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Frauen fragen Feuerstein

Frauen fragen Feuerstein

Titel: Frauen fragen Feuerstein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Herbert Feuerstein
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kontrolliert, danach wieder zurück an Frankreich, und acht Jahre später, nach zähem Befreiungskampf, endlich unabhängig — aber nur in der Theorie. Denn nun begann ein Bürgerkrieg, die Königsfamilie spaltete sich, die Vietnamesen mischten mit, bald auch die Amerikaner, und mehr oder weniger heimlich wurde Laos In den Vietnamkrieg verwickelt, erst als Experimentierfeld für Splitterbomben und später, Im berüchtigten Ho-Chi-Minh-Pfad im Süden, als Freilandlabor für Entlaubungsexperimente amerikanischer Chemiefirmen. Und mit dem Ende des Krieges kam keineswegs der Frieden, sondern das große sozialistische Experiment mit Zwangskollektiven und Umerziehungslagern nach dem Vorbild Pol Pots. 500 000 Menschen sind in dieser Zeit aus dem Land geflohen, zehn Prozent der Bevölkerung. Und erst 1989 zogen die letzten 50 000 vietnamesischen Besatzer ab.
    Seltsames Land. So viel Lächeln und Freundlichkeit auf dem Boden der Gewalt, als hätte es diese Vergangenheit niemals gegeben, Vor allem die Kinder: Nirgendwo sonst in Südostasien, wo das Zeigen von Gefühlen in der Öffentlichkeit eher als unschicklich gilt, habe ich so viele verhätschelte, beschmuste und von allen abgeküsste Kinder gesehen.
    Zugegeben, die Gegend um Luang Prabang mag durch den Tourismus eine Insel des Wohlstands sein, und ich habe keine Vergleiche mit dem Rest Landes. Aber zumindest hier scheint es, als hätte sich Laos in den letzten fünfzehn Jahren selber neu geboren, Stimmt ja auch irgendwie: 45 Prozentseiner Bevölkerung Ist jünger als vierzehn.
    Mitten in der Stadt, direkt vor dem alten Königspalast, erhebt sich der Phousi -Hügel. Wer sich den Weg über 329 Stufen 8 zur Aussichtsplattform erkeucht hat, wird mit einem überwältigenden Panorama belohnt: Üppiges Grün rundum, nur Andeutungen einer Stadt, deren Häuser selbst im Zentrum unter den Bäumen zu verschwinden scheinen, in der Ferne das Gebirge, aus dem sich der Khan-Fluss windet, der hier, direkt unter uns, Palast und Tempel umrundet, bevor er In den Mekong mündet. Ganz oben auf dem Hügel Ist noch die amerikanische Geschützstellung zur Fliegerabwehr aufgebaut, bestens restauriert und kriegerisch glänzend im Sonnenlicht. Sie sollte ein Mahnmal sein, wurde aber längst zum Picknickplatz, Lachend und lärmend hat eine laotische Familie die Stellung erobert, auf den Geschützen turnen Kinder unter den sanften Augen Buddhas aus dem Tempel nebenan. Auch eine Art von Vergangenheitsbewältigung.

    In Asien, am Rhein

    Der Sonntag hatte der Stadt gehört, der Montag gehört dem Mekong, der ganze Tag. So um die 40 Dollar kostet das kleinste der sanft tuckernden Langboote für die Tagestour, egal, ob man allein darauf sitzt oder bis zu neun Freunde mitnimmt. Da ich insgesamt auf höchstens fünf Freunde komme und diese in der ganzen Welt verstreut sind, fuhr ich allein.
    Im Februar sollte man die Flussfahrt nicht zu früh beginnen, denn morgens liegt dichter Nebel über dem Tal. Er stammt nicht nur von der Luftfeuchtigkeit, die in der Morgenkühlekondensiert, sondern auch von einem nicht auszurottenden Übel, das die Umweltschützer verdammen, der Staat verbietet und die Leute trotzdem betreiben: der Brandrodung. In der Nacht war ich erschrocken aufgewacht, als es im Zimmer so kräftig nach brennendem Holz gerochen hatte. Nein, kein Hotel in Flammen, sondern der nächtliche, heimliche Schnellgang der Kleinbauern, um ihr Feld für die Saat vorzubereiten.
    Auf der Frühstücksterrasse, direkt über dem Fluss, erlebt man zwischen acht und neun das grandiose Schauspiel, wie der Nebel durch die Kraft der Sonne ganz plötzlich verschwindet, in nur wenigen Minuten. Und das weniger Grandiose eines nassklammen Frühstücks, denn in der Feuchte des Morgennebels ist der Stuhl zur Sitzbadewanne geworden und die Serviette zum voll gesogenen Waschlappen, und über dem Teller hängt eine fette schwarze Spinne und ärgert sich über die Tautropfen in ihrem Netz, die in der Sonne blitzen und damit die Beute abschrecken.
    Das Personal trifft keine Schuld daran, alles freundliche junge Leute, die ihren Job genauso erledigen, wie sie es in der Hotelschule in Vientiane gelernt haben. Dort aber gab es weder Morgennebel noch Spinnen. Und da sie von uns Touristen ohnehin die bizarrsten Frühstückswünsche gewohnt sind — wie zum Beispiel Milch und Butter, was asiatischen Eingeweiden nur schlimme Verdauungsprobleme bringt kriegt man zwar auf Verlangen in Sekundenschnelle ein anderes Sitzkissen, doch ist

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