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Frauen fragen Feuerstein

Frauen fragen Feuerstein

Titel: Frauen fragen Feuerstein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Herbert Feuerstein
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wissen.
    Da ich gewöhnlich keine Baumrinde esse, hatte ich keine Vergleichsmöglichkeiten und weiß nicht, ob es auch gut schmeckende Rinde gibt. Diese jedenfalls schmeckte nicht gut, sondern ausgesprochen eklig.
    »Da ist > Oil of Wintergreen < drin, auf Deutsch Teebeerenöl , G aultheria procumbens , auf Acetylsalicylsäure-Basis, genau wie das Aspirin«, nuschelte er, weil er gerade am Ast nagte. »Wenn Sie diese Rinde kauen, brauchen Sie nie wieder Aspirin !«
    Hier irrte Steve Brill, Jetzt weiß ich erst, wie sehr ich es brauche, Ich fresse doch keine Bäume.

Feuersteins Nachtgebet
    (Aus einem Brief an Pfarrer Fliege, als ihm die ARD 1999 mit der Absetzung seiner Sendereihe drohte)

    Lieber Gott, beschütz den Fliege,
    wehre von ihm ab Intrige.
    Bosheit und Kollegenschelte.
    Füg’, o Herr im Himmelszelte.
    dass das böse Feuilleton
    ihn verschont mit Spott und Hohn.
    »Seine Show sei stets die beste,
    Riesenquote, Supergäste!«
    Dies tu ich zum Himmel schrei’n .
    Danke, Herr. 13 — Dein Feuerstein.

Wie ich vor 45 Jahren Thomas Bernhard beleidigte
    (Zur Eröffnung einer Buchhandlung in Bochum)

    Thomas Bernhard kommt, ebenso wie Mozart und ich, aus Salzburg. Na ja, nicht direkt, aber jedenfalls lebte er dort, als ich ab 1956 am Salzburger Mozarteum eingeschrieben war. Er studierte dort ebenfalls, aber nicht an der Musikhochschule, sondern im parallelen Schauspielseminar, und ich erinnere mich noch sehr deutlich an Thomas Bernhard, den Schauspielschüler, vor allem an zwei Aufführungen im Studio St. Peter, heute ein Feinschmeckerlokal, damals die Studienbühne: Einmal spielte er in einem Kindermärchen einen alten, weisen König, das andere Mal einen alten, weisen Bauern — auch wenn er erst Mitte zwanzig war, kriegte er wegen seines Aussehens und Auftretens immer die Greisenroilen . Ein ähnlicher Fluch liegt auch über meinem Leben: Man gibt mir lustige Rollen, obwohl ich eigentlich Richard der Dritte bin.
    Es gab noch eine andere Gemeinsamkeit zwischen uns: Beide schrieben wir als freie Mitarbeiter gegen das Zeilenhonorar von einem Schilling (€ 0,07) — beim »Salzburger Demokratischen Volksblatt«, der lokalen Tageszeitung der Sozialisten, ich als Musikkritiker, er als Gerichtssaalreporter. Das machte mich natürlich überlegen — Kunst wog immer schon mehrals Gerechtigkeit. Und meine spätere Laufbahn war damit vorgezeichnet, vorausgesetzt, ich wäre in Salzburg geblieben. Denn die Sozialisten beherrschten dort über Jahrzehnte von Amts wegen die Kultur — mein Aufstieg zum Salzburger Kunstboss, wenn nicht gar zum Festspielpräsidenten, wäre damit unhaltbar gewesen...aber ich bin ja nicht geblieben und wurde deshalb auch nicht mal österreichischer Kultusminister.
    Dafür blieb Thomas Bernhard und wurde ein großer und wichtiger Schriftsteller, den ich über alles bewundere — aber das wussten wir damals nicht, denn damals war er kein großer und wichtiger Schriftsteller, sondern ein Nörgler, ein Runterzieher und Miesmacher mit ewig schiefen Mundwinkeln — und die Wahrheit ist, dass ich ihn nicht sonderlich leiden mochte. Man traf sich, man blödelte, und wenn Thomas Bernhard Wein getrunken hatte, sang er mit heller Kopfstimme die Rachearie der Königin der Nacht aus der »Zauberflöte«, astrein mit allen Koloraturen, So was bringt natürlich in der Mozartstadt Punkte, aber trotzdem mochte ich ihn nicht so richtig. Kaum jemand mochte ihn so richtig.
    1960 zog es mich nach New York. In der Wohnung meines genialen, viel zu früh verstorbenen Freundes Peter Ronnefeld in Wien gab ich mein Abschiedsfest, denn das war noch die Zeit, als ich gesellig war und auf Feten ging — mein Gott, ist das lange her. Und da passierte es, dass ich Thomas Bernhard beleidigte. Es war meine Schuld, und ich schäme mich, obwohl ich mich nicht schämen müsste, denn das Mittel der damaligen Beleidigung war ja die Kunst, oder wenigstens der Versuch dazu, und ich tat damit nichts anderes als Thomas Bernhard später in fast jeder seiner Zeilen. Aber ich bin eben nicht Thomas Bernhard.
    Er hatte damals seinen ersten Gedichtband veröffentlicht, sein erstes Buch überhaupt. Es lag zufällig in dieser Wohnung auf dem Klavier, ein kleines, harmloses Bändchen. Und da ich erstens neidisch war und zweitens als Formalist und Gefühlsunterdrücker auch damals schon größtes Misstrauen gegenüber jeder Form von Lyrik hegte, die ich bis heute als Schwindel verdächtige, nicht zu vergleichen mit dem auf echten Regeln

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