Frauen al dente. (German Edition)
der 30-Kilometer-Marke fühlen. Ausgepumpt, fertig, nicht mehr in der Lage, auch nur einen einzigen Gedanken zu Ende zu denken.
In der Wohnung herrschte endlich Ruhe. Für Marlens Begriffe zu spät.
»Wo sind sie denn alle?« fragte sie Martin Bode, der in der Küche vor einem Glas Wasser saß und als einziger auf sie wartete. Sie mixte sich eine Cola-Rum und setzte sich zu ihm. Vorsichtig probierte sie, ob die Mischung stimmte.
»Das Paar ist bei Barbara«, antwortete er.
Doch das Paar interessierte Marlen nicht. »Wo ist Peer Sanders? Ich konnte mich gar nicht um ihn kümmern.«
Martin schmunzelte. »Du mußt dich bei der Müller ja noch ganz schön ins Zeug gelegt haben. Sonst hättest du bemerkt, wie er an dir vorbei die Treppe hinunter gelaufen ist. Als er sah, daß er im Augenblick doch nur störte, ist er wieder gegangen. Übrigens …das mit der Verlobung … könntest du dir vorstellen, daß …«
Der Ärmste! Am Ende fühlte er sich verpflichtet, sie tatsächlich zu heiraten. Bloß, weil sie ihn als Schutzschild mißbraucht hatte.
»Ach, vergiß es einfach! Das habe ich doch nur behauptet, um vor Frau Müller etwas seriöser zu erscheinen. Glaubst du im Ernst, ich hätte nicht bemerkt, daß du und Hella …« Sie hoffte, er würde den Satz selbst vervollständigen, daher ließ sie das Ende offen. Doch er tat ihr nicht den Gefallen.
»Was ist mit mir und Hella?« fragte er. Unüberhörbar schwang ein ärgerlicher Unterton mit.
Marlen schlug lässig die Beine übereinander, wobei ihr Rock einen Tick zu hoch rutschte. Doch sie kümmerte sich nicht darum. Zumal es Martin nicht zu stören schien.
»Jetzt tu doch nicht so, Martin! Willst du mich für dumm verkaufen? In Frankfurt haben wir euch sogar zusammen im Bett erwischt. Doch ich gönn' es euch.« Ganz so lässig, wie sie sich gab, war Marlen nicht zumute. Vorhin hatte sie sich in Martins Armen verflixt wohl gefühlt. Es klang immer noch nach.
»Wenn ich nur wüßte, was er von mir wollte. Hat er nichts gesagt?« überlegte sie laut.
»Wer? Peer? Nein.«
»Entweder, es hängt mit meiner Kündigung bei
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zusammen oder aber … naja, ich finde ihn unheimlich anziehend und …«
»… und was?«
»… ich glaube, ich gefalle ihm auch. Ich bin sogar ziemlich sicher. Ich muß zu ihm. Unbedingt. Gleich heute Abend. Paßt du solange auf Lisa auf? Bitte?!«
»Ich denke überhaupt nicht daran. Ich bin todmüde. Morgen habe ich einen wichtigen Gerichtstermin. Bis dahin muß ich mir noch die Unterlagen durchlesen. Frag Hella.«
»Ist dir eine Laus über die Leber gelaufen? Du klingst plötzlich so muffelig.«
»Seit wann interessierst du dich für meine Gefühle? Spar dir dein Interesse lieber für Sanders auf.« Er kippte sein Glas leer und stellte es mit Schwung zurück auf den Tisch.
»Bist du etwa eifersüchtig?«
Martin lachte unfroh auf. »Du brauchst das Gefühl, daß alle Männer dir zu Füßen liegen, nicht wahr?« Energisch griff er nach seiner Aktentasche. Im selben Moment trat Hella aus dem Bad.
Bei ihrem Anblick schlug Marlens Gewissen. Doch etliche Kilometer entfernt wartete Peer Sanders auf sie. Vielleicht nicht tatsächlich. Doch er würde sich freuen, sie zu sehen, wenn sie ihn besuchte. Unter Garantie. Denn welcher Chef besuchte seine Mitarbeiterin, wenn sie kündigte? Doch nur der, der heimlich in sie verliebt war.
Marlen war fest entschlossen, die Gelegenheit beim Schopf zu packen. Ihr letzter One-Night-Stand lag so lange zurück, daß sie sich kaum noch an ihn erinnern konnte. Sie brauchte einen Mann. Unbedingt. Und Peer Sanders war exakt ihre Kragenweite. Gutaussehend, erfolgreich, finanziell abgesichert. Ein zuverlässiger Sicherheitsring in finanziell unsicheren Zeiten.
Sie brauchte nur noch ihre etwas eingerosteten Aufreißkünste zu reaktivieren, dann zappelte der Fisch an der Angel.
Einziges Handicap: Ihr fehlte noch ein Babysitter für Lisa. Hella wartete ausgehbereit auf Jens, Barbara plauderte mit ihrem Besuch. Nur ein einziger blieb übrig …
»Martin, bitte!?« Ich beeil' mich auch. Er will mich bestimmt wegen meiner Kündigung bei
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sprechen.«
Sie kramte in ihrer Trickkiste nach einem Ich-kann-Steine-erweichen-Lächeln. Sie setzte es auf. Es half. Martin fügte sich in sein Schicksal.
»Aber komm nicht zu spät. Ich muß morgen hellwach sein. Mein Mandant verklagt mich, wenn ich vor Gericht einschlafe.« Er blinzelte schon jetzt ziemlich müde hinter seinen Brillengläsern.
Marlen konnte nicht
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