Frauen fragen Feuerstein
unerträglich,wie ich mir das vorstelle? Die Antwort: Ja.
2. Macht die Fernsehkamera das Reisen lockerer?
Nicht das Reisen, aber mich selber. Unter dem Rotlicht der Kamera bin ich ein völlig anderer: einer, der vorlaute Fragen stellt, Fremde umarmt und sich auf der Straße die Hose auszieht — was ohne Kamera undenkbar wäre. Bei der Filmarbeit sieht man ja nur das Ziel vor den Augen, und nicht die Situation vor Ort. Mit einer privaten Reise ist das nicht vergleichbar. Dazu ist der Kameraausschnitt viel zu klein, mein Verhalten viel zu künstlich, Deshalb ist es so wichtig für mich, darüber zu schreiben: Was hinter der Kamera passiert, daneben, oder in meinem Kopf. Wer also dachte, ich mache das zu meinem Vergnügen, irrt: Es dient allein zu meiner Rechtfertigung. »Ich bin gar kein Fernsehmensch«, will ich mir selber damit sagen, »ich kann denken !«
3. Ist das eine Absage an das Fernsehen? Welchen Stellenwert hat es für Sie?
Es ist ein einmaliger Machthebel. Wenn sein Gesicht lange und regelmäßig genug auf dem Bildschirm erscheint, entsteht allmählich das Missverständnis, man könne auch was, und dann kriegt man Angebote, um die wesentlich Begabtere ihr Leben lang vergeblich ringen: von »König Lear« bis zur Werbung für Gebissreiniger. Viele dieser Möglichkeiten habe ich schamlos ausgenutzt, an einigen auch Gefallen gefunden, aber im Grunde bin ich Schreibtischtäter, und in der Rubrik »Beruf« trage ich nach wie vor »Journalist« ein. Wenn ich als solcher im Fernsehen in Erscheinung treten darf, wie in meinen Reisefilmen oder im ARD-Morgenmagazin, liebe ich das Medium heiß und innig. Auch die ungekünstelte, unvorbereitete Uralt-Klamotte »Was bin ich« macht mir Spaß. Ich würde aber nie mehr eine eigene Unterhaltungssendung anstreben, schon seit Jahren nicht mehr. Das wäre ein Diebstahl an meiner restlichen Lebenszeit.
4. Wie ist das Verhältnis vom Fernsehjournalist/Entertainer zum Schriftsteller Herbert Feuerstein?
Äußerst gespannt: Die beiden Ersten finanzieren den Schriftsteller und betrachten sein Treiben als Schmarotzertum, bestenfalls als Hobby; der Letztere aber ist felsenfest davon überzeugt, sie auszustechen, ja, eines Tages sogar zu vernichten. Mal sehen, wie das ausgeht.
5. Was wäre Ihr Traumberuf?
Pornodarsteller, falls jemand eine lustige Antwort erwartet. Aber die Wahrheit ist: Ich habe das Glück, schon seit dreißig Jahren genau das machenzu können, was ich möchte, denn es ist keine Fremdarbeit, die ich leiste, sondern mein Lebensinhalt schlechthin, Ich bin daher rundum zufrieden mit meinem »Beruf«. Mit den Ergebnissen — allerdings weniger. Und mit mir selber überhaupt nicht.
Kambodscha für Fortgeschrittene
Eine Autofahrt zwischen Thailand und Vietnam
Wie fühlt man sich, wenn man von einem der ärmstenLänder der Welt in ein noch ärmeres reist?
Unsicher und verlegen wie ein Gast ohne Einladung, irgendwie fehl am Platz, aber trotzdem neugierig, Zum Glück habe ich es leichter als die andern, denn ich bin klein, und bleibe daher unter den anderen Neugierigen aus dem reichen Westen weitgehend unsichtbar.
Wenn man von Luang Prabang , der einstigen Königsstadt von Laos, nach Siem Reap in Kambodscha fliegt, dem Tor zum Angkor Wat , ist dieses Gefühl nichtganz so schlimm, denn man reist ja von Touristenziel zu Touristenziel, von Luxushotel zu Luxushotel und kann das eigentliche Land vergessen, wenn man will. Aber diesmal hatte ich was anderes vor: eine Reise durch den Südwesten Kambodschas zum kleinen Küstenstreifen am Golf von Siam zwischen Thailand und dem vietnamesischen Mekongdelta , abseits der gängigen Touristenroute.
Zweimal schon hatte ich Angkor Wat besucht, jedes Mal für mehrere Tage, trotzdem steht es auf meiner Zielliste weiterhin ganz oben. Denn es ist nicht nur dieser gewaltiger Urwaldtempel, den ich vor meiner ersten Reise nach dem Blättern in edlen Fotobänden erwartet hatte, sondern ein veritables Weltwunder, das sich über unglaubliche hundert Quadratkilometer verteilt und immer wieder zu Entdeckungstouren einlädt. Allein die Hauptanlage, das von Staatsflagge und Briefmarken bekannte Nationaldenkmal Kambodschas, bedarf mindestens zweier Tage — sowie kräftiger Beinmuskulatur für die vielen hundert Stufen, die man im Tagesverlauf bewältigen muss, in glühheißer Sonne noch dazu, wenn man gern ausschlafen will und den Tag nicht wie die Einheimischen schon um halb sechs Uhr beginnt.
Wer sich aber damit begnügt,
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