Frauen fragen Feuerstein

Titel: Frauen fragen Feuerstein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Herbert Feuerstein

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ein staatliches Entbindungsheim errichtet.

    ❖ Bedingt durch die Einsparungen auf dem Kultursektor kommt es in Frankfurt nach der Vorführung eines Theaterstücks zu Tumulten unter den Zuschauern, da diese für ihre teuer bezahlten Eintrittskarten das ganze Theater sehen wollen, und nicht nur ein Stück davon.

    ❖ Ab nächstem Frühjahr werden auf den bayerischen Bauernhöfen neben Kuhglocken auch Maultrommeln eingesetzt, damit man die Rinder nicht nur hört, wenn sie durch die Gegend traben, sondern auch dann, wenn sie rumstehen und Wiederkäuen.

    ❖ Professor Eusebius Pfloderer in Reutlingen stellt auf der Fotokina 2006 erstmals seine Weiterentwicklung der Fotozelle vor — ein Segen für alle Verbrecher, die, anstatt ihre Strafe absitzen zu müssen, von nun an bloß noch ihre Fotos in die Gefängniszellen reinzuhängen brauchen.

    ❖ In Vorbereitung der nächsten Olympiade 2008 lehnt es das Olympische Komitee einstimmig ab, den Lebenslauf als neue Leichtathletikdisziplin anzuerkennen, weil man befürchtet, dass sich so ein Wettkampf doch ein wenig zulang hinziehen würde.

    ❖ Ignaz Mambo, der letzte Landstreicher von Potsdam, hängt 2009 seinen Beruf an den Nagel, da ihn niemand mehr beauftragt, das Land zu streichen, obwohl er pro 100 km nur 12 Liter Farbe verbraucht.

    ❖ Im Sommer 2011 wird in Grömitz an der Ostsee ein Wellenbad errichtet, damit sich die Meereswellen vor Erreichen des Ufers gründlich waschen können und nicht den schönen, sauberen Strand verdrecken.

    ❖ Im Winter 2010 erkennt der Innsbrucker Hobbymaler Hugo Hunsrück plötzlich, dass die Malerei gar keine brotlose Kunst zu sein braucht, wenn man bei jedem Stillleben zu Schinken, Trauben und Fisch auch ein Stück Brot dazupinselt .

    ❖ Nach jahrzehntelanger Forschung entwickelt der Kieler Chemiker Andy Lusch 2012 erstmals ein wirklich wirksames Sonnen-schutzmittel, findet jedoch keinen Abnehmer dafür, da die Sonne von niemandem bedroht wird und deshalb auch kein Mittel zu ihrem Schutz benötigt.

    ❖ Im März 2017 wird die im Vorjahr europaweit eingeführte Todesstrafe wieder abgeschafft — mit der Begründung: Warum soll man jemanden bestrafen, nur weil ertöt ist?

    ❖ Im Heiligen Jahr 2025 beschließt der Papst als Beitrag zum »Jahr der Frau«, den Vatikan in Muttikan umzubenennen.

    ❖ Am 5. Oktober 2029 stirbt in Berlin völlig verarmt Hans-Dieter Einbahn im Alter von 119 Jahren. Unbestritten gehörte er zu den bekanntesten Deutschen, wie die Unmengen der nach ihm benannten Straßen beweisen, Dennoch tappen die Historiker im Dunkeln, was Einbahn eigentlich geleistet hat.

Der Ungrieche
    Über Leid und Elend hinter der Kamera
    (Aus der Sonntags-FAZ)

    In meinem nimmermüden Kampf gegen den Sport schreckte ich nicht davor zurück, persönlich zur letzten Olympiade nach Athen zu fahren, vier Wochen vor Beginn der Spiele, um mit einem Kamerateam für den MDR Kulturberichte zu erstellen, damit niemand unter dem Gewicht der Medaillen vergisst, dass die wahren Errungenschaften der Menschheit nicht von Kraftbolzen stammen, sondern von uns Intellektuellen. Und wie schon mehrere andere Besucher der letzten dreitausend Jahre kann ich nur bestätigen: tolle Stadt, nette Leute, prima Wetter. Aber zum Arbeiten der nackte Horror für Ungriechen wie mich.
    Es gibt bestimmt mindestens tausend freundliche, ja richtig liebenswerte Taxifahrer in Athen, aber leider 30 000 Taxis, weshalb ich allein aus mathematischen Gründen bei meinen dreißig Fahrten nur zwei nette kennen lernen konnte. Die restlichen 28 waren unfreundlich bis bösartig, und weitere fünfzig ließen mich gar nicht erst einsteigen.
    Der Grund liegt im System: Die Athener Taxipreise sind die niedrigsten der europäischen Union, deutlich unter dem Existenzminimum, wenn man sich daran hielte — was aber keiner tut, Jedenfalls damals nicht, vor den Spielen, als sich ohnehin noch kaum Sportsfreunde eingefunden hatten, auf die es Rücksicht zu nehmen galt, dafür aber umso mehr überbezahlte Funktionäre und Reisespesenbetrüger. Die Folge war ein gnadenloses Raubrittertum: Am Ziel wurde mindestens das Doppelte dessen gefordert, was auf der Taxiuhr stand, und die Begründungen dafür waren einfallsreicher als die Ausreden des Zeus, wenn er fremdging: Weil gestern der Tarif geändert, aber die Uhr noch nicht umgestellt wurde; weil mit Klimaanlage ein Sondertarif gilt; weil der Nachtzuschlag in Athen bereits zu Mittag anfängt; und weil man als Tourist sowieso grundsätzlich