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Frauen al dente. (German Edition)

Frauen al dente. (German Edition)

Titel: Frauen al dente. (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marte Cormann
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Schloß. Marlen blieb mit dem Baby allein zurück.

Kapitel 6
    Keine zehn Minuten später kehrten Hella und Barbara heim, fröhlich schwatzend, auf den Armen zahlreiche Pappschachteln balancierend. Im Nu breitete sich der Wohlgeruch nach Pizza, Pasta und viel Knoblauch aus.
    »Da staunst du, was?« rief Barbara. »Heute Abend holen wir deine geplatzte Feier nach. Vielleicht erfahren wir dann endlich auch den Grund, bis jetzt hast du dich ja in Schweigen gehüllt. Aber spätestens der Prosecco wird dir schon die Zunge lockern. Tara!« Aus ihrer überdimensionalen Umhängetasche zauberte Barbara zwei Flaschen.
    Das Wort Prosecco versetzte Marlen einen leichten Stich. Resis Brief kam ihr in den Sinn: »… Was werden wir wohl trinken, wenn wir uns endlich wiedersehen?« Unwillkürlich straffte sie sich. Für Sentimentalitäten war nun wirklich nicht die Zeit. Hella klapperte mit dem Geschirr – und im Zimmer nebenan träumte ein Baby, das sie den beiden anderen Mitbewohnerinnen der Wohnung erst noch beichten mußte. Doch wie fing man so etwas am geschicktesten an? Marlen ließ sich erst einmal auf ihren Stammplatz am Tisch fallen.
    »Worauf wartest du noch, Marlen? Hilf mal mit, die Schachteln zu öffnen. Deine Lieblingspizza ist auch dabei. Wir laden dich ein, quasi als Entschädigung für gestern. Mmmmh, schmeckt köstlich!« Hella leckte sich die Finger ab, über die würzige Knoblauchsoße getropft war. Ihr Blick blieb an Marlen hängen, die alles andere als begeistert wirkte.
    »Bist du immer noch sauer auf uns?« fragte sie überrascht.
    Oder hatte Marlen sich etwa in den Nudisten verliebt?
    Dann war es allerhöchste Zeit, ihr die Augen zu öffnen. Was dieser Jens sich heute geleistet hatte, war wirklich ein starkes Stück.
    Doch während sie noch die richtigen Worte suchte, erfüllte plötzlich ein ungewohntes Geräusch die Wohnung.
    »Seit wann haben wir eine Katze?« entfuhr es ihr.
    Marlen schüttelte sich. »Weder Hunde noch Katzen«, bemerkte sie tonlos. Sie wagte kaum zu atmen. So also hörte es sich an, wenn in ihrer Wohnung ein Baby weinte. Ein Geräusch, ähnlich unpassend wie ein unkontrollierter Weinkrampf während der Redaktionskonferenz. Ein Geräusch, das unbedingt sofort abgestellt werden mußte. Ihr lief es siedenheiß den Rücken hoch, als ihr bewußt wurde, daß sie für das Kind verantwortlich war. Hätte sie sich doch bloß nicht auf das Experiment eingelassen!
    Das Babygeschrei hielt unvermindert an.
    Hella sprang auf. »Das kommt doch aus deinem Zimmer!« Energisch marschierte sie hinaus. Um kurz darauf überrascht aufzuquietschen. »Ein Baby!«
    Lisa Marlen schrie, was ihre kleinen Lungen hergaben. Der hohe, schrille Ton sägte an den Nerven. Es wurde höchste Zeit zu handeln.
    »Alles ist gut, mein Kleines, deine Mami kommt bestimmt gleich wieder.« Barbara tauchte aus den Tiefen der Wohnung auf und erbarmte sich. Mit geübtem Griff hob sie Lisa Marlen aus ihrer Tragetasche. »Die Windel trieft vor Nässe. Wo sind die Pampers?«
    Wo blieb der Rechtsanwalt?
    Hilflos hob Marlen die Matratze der Tragetasche hoch. Möglicherweise gab es ja ein geheimes Ersatzteillager?
    »Fehlanzeige! Aber der Rechtsanwalt kommt bestimmt jeden Augenblick mit dem Zubehör vorbei. Am besten warten wir die paar Minuten.«
    »Wir haben keine Zeit, um zu warten. Das arme Kind muß aus den Windeln. Was ein Rechtsanwalt allerdings damit zu tun haben soll, ist mir absolut schleierhaft. Wir brauchen ein Handtuch oder… besser noch… ein Baumwolltuch … das ist es!« Barbara hatte Marlens Lieblingshalstuch entdeckt, ein übergroßes Baumwolltuch in provenzalischem Blau, das Marlen irgendwann achtlos über die Lehne eines Stuhles geworfen und dort vergessen hatte.
    Entsetzt sprang Marlen hinzu, um es ihr zu entwinden, doch mit einer schnellen Körperdrehung vereitelte Barbara es.
    »Kinder bedeuten Opfer, sind das nicht deine Worte?« spottete Hella. Sie konnte ihre Augen kaum von diesem schreienden Winzling auf Barbaras Arm abwenden. Der kleine Kopf war mittlerweile tiefrot angelaufen, das Baby ruderte heftig mit den Armchen. Alarm!
    »Nimm dem Kind endlich die Windeln ab!« sagte sie heftig.
    Ohne viel Federlesens legte Barbara das Baby auf Marlens kostbarem, weißen Designersofa ab. Mit fachkundigem Griff knöpfte sie ihm den Baumwollstrampler auf und streifte ihn ab.
    »Neue Wäsche brauchen wir auch, das Kind ist durch und durch naß«, stellte sie fest. Sie warf Marlen einen auffordernden Blick zu, doch die

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