Frauen fragen Feuerstein
dieses Stammbaums suchen, das nachweislich träumt: Das Schnabeltier, ein Urvieh, das sich seit 200 Millionen Jahren nicht mehr verändert hat. Seit dieser Zeit träumt es auf die gleiche Art — vermutlich Angstträume, sagen die Experten, weil nämlich in der REM-Phase bei ihnen immer genau jene Muskelpartien zucken, die sie im Wachzustand zum Davonlaufen benutzen.
Sonderlich originell ist das nicht, seit 200 Millionen Jahren immer nur vom Davonlaufen zu träumen. Aber verständlich schon. Denn bei den Wirbeltieren nehmen die Schnabeltiere die unterste Schublade ein und gelten als ausgesprochene Primitivlinge: Äußerlich eine Kombination von Ente und Fisch — was ein bisschen nach China-Restaurant klingt hässlich wie Unteroffiziere, und mit einem Intelligenzgrad sogar noch unter dem von Volksmusiksängern, Ich wette, schon die Saurier haben wesentlich abwechslungsreicher geträumt. Aber was?
Mein engster Freund, mit dem ich schon viele Fernsehsendungen gemacht habe, ist ein Hund namens Billy. Wir telefonieren oft miteinander, und er freut sich tierisch, wenn er meine Stimme hört — na ja, wenigstens einer. Und wenn ich länger verreise, schicke ich ihm Postkarten, die ich einen Tag lang am Körper getragen habe, die zärtliche Geruchsbotschaft von Hundekennern: Er zerfetzt sie immer sofort voller Inbrust .
Dieser Billy träumt unglaublich lebhaft. Er grunzt, er wälzt sich herum, er stöhnt, jault und zuckt, und wenn er aufwacht, guckt er so verwirrt, dass ich mich immer wieder frage: Weiß er jetzt eigentlich, dass das alles nur ein Traum war?
Das ist nämlich der Knackpunkt. Denn egal, ob man nun Träume für eine Art »Radiergummi der Seele« hält oder als Mittel zur Verstärkung von Lernprozessen: Wir Menschen wissen, dass Träume nicht Wirklichkeit sind, jetzt mal von ein paar Schlagersängern abgesehen. Aber wissen das auch die Tiere?
Ich gebe Ihnen ein Beispiel: Ein Hund träumt, dass er einen Briefträger beißt. Er weiß, dass er das nicht darf, wacht auf, fühlt sich schuldig und wartet auf Strafe. Die kommt natürlich nicht, weil das Herrchen keine Ahnung von dem Traum hat, und der Hund denkt jetzt: Aha, man darf Briefträger also doch beißen, und tut das gleich am nächsten Tag. Jetzt aber wird er bestraft — und versteht die Welt nicht mehr, Er wird neurotisch und unberechenbar, schnappt seinem Herrchen in die Waden — und wird daraufhin eingeschläfert.
Schade, dass sich Sigmund Freud nur mit menschlichen Träumen befasst hat. Wo es bei den tierischen so viele dringende Fragen gibt: Werden Katzen genauso wie wir Menschen nachts von traumatischen Kindheitserlebnissen gepeinigt, vielleicht durch zu frühes Sehen der »Sendung mit der Maus«? Haben Hunde faschistische Machtfantasien und träumen sie, eine riesige Blase zu haben, die ihnen ermöglicht, Deutschland In den Grenzen von 1933 zu markieren? Träumen Rinder, sie wären Carmen an der Wiener Staatsoper, würden aber nicht singen, sondern den Torero aufspießen? Und haben Schwalben Sexträume oder träumen sie ganz normal — von Vögeln?
Ich hoffe, die Wissenschaft wird uns bald eine Antwort auf diese brennenden Fragen geben. Bis dahin müssen wir uns mit der Erkenntnis begnügen, dass Schnabeltiere ausschließlich vom Davonlaufen träumen. Damit sind sie übrigens nicht allein, vielen Fernsehzuschauern geht es genauso. Aber das ist ein anderes Thema.
Größenwahn
(Feuerstein als Schuhmannequin in AMICA )
Vor ein paar Jahren hatte die Frauenzeitschrift AMICA eine hinreißende Idee: Feuerstein als Model — für Damenschuhe: Riemchenpumps, Stiefeln und Highheels aller Art. »Feuerstein, 1 Meter 65, ist gewohnt, gequält zu werden«, hieß es im Vorspann, und noch heute kringeln sich seine Zehen in Erinnerung an die Tortur. Warum sich Frauen das bloß antun? Aber die Bilder waren großartig. Und jahrelang danach wurde er in Interviews immer noch gefragt, ob er sich nicht endlich outen würde, als Kollegin von Lilo Wanders . Es blieb jedoch eine einmalige Erfahrung für ihn.
Meine Textchefin sagte heute Früh zu mir: Wenn du zu Feuerstein jeh5 t, vergiss die Lupe nicht.
Feuerstein: Schöner Einstieg. Und ich sage Ihnen auch was: Leute, die ich mag, behandle ich schlecht. Zu Ihnen werde ich nett sein. Soll ich mich jetzt umziehen?
Ja. Soll ich mich umdrehen?
Feuerstein: Ich habe keine Scheu. Und auch keine Brusthaare. Männer ohne Brusthaare sind übrigens intelligenter als Männer mit Brusthaaren. (Feuerstein zieht sich
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