doch so nennen? Es tut mir leid, ich habe nicht ganz die Wahrheit gesagt. Um ehrlich zu sein, habe ich nur nach einem Vorwand gesucht, um mich mit Ihnen zu verabreden. Geld interessiert mich nicht, ich möchte Sie einfach nur zum Essen einladen. Sagen Sie ja!«
    Ungläubig lauschte Hella in den Hörer. Das Telefonat nahm eine irritierende Wende. Der Kerl hatte nicht mehr alle Tassen im Schrank. Eindeutig!
    »Nicht auflegen, hören Sie mir bloß zu. Ihre Lieblingsfarbe ist gelb, als Duft bevorzugen Sie ›Chanel No 5‹ und Ihre Lieblingsmusik sind ›Die Vier Jahreszeiten‹ von Vivaldi. Ich habe recht, nicht wahr?«
    Alles Treffer. Woher kannte er sie so genau?
    Ach was, die reinsten Taschenspielertricks, die dieser Typ abzog. Immerhin hatte er die letzte Nacht in ihrer Wohnung verbracht. Und mit Sicherheit entdeckt, daß im Bad drei Waschablagen existierten, jede mit Namen versehen. Und die Farbe ihres Bademantels war nun mal gelb, ihr Lieblingsparfüm stand auf der Ablage und … Woher konnte er wissen, daß sie regelmäßig vor dem Zubettgehen Vivaldi hörte, sozusagen als Einschlafhilfe?
    Hella rief sich zur Ordnung. »Mag sein, daß wir uns noch einmal begegnen. Sie können allerdings sicher sein, daß ich alles daransetzen werde, das zu verhindern.« Wütend knallte Hella den Telefonhörer zurück auf die Gabel. Welch bodenlose Unverfrorenheit! Er schien an ihrem Dreimäderlhaus Gefallen gefunden zu haben. Gestern Marlen, heute sie und morgen vielleicht Barbara.
    Zu aufgebracht, um sich sofort wieder auf ihre Arbeit konzentrieren zu können, schlug sie den Weg in die Caféteria ein. Der alltägliche Frühstücksstammtisch würde sie wieder aufheitern.
    Doch als sie in ihr Büro zurückkehrte, ordnete Frau Schuhmann gerade einen Strauß gelber Rosen in eine Vase.
    »Die sind soeben für Sie abgegeben worden. Gelbe Rosen für eine schöne Frau, steht auf der Karte«,

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