Frauen lügen
sind Materialistinnen.«
»Aber alle sind käuflich. Ist nur eine Frage des Preises.«
»Lass das nicht Silja hören.«
»Wir können sie fragen. Vielleicht ist sie ehrlich. Für Männer gilt übrigens das Gleiche. Ist meine feste Überzeugung. Nur ist der Markt da enger.«
»Das muss ich jetzt erst mal verdauen.«
»Du glaubst noch an das Gute im Menschen, was?«
»Theoretisch schon. Hält mich aufrecht, wenn du weißt, was ich meine.«
Sven Winterberg parkt direkt vor dem massiven Eingangstor. Der Hausherr persönlich steht in der Tür.
»Bitte kommen Sie herein. Auch wenn Sie sich eine eigenwillige Uhrzeit für Ihre Visite ausgesucht haben. Es hat noch einen Brandanschlag gegeben, nehme ich an …«
Die sonore Stimme Jonas Michelsens klingt leicht brüchig und signalisiert deutlich, dass er seinen eigenen Worten nicht ganz über den Weg traut.
»Nein, kein Brandanschlag.« Bastian Kreuzer zieht seinen Dienstausweis und stellt sich und seinen Kollegen vor. Danach redet er so schnell wie möglich weiter. »Herr Michelsen, wir sind zu dieser unchristlichen Zeit persönlich zu Ihnen gekommen, weil wir eine sehr ernste Nachricht für Sie haben. Ihre Frau ist heute am späten Nachmittag erschossen worden.«
Jonas Michelsen steht völlig starr in der weiträumigen Diele seines Hauses. Noch nicht einmal seine Augen bewegen sich.
»Wir wissen, diese Nachricht ist ein Schock. Vielleicht sollten Sie sich setzen«, sagt Sven leise.
Michelsen nickt kaum wahrnehmbar und geht mit hölzernen Bewegungen voran in einen riesigen Wohnraum, hinter dessen Fensterfront ein breites Rasenstück bis zur Elbe hinunterführt, wo gerade ein nächtlich beleuchteter Schlepper aus dem Bild gleitet. Der Hotelier lässt sich mit dem Rücken zu dem atemberaubenden Panorama in ein tiefes Sofa sinken. Mit einer Stimme, die alle Kraft verloren zu haben scheint, sagt er: »Aber das Kampener Haus ist doch so gut gesichert. Ich habe immer alles getan, um …«
Ratlos bricht er ab.
Bastian Kreuzer räuspert sich. Er weiß genau, dass Jonas Michelsen der eigentliche Schlag noch bevorsteht. Es sei denn, er wusste von der Affäre seiner Frau. Jede kleinste Regung im Gesicht seines Gegenübers wird in den nächsten Sekunden wichtig sein.
»Herr Michelsen. Ihre Frau war nicht in Ihrem gemeinsamen Haus, als sie erschossen wurde. Sie befand sich in dem Apartment eines Freundes aus Sylter Jugendtagen. Fred Hübner, vielleicht kennen Sie den Namen.«
»Das ist dieser Journalist, der die Bestsellerlisten gestürmt hat, oder?«
»Genau.«
»Aber was hat Susanne …?«
Bastian kann sehen, wie sich das Begreifen eine Bahn sucht und gleichzeitig alle Farbe aus Michelsens Gesicht verschwindet. Mit mühsam ruhig gehaltener Stimme setzt der Hotelier noch einmal neu an.
»Sie meinen … Sie wollen mir sagen, dass meine Frau ein Verhältnis mit dem Kerl hatte und in seiner Bude erschossen worden ist?«
»So sieht es aus, ja.«
»Den bringe ich um.«
Michelsen springt auf und stürmt direkt auf einen Teil der raumbreiten Schrankwand zu, die um den Kamin herumgebaut ist.
»Stopp. Sie haben mich falsch verstanden. Ich habe nicht gesagt, dass Fred Hübner Ihre Frau erschossen hat. Es ist nur in seiner Wohnung passiert. Er selbst war gar nicht da. Jedenfalls behauptet er das, und wir tendieren dazu, ihm zu glauben.«
»Darf ich Ihnen eine Frage stellen, Herr Michelsen?« Sven Winterberg erhebt sich alarmiert aus seinem Sessel. »Ist das Ihr Waffenschrank dort neben dem Kamin?«
»Woher wissen Sie das?«
»Ihre Frau hat Fred Hübner von Ihrer Jagdleidenschaft erzählt.«
»Das ist nicht verboten.«
»Nein, natürlich nicht. Aber die Weitergabe von Waffen an Unbefugte ist verboten. Und Ihre Frau hatte keinen Waffenschein.«
»Sie reden von der Sig? Das war eher eine psychologische Maßnahme. Ich habe das Prachtstück extra für Susanne anfertigen lassen, aber ich wusste genau, dass sie die Waffe niemals benutzen würde.«
»Hat sie auch nicht«, mischt sich jetzt Bastian Kreuzer ein. »Aber ihr Mörder hat es getan. Herr Michelsen, leider müssen wir Ihnen mitteilen, dass Ihre Frau mit genau der Waffe erschossen worden ist, die Sie ihr offenbar geschenkt haben. Und da stellt sich für uns natürlich die Frage, wer außer Ihnen kann davon gewusst haben.«
»Sie verdächtigen
mich
?«
»Sagen wir mal so: Wir interessieren uns für Ihr Alibi. Es geht um die Zeit von 17 bis 19 Uhr am heutigen Nachmittag.«
Jonas Michelsen kehrt seinem
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