Frauen al dente. (German Edition)
zuckte nur hilflos mit den Schultern.
»Der Rechtsanwalt…«, murmelte sie.
»Später, Liebling!« Über soviel Hilflosigkeit konnte Barbara nur die Augen verdrehen. »Such schon mal ein T-Shirt heraus, das wir dem Kind anziehen können, damit es sich nicht erkältet«, ordnete sie an. Im Gegensatz zu Marlen und Hella schien ihr die plötzliche Konfrontation mit einem Baby nichts auszumachen. Ruhig entfernte sie die Windel, jeder Handgriff saß.
»Ein Mädchen! Wie niedlich!« Hella war begeistert.
»Einen lauwarmen Waschlappen, bitte!« kommandierte Barbara.
»Lauwarm naß oder lauwarm trocken?« fragte Hella zurück. Währenddessen durchwühlte Marlen ihren Kleiderschrank nach einem babytauglichen T-Shirt.
Barbara stöhnte laut auf. Doch sie zwang sich zur Ruhe.
»Lauwarm naß. Bitte,« sagte sie betont sanft.
Hella eilte nach nebenan ins Bad, um gleich darauf mit Marlens Waschlappen zurückzukehren. Lauwarm und wie gewünscht angefeuchtet.
»Der Waschlappen hat 25 Mark gekostet, du wirst doch wohl nicht dem Kind den Po damit abwischen?« sprang Marlen alarmiert hinzu.
»Ich nicht, aber du!« entgegnete Barbara streng und drückte ihr den Lappen in die Hand.
»Ich???« Marlen zuckte ensetzt zurück.
»Du stellst dich an wie die Jungfrau vor dem ersten Mal«, raunzte Barbara. »Mach endlich, wie lange soll ich dem armen Kind denn noch die Füße in die Höhe halten?«
Marlen faßte sich ein Herz. Barbara hatte gar nicht so unrecht, in gewisser Weise verlor sie tatsächlich ihre Unschuld. Kinder und sie – zwei Welten prallten aufeinander. In ihrer Unsicherheit rutschte sie ab und hinterließ einen braunen Streifen auf der Designercouch. Auf dem ehemals weißen Ledersofa! Wahrscheinlich würde sie den niemals wieder herausbekommen.
Womit hatte sie das verdient?
»Nun sei doch nicht so zaghaft. Das Kind ist doch nicht zerbrechlich!« Ungeduldig schob Barbara Marlen beiseite. Während sie mit der linken Hand die Beine an den Fußgelenken in die Höhe hob, drapierte sie mit der rechten Marlens Lieblingshalstuch wie ein Dreieck unter den kleinen Po. Sie zog die Spitze zwischen den Beinen durch, kreuzte die beiden Seiten miteinander und schlang das Tuch so um den Körper, daß sie die beiden Enden auf dem Bauch miteinander verknoten konnte. Fertig.
Marlen wagte sich nicht auszumalen, mit welchen natürlichen Körperausscheidungen ihr Tuch in Kürze in Berührung kommen würde. Innerlich leise weinend nahm sie Abschied.
»Und nun das T-Shirt!«
Marlen reichte es ihr.
Barbara nahm es. Bei seinem Anblick schürzte sie die Lippen. »Hast du das gesehen, Hella?« Sie wedelte Hella mit Marlens gutem Stück vor der Nase herum. Hella, sonst eher ernsthaft veranlagt, begann haltlos zu kichern.
»Du wolltest doch ein Baumwoll-T-Shirt. Es hat einen Brandfleck, dann ist es wenigstens nicht ganz so tragisch, wenn Lisa Marlen es schmutzig macht!« verteidigte Marlen sich.
Mit stoischem Gesichtsausdruck zog Barbara der Kleinen das T-Shirt über den Kopf. Es war im wahrsten Sinne des Wortes Spitze. Schwarze Spitze genaugenommen. Auf dem kleinen Babykörper wirkte es jedoch irgendwie unpassend. Zumal es natürlich viel zu groß war.
Hella hielt sich die Seiten, die ihr vom vielen Kichern bereits weh taten. Sie schwankte aus dem Zimmer, um kurz darauf zurückzukehren. In der Hand hielt sie lilafarbenes Geschenkband. Sie drückte Marlen die Rolle in die Hand und fädelte das freie Ende durch die Spitzenlöcher, so daß sie zum Schluß das T-shirt wie mit einem Gummifaden zusammenraffen konnte. Zufrieden betrachtete sie ihr Werk.
»Es sieht wie ein Schmetterlingskokon aus!« Selbst das Baby war beeindruckt. Für den Bruchteil eines Augenblicks hielt es in seinem Geschrei inne. Doch leider nicht länger. Dann stimmte es aufs neue an.
Barbara hob Lisa Marlen hoch in die Lüfte und strahlte sie an. »Ich weiß, mein Schatz, Du hast Hunger. Gleich gibt es was zu futtern. Aber erst muß die Tante sich die Hände waschen. Tante Marlen nimmt dich auf den Arm.«
»Geht nicht, muß erst den Waschlappen auswaschen.« Marlen eilte ins Bad.
»Hella, dann bist du dran!« Und schwups landete Lisa Marlen in Hellas Armen. Doch Lisa Marlens Protestgebrüll verstummte nicht.
Ungerührt folgte Barbara Marlen ins Bad. »Du mußt sie schuckeln, ein wenig hin- und herhüpfen«, riet sie Hella im Vorbeigehen.
Hella schuckelte, was das Zeug hielt, doch ohne Erfolg. Die Stimmlage des kleinen Mädchens schraubte sich höher und höher.
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