Frauen al dente. (German Edition)
legte – da mußte schon mehr dahinterstecken.
Hella las in Marlens Gesicht wie in einem Buch. Auch wenn sie ihr nun tausendmal erklären würde, daß sie mit Martin nicht geschlafen hatte, jedenfalls nicht so, wie sie es vermutete – Marlen würde ihr nicht glauben. Aus welchem Grunde sollte sie sich dann die Mühe machen? Also schwieg Hella. Kein schlechtes Gefühl, Marlen eifersüchtig zu wissen.
Worüber sie sich wohl mehr aufregte? Hatte sie selbst ein Auge auf Bode geworfen oder ärgerte sie sich darüber, daß er ausgerechnet mit ihr ins Bett gestiegen war? Vielleicht war es eine Frage der Ehre und der Reihenfolge. Das Recht der ersten Nacht gehörte Marlen, für Hella blieben dann die Männer aus zweiter Hand.
Wie dem auch sei.
»Ich möchte Lisa abholen«, sagte Marlen in diesem Augenblick.
Unbeeindruckt von den lauten Stimmen schlummerte das Baby tief und fest in seiner Reisetasche. Es lag auf dem Rücken, die Arme weit vom Körper abgespreizt. Ein Bild des Friedens.
»Laß sie doch heute nacht bei mir. Sonst wacht sie auf, sobald du die Tasche aufhebst«, riet Hella.
Kommt nicht in Frage, daß Hella sich nach Bode auch noch Lisa unter den Nagel reißt, war Marlens erster Gedanke. Doch dann besann sie sich. Sämtliche Augenpaare schienen auf sie gerichtet zu sein. Sie verspürte nicht die geringste Lust, als Rabenmutter dazustehen.
Zumal es für Lisa wahrscheinlich wirklich das Beste war, sie ungestört schlafen zu lassen.
»Also gut. Aber bring sie bitte sofort zu mir rüber, falls sie in der Nacht aufwacht. Wir beide sind ein eingespieltes Team. Sie schläft sofort wieder ein, wenn ich mich um sie kümmere.«
Marlens Worte versetzten Hella in Unruhe. Da schwang ein neuer, fürsorglicher Ton mit. Sollte ihre Freundin etwa mütterliche Gefühle entwickelt haben? Sie war doch sonst so auf ihre Karriere fixiert. Nie würde sie ihr Leben für ein Baby ändern.
Niemals.
In dieser Nacht fühlte Marlen sich sehr einsam. Es dauerte eine Weile, bis sie erkannte, daß Lisa ihr fehlte. Und nicht etwa Peer oder ein anderer Mann.
Sie vermißte dieses winzige, geerbte Baby. Resis Tochter. Merkwürdig.
Sie schlief ein.
Und erwachte um 2.00 Uhr. Dann um 3.48 Uhr. Noch einmal gegen 5.00 Uhr. Bis zum Wecken um 8.00 Uhr schlief sie danach durch.
Sie fühlte sich gerädert und erschöpft, als sie kurz darauf an Hellas Tür klopfte.
Ihr Entschluß war gefaßt: Gute Journalisten waren ausgeschlafen Journalisten. Nach dieser Nacht wußte sie, daß sie allemal ruhiger schlief, wenn Lisa bei ihr war. Und auch in Zukunft bei ihr blieb.
Hella mußte sich wohl oder übel damit abfinden.
Kapitel 17
Martin Bode grinste wie ein Honigkuchenpferd. Es war ein eindeutig schadenfrohes Grinsen.
»Ohne mich!« Marlen weigerte sich vehement, den Platz neben Lisa auf der Rückbank von Sanders' Wagen einzunehmen.
Peer Sanders kratzte sich verlegen am Kopf. »Es tut mir wirklich leid, aber anders geht es nicht.«
Es war wie verhext. Marlen wurde dieses blöde Schaf einfach nicht los. Weshalb mußte Sanders es ausgerechnet in seinem eigenen Wagen transportieren? Es gab doch noch die Bundesbahn. Am liebsten wäre sie mit Martin zurückgefahren, doch er eröffnete ihnen heute beim Frühstückstisch, daß er noch einige Tage in Frankfurt bleiben müsse. Wegen Resis Nachlaß.
Hella spielte zum Glück die Heldenhafte und Überlegene. Als sie sich anbot, auf der Rückbank Platz zu nehmen, erntete sie damit sogar Dankbarkeit. »Määh«, machte das Schaf.
Martin bot ihr zum Abschied die Hand an, doch Marlen zögerte, sie zu ergreifen. Dumme Kuh, schalt sie sich selbst. Doch ständig sah sie ihn Arm in Arm mit Hella im Bett liegen. Es half alles nichts: Sie mußte sich eingestehen, daß sie ihm diesen Zwischenfall verübelte. Und zwar heftig. Aus welchem Grund, wußte sie allerdings auch nicht. Sie nahm sich vor, lieber nicht darüber nachzudenken. Denn ihr Entschluß, Lisa endgültig und definitiv zu behalten, erforderte bereits ihre volle Konzentration, um all die Probleme zu lösen, die sich ihr nun stellten.
»Dienstagnachmittag, um vier bei dir zu Hause. Ich werde da sein.« Martin blickte ihr ruhig in die Augen, so als wenn nichts wäre. Ganz männliche Unschuld. Andererseits war vielleicht tatsächlich nichts. Er hatte sich verliebt, das war sein gutes Recht.
Wie sie selbst ja auch. In Lisa. Ihr Ja zu Lisa bedeutete zwangsläufig ihr Nein zu One-Nights-Stands und Dutzenden Männern, die ihr zu Füßen lagen. Adieu,
Weitere Kostenlose Bücher