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Frauen fragen Feuerstein

Frauen fragen Feuerstein

Titel: Frauen fragen Feuerstein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Herbert Feuerstein
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Parfüm lustvoll mit geblähten Nüstern nachschnaubend, folgte ein prominentes Mitglied der Mafia, ein beleibter Mann, der in einem Rollstuhl geschoben wurde, einem elektrischen Stuhl natürlich. Freigiebig streute er Heroin unters Volk der Gaffer.
    Um diese Zeit herrschte auf den Presseregalen bereits höchste Hektik. Fotografen bewarfen einander mit heißen Blitzlichtbirnchen, Klatschtanten boten Körperteile im Tausch gegen Informationen, Polizisten stahlen einander die Dienstwaffen. In einem der obersten Regale hatte ein Münchner Kollege ein Bierfass angezapft (es war Oktober), sodass bereits wüstes Gegröhle herrschte. Maßkrüge flogen, und Erbrochenes tropfte über die Gerüstwände. Ich notierte alles sorgfältig, und als mein Notizblock voll war, schrieb ich mir den Rest hinter die Ohren.

Der Kardinal von New York war inzwischen in Begleitung zweier Erzengel eingetroffen. Da aber die Letzteren weder Eintrittskarten noch Busen vorweisen konnten, entstand eine hässliche Schlägerei, in deren Verlauf ein Engel seine Flügel verlor und mehrere Wächter direkt in die Hölle fuhren.
    Anschließend ritt eine reiche, lustige Witwe auf ihrem Schwein ins Foyer, gefolgt vom Botschafter einer Südseeinsel, von zwölf Kannibalen in einem Kochkessel getragen. Die Ankunft des südamerikanischen Diktators löste eine weitere Schlägerei aus, als sich der diplomatische Chor nicht einigen konnte, welche Nationalhymne zu singen sei, da niemand die richtigen Protestnoten dabeihatte.
    Aus einem drei Meter hohen Kuchen fraß sich der Dekan der Columbia-Universität, Lächelnd wischte er sich die Schlagsahne aus dem Gesicht und ernannte unter dem Gejohle der bereits sinnlos betrunkenen Reporter das Reitschwein der Witwe zum Ehrendoktor der Theologie.
    Sechs Mönche trugen nun auf ihren Schultern einen Sarg herein, aus dem — ähnlich dem Spielzeuggeist aus der Schachtel — der New Yorker Bürgermeister herausspringen sollte. Diese an sich durchaus originelle Idee erwies sich jedoch als Fehlschlag, da der Bürgermeister bei Öffnung des Sarges wirklich tot war.
    Dazwischen versuchten sich immer wieder Leute einzuschmuggeln, die gar keine Persönlichkeiten waren. Sie wandten die gewagtesten Methoden an, um aufzufallen, und damit doch noch in die Gazetten zu kommen. Ein Mann zum Beispiel hatte sich eine lebende Klapperschlange als Krawatte umgeknotet , wurde aber abgewiesen, da die Kleidungsvorschrift »Smoking mit Fliege« verlangt und sich seine Schlange nicht verknoten ließ. Ein anderer erschien halb als Weih-nachts-, halb als Froschmann, ein Dritter spielte, auf einem Galgen hängend, Ziehharmonika, und ein ganz Raffinierter hatte in seinen Vollbart die Silhouette von Jacqueline Kennedy geschnitten. Doch die Wächter hatten scharfe Augen, und allesamt wurden die Unpersönlichkeiten von Bluthunden durch die Straßen gehetzt und zerrissen.
    Ein wüster Lärm aus dem Inneren des Hauses, von der Bühne her kommend, ernüchterte die Pressegalerie: Die Oper hatte angefan gen. Panikartig stoben die Reporter und Fotografen aus dem Haus. Der Pressechef der Metropolitan Opera, die Perücke zerrauft, die Ärmel abgerissen, meinte, während er Sägespäne im Foyer streute, um den von der Presse hinterlassenen Unrat abzudecken: »Guter Start, dieses Jahr...«
    Ich lachte europäisch überlegen, wo ich doch schon in Bayreuth war und Härteres gewohnt bin, Und als ich beim Verlassen des Hauses dem Schwein der lustigen Witwe begegnete, lud ich es zum Abendessen ein und nahm es später unter dem Vorwand, Musik zu hören, mit aufs Zimmer.

Weihnachtsessen 1996
    (Aus einem Info-Blatt von SAT 1)

    Gibt es bei Ihnen ein traditionelles Weihnachtsessen?

    Ja. Die Reste vom traditionellen Weihnachtsessen der beiden Vorjahre. Aus der Tiefkühltruhe.

    Welches Weihnachtsessen ist Ihnen besonders in Erinnerung geblieben?

    Das von 1994. Da hatte ich das traditionelle Weihnachtsessen für 1994, 1995 und 1996 gekocht.

    Nehmen auch Freunde daran teil?

    Natürlich. Kommt aber kein Schwein.

    Was steht ganz oben auf Ihrem Wunschzettel?

    Da steht: »Wunschzettel«.

    Was war für Sie das nachhaltigste Erlebnis in 1 996 ?

    Der 4. August, Da war ein Brief in meinem Postfach.

    Welche guten Vorsätze haben Sie für das neue Jahr?

    Das nächste Weihnachtsessen zu kochen, für 1998, 1999 und 2000. Vielleicht bleibt sogar was für 2001 übrig.

Apfel und Ei
    (Feuersteins Lieblingsserie »Inside Kühlschrank« aus Schmidteinander )

    Überleitung aus der

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