Frauen fragen Feuerstein
dem Federhut. Auch Feuerstein duckt sich, und die Nachtigall trifft die Dame so hart, dass sie zu Boden geht. Ihr nachfolgender Begleiter lacht sich darüber kaputt.)
Feuerstein: Und unser Merksatz dazu: »Selbstschutz geht immer vor Höflichkeit .«
(Er steigt über die Frau hinweg und verlässt das Lokal.)
ENDE
Kammerspiele
Eine wissenschaftliche Untersuchung über die Pay-TV-Kanäle im Hotel
(Bei Feuerstein bestellt von der Süddeutschen Zeitung, aber aus Feigheit nie abgedruckt)
In diesem Punkt bin ich mit den anderen Kirchenvätern absolut gleicher Meinung: »Wie soll man die Sünde vermeiden, wenn man nicht weiß, wie sie aussieht ?« Dies nur zur Klarstellung vorab.
Bei den Pornokanälen im Pay-TV der Hotels unterscheidet der Kenner zwei Systeme: Solche, die sich mitten unter den »normalen« Sendern befinden und auf die man beim Zappen zwangsläufig stößt; und solche, die man bewusst eingeben muss. Letztere kommen nur für Abgebrühte infrage, die imstande sind, am nächsten Tag bei der Rechnungslegung ein volles Geständnis zu verkraften, ohne rot zu werden: »Ja, ich habe gefrühstückt. Ja, ich habe die Minibar benutzt. Ja, ich habe Schweinekram angeschaut .«
Für Sensibelchen wie mich wäre das undenkbar. Wir sind auf die erste Variante angewiesen, denn da kann man hinterher behaupten: »Ich war gerade beim Zappen, als das Telefon klingelte...da hat sich das Ding wohl von selber eingebucht...ist das nicht komisch, hahaha ?« Es ist der meistgesprochene Satz jeden Vormittag an der Hotelkasse. Zwar findet man auf dem Fernseher den deutlichen Hinweis: »Der Filmtitel erscheint nicht auf der Rechnung«, weshalb im Pay-TV meist auch zwei harmlose Alibi-Filme angeboten werden, die niemand sehen will und auch noch niemand gesehen hat. Aber damit ist man so glaubwürdig wie der Mörder mit derTatwaffe in der Hand vor der noch zuckenden Leiche, der behauptet, das war schon so und man sei gerade jetzt erst dazugekommen.
Gewöhnlich bieten die Sexkanäle eine kostenlose Probezeit von einer Minute an, meist getrübt durch einen kleinen schwarzen Zensurbalken in der Bildmitte, der das Wesentliche verdecken soll, aber für die üppigen Körperteile von Pornodarstellern viel zu klein ist. Und für die Fantasie sowieso, Ist die Minute verstrichen, ohne dass man seine Zustimmung mittels Fernbedienung abgegeben hat, verschwindet das Bild gänzlich; an seiner Stelle erscheint der Text: »Kanal wegen Nicht-Akzeptanz gesperrt, du Feigling !« — Okay, »du Feigling« steht nicht dabei, aber man spürt, dass es so gemeint ist.
Angeblich gibt es Leute, denen die Gratisminute völlig ausreicht, wahrscheinlich Kerle, die von Berufs wegen auf Hochdruck und schnelle Reizbarkeit getrimmt sind, wie Rennfahrer, Piloten oder Hausmeister. Politiker freilich, die oft Jahre brauchen, bis sie merken, was abgeht, hätten keine Chance.
Sexkanäle im Hotel gibt es nicht nur in Europa, sondern auch in den USA, dort allerdings nur in der Softversion, die bei Vox oder RTL2 nicht mal als Kinderprogramm durchgehen würde. Man hat schnell raus: Je schärfer der Titel, desto müder der Inhalt. Wer » Dirty Lolita« eingibt, kriegt einen Film über eine spanische Nonne zu sehen, die ihr Leben der Müllentsorgung gewidmet hat. Und » Deep Throat « ist ein Dokumentarstreifen über das Fressverhalten von Nilpferden.
Weitgehend sexfrei sind die Hotelfernseher Asiens. Als Ersatz dienen dort die rhythmischen Zuckungen von M-TV, bei ausgeschaltetem Ton. Das andere Extrem fand ich im Flughafenhotel von Kangerlussuaq auf Grönland. Dort gibt es nur Pornokanäle, gleich ein Dutzend von der härtesten Machart, doch vermute ich, dass ihr wahrer Zweck nicht die Lust ist, sondern die Reibungswärme, denn in Grönland ist es bekanntlich sehr kalt, Außerdem dauert die längste Nacht dort zwei Monate, und die muss man ja irgendwie überbrücken.
Im Berliner Intercontl erlebte ich Vorjahren mal eine Sternstunde, als durch irgendeinen Kabelsalat beide Pornokanäle freigeschaltet waren. Ohne Zensurbalken. Die Aufschrift »Pay-TV« erschien stattdessen auf den Kanälen ARD und ZDF. Ich wählte natürlich Wickerts Tagesthemen, für damals DM 21,50.
Über das Leben nach der Quote
(»Quotengedenken«, Süddeutsche Zeitung)
Die Quote bedeutet mir nichts.
Das sagen wir Loser alle. Und die Sieger, die Abräumer ab 15 Prozent Marktanteil natürlich auch, um sich nicht dem Verdacht auszusetzen, Massenscheiße zu produzieren.
Aber wenn man wie ich zur
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