Frauen al dente. (German Edition)
ist, kann ich keine Sekunde länger einhalten. Doch im Toilettenwagen standen die Männer Schlange. Also mußte ich mich in die Büsche schlagen. Dort muß der Fotograf mich erwischt haben. Die Dame auf dem Bild? Die Referentin Frau Koch. Klarer Fall von Fotomontage. Mit Sicherheit eine Intrige meiner politischen Gegner. Bei denen stehe ich schon lange auf der Abschußliste. Die gönnen mir den Ministerposten nicht.«
Der Anruf von Frau Weigold, der Chefredakteurin der Frauenzeitschrift
pleasure,
schlug daher wie eine Bombe ein. Ihr läge ein Exklusivinterview mit einer Frau Barbara Koch vor, die behauptet, sie sei schwanger. Fairerweise wollte sie ihn vor Erscheinen davon in Kenntnis setzen. Ob er zu einer Stellungnahme bereit sei? Eine Ungeheuerlichkeit! Seine Gegner hatten Frau Koch gekauft. Die kleine Zeitangestellte, deren Vertrag in ein paar Wochen auslief. Ohne jede Aussicht auf Verlängerung. Bestimmt verschaffte sie sich mit dem Interview ein sattes Übergangsgeld bis zum nächsten Job.
Doch Angriff ist die beste Verteidigung. Nach intensiver Beratung mit seiner Frau und seinen engsten Mitarbeitern holte Maiersdorf zum Gegenschlag aus. Er drohte der Chefredakteurin von
pleasure,
Angelika Weigold, mit Klage und einem Verfahren auf einstweilige Anordnung, wenn sie das Interview veröffentlichen würde. Begründung: Üble Nachrede, Verletzung der Persönlichkeitsrechte.
Des weiteren mußte Frau Koch die Seiten wechseln. Koste es, was es wolle. Mit der entsprechenden Summe würde sie bereit sein, auf die erlogene Story von ihrer Schwangerschaft zu verzichten. Man mußte das Angebot seiner Gegner einfach überbieten.
»Und was ist, wenn Frau Koch tatsächlich schwanger ist?« wagte seine Ehefrau zaghaft einzuwenden.
»Aber nicht von mir! Wer weiß, von wem sie sich das Kind hat andrehen lassen!« Maiersdorf protestierte in rechtschaffener Entrüstung.
Maiersdorf durfte auf keinen Fall mehr in der Nähe von Frau Koch gesehen werden. Paparazzi lauerten überall. Also übernahm seine Gattin die schwierige Mission, Frau Koch umzudrehen.
Von Frau zu Frau. Eine äußerst unangenehme Aufgabe, wie sie es selbst empfand, doch als treue Gattin blieb ihr wohl keine andere Wahl. Hoch aufgerichtet saß sie nun Barbara gegenüber. »Lassen Sie uns nicht um den heißen Brei herum reden. Sie wissen, weshalb wir hier sind«, begann sie energisch. Rechtsanwalt Jordan neben ihr nickte.
»Sie verklagen mich auf Schadenersatz«, rutschte es Barbara heraus.
»Ist das möglich?« Verblüfft wandte Frau Maiersdorf sich an ihren Anwalt, der verlegen mit den Schultern zuckte. »Unter bestimmten Umständen, vielleicht.«
Na bestens! Jetzt hatte sie die beiden auch noch auf eine Idee gebracht. Barbara hätte sich selbst wohin beißen können. Doch erst heute morgen hatte sie in der Zeitung gelesen, daß in den USA eine Ehefrau die Geliebte ihres Mannes auf eine Million Dollar Schadensersatz verklagte. Wegen Zerstörung einer auf Dauer angelegten Lebensgemeinschaft. Blieb nur zu hoffen, daß Frau Maiersdorf sich mit weniger begnügte. Ob sie Hella zu dem Gespräch hinzubitten sollte? Wegen der erforderlichen Kredithilfe?
»Schadenersatz wäre natürlich nur dann möglich, wenn tatsächlich ein Ehebruch stattgefunden hätte. Aber das hat er ja nicht…« erinnerte Rechtsanwalt Jordan seine Begleitung nun an den Grund ihres Besuches.
Hat er nicht? Verblüfft starrte Barbara ihre beiden Besucher an. Wie nannte man denn dann heutzutage Fremdgehen?
»Wir sind uns beide darüber im klaren, daß die Affäre meines Mannes mit Ihnen erstunken und erlogen ist und es sich bei dem dpa-Foto um eine grobe Fälschung handelt, nicht wahr?« Frau Maiersdorf blickte Barbara um Zustimmung heischend an.
Doch die beschränkte sich auf ein gegrunztes: »Mmmh.« Erst einmal abwarten, worauf die Staatssekretärsgattin hinauswollte.
»Ich verlange von Ihnen gar nicht, daß Sie die Namen der Leute preisgeben, die hinter dieser unerfreulichen Angelegenheit stecken. Mein Mann und ich ahnen, wo wir unsere Gegner zu suchen haben. Und ich verstehe auch, daß Sie sich um Ihre Zukunft sorgen müssen. Jetzt, wo Ihre Anstellung bald ausläuft, sitzen Sie ja quasi auf der Straße.«
Na danke. Barbara war sich auch ohne Frau Maiersdorfs freundliche Assistenz darüber im klaren, daß sie bald die Schlangen vorm Arbeitsamt um ein weiteres Glied verlängern würde.
»Ich möchte Ihnen daher ein Geschäft vorschlagen.«
Das Wort ›Geschäft‹ weckte Barbaras
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