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Frauen fragen Feuerstein

Frauen fragen Feuerstein

Titel: Frauen fragen Feuerstein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Herbert Feuerstein
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die Beobachtung, wie tief sich Ihre Kolleginnen und Kollegen in der Hotelbar fallen lassen, optional und ohne Aufpreis auch mit Selbstbeteiligung.
    Liebe Freunde und Helfer der Volksgesundheit, gewöhnlich stehe ich vor einem wesentlich jüngeren Publikum, das zwar hellwach und blitzgescheit ist, aber das Bildungsniveau einer Klobürste aufweist. »Dumm wie Brot« heißt das Modewort...was ich allerdings als Beleidigung für die meisten Brotsorten betrachte, und deshalb frage ich Sie, meine Damen und Herren: Ist es nicht ein Jammer, wie die Schule unsere Kinder im Stich gelassen hat? Statt Plato, der Philosoph, Pluto, der Hund, und statt Vertrauen in den Dativ pathologische Angst vor dem Plusquamperfekt. Deshalb bin ich umso dankbarer, heute vor diesem Forum stehen zu dürfen, vor Leuten mit Geist und Bildung, denen ich mich nahe fühlen kann, weil wir nicht nur die Rest-Lebenserwartung teilen, sondern vielleicht auch das eine oder andere Prostata-Medikament.
    Zunächst eine Meldung aus der Onkologie, eine sensationelle Erkenntnis, die erst wenige Tage alt ist: Wussten Sie schon, dass nichts so Krebs erregend ist wie ein Krebsweibchen? Wussten Sie außerdem, dass Skispringen vor allem deshalb so gefährlich ist, weil außer den Skiern immerauch ein Mensch mitspringt?
    Als sich Herzog Karl August von Sachsen-Weimar 1787 Sorgen um seine pflegebedürftigen Untertanen machte und seinen Skatbruder Friedrich Schiller um Rat fragte, meinte dieser: »Die Axt im Haus erspart die Pflegeversicherung.« Wegen Schillers nuschelnder Aussprache verstand der Herzog aber nur »Bahnhof«, den es damals noch gar nicht gab. Also verzichtete er auf das Volkswohl und baute stattdessen ein Schloss. Schiller aber, der aus armen Verhältnissen stammte und deshalb ungern was wegwerfen mochte, benutzte den Satz erneut im 3. Akt des »Wilhelm Teil«, änderte aber auf Wunsch Goethes »die Pflegeversicherung« in »den Zimmermann«, aus welchen Gründen auch immer.
    Als Norbert Blüm zweihundert Jahre später die Pflegeversicherung einführte, war Schiller schon tot und sein Ratschlag verstümmelt. Und so geschah es, dass die Kassen schon leer waren, bevor das Ganze noch richtig in Schwung gekommen war. Dabei wäre das Problem doch so einfach zu lösen: Die Ärzte könnten den zunehmenden Kostendruck der Pflegeversicherung ganz einfach und sozialgerecht über ihre Privatpatienten auffangen, indem sie von den Vollzahlern das Dreifache verlangen, ohne deshalb mehr Leistung — wenn überhaupt eine — zu erbringen. Wie man so was macht, zeigt uns die Lufthansa täglich in der Businessclass .
    Bevor Sie selber zum Pflegefall werden, sind Sie erst mal existenzbedroht, meine Damen und Herren, denn die Welt wird zunehmend enger, Nicht nur in Europa, wo schon jetzt die Zahnärzte in Budapest und Prag lockend mit Dumpinggebissen klappern und allnächtlich Schmugglerbanden mit gefälschtem Viagra über die Elbe waten — auch Amerika naht, die Koalition der Billigen. Denn wie die Wissenschaft weiß, rückt uns der amerikanische Kontinent pro Jahr um sieben Millimeter näher, und damit die schlimmste Bedrohung unserer Kultur und Ihrer Provision: Die von den Krankenkassen gemeinsam mit den Einkaufsketten betriebenen Billigkliniken, die neue Mafia des Gesundsparens. »Die Invasion der Pharma-Killer« könnte schon jetzt der nächste Gruselschocker Hollywoods lauten, in spätestens einer halben Million Jahre ist er geografische Wirklichkeit. Was sollen dann Ihre Enkel tun, wenn die Kassenscanner bei Aldi zusätzlich als Ultraschallsonde für den Magen-Darm-Trakt eingesetzt werden? Wenn der Obi -Baumarkt nicht nur den Bastelkeller versorgt, sondern auch eine preiswerte Intensivstation unterhält, gleich hinter der Abteilung Küche und Bad?
    Wir kommen nun zum zweiten Teil meines Vortrags: Lösungen, Ausblick und Konkursgericht. Angesichts der wachsenden Krise könnten Sie natürlich dem Vorschlag des Beipackzettels folgen und Ihren Arzt und Apotheker um Rat fragen, aber wer weiß es besser als Sie: Es ist sinnlos, die Typen haben null Ahnung. Das Einzige, was die über ein Medikament wissen, ist, wie viel es einbringt, wenn man dafür den Zettel »Patientenbeobachtung« ausfüllt, und ob man dafür nach Rhodos fahren kann. In diesem Zusammenhang verweise ich auf das uralte Ärztesprichwort, das nach Meinung mancher Forscher mythologischen Ursprung hat und von Akne persönlich stammt, der griechischen Göttin der Pubertät: »Was man nicht im Kopf hat, muss

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