Frauen lügen
dreimal können Sie raten, wie’s weiterging.«
»Wir sind hier nicht bei
Wer wird Millionär
. Also mach’s kurz.«
»Sie wären eh nicht drauf gekommen. Das Kennzeichen war der Hammer, ey. Ich sage nur: Bond, James Bond.«
»Wie bitte?«
» BO - ND 007 . Brauchst du’s schriftlich, Mann?«
»Nein, danke. Das kann ich mir gerade noch merken.«
Freitag, 19 . August, 19.20 Uhr,
Dorfteich, Wenningstedt
Fred Hübner läuft langsam, wie aufgezogen. Alles um ihn herum scheint zu schwanken. Es ist, als sei die Welt aus dem Tritt geraten und stolpere nun orientierungslos über die eigenen Füße. Die kleine Kommissarin neben Hübner, die ihn aus seiner Wohnung gezogen und auf diesen sinnlosen Pfad rund um den See gesetzt hat, wirft ihm in einem fort besorgte Blicke zu. Jetzt greift sie sogar nach seinem Ellenbogen.
»Ich komme allein klar, Sie können mich loslassen.«
»Da vorn ist eine freie Bank. Wir sollten uns kurz hinsetzen.«
Ihr Griff wird fester.
»Hören Sie, ich brauche Sie nicht.«
»Herr Hübner, Sie stehen unter Schock. Sie glauben doch nicht wirklich, dass wir Sie jetzt allein lassen. Außerdem muss ich Ihnen dringend einige Fragen stellen. Ihre … wie soll ich sagen? Also … Frau Michelsen ist spärlich bekleidet in Ihrem Bett getötet worden, und Sie sind derjenige, der uns am meisten bei der Suche nach dem Mörder unterstützen kann.«
»Geliebte.«
»Bitte?«
»Geliebte ist das Wort, das Sie gesucht haben.«
»Oh, danke ja, das beantwortet schon die erste Frage.«
»Ist das jetzt ein Verhör? Verdächtigen Sie mich?«
Die letzten Schritte bis zu der Holzbank, die dicht am Teich steht und einen ungehinderten Blick auf die Fontäne bietet, kann Fred nur noch torkelnd zurücklegen. Die trudelnde Welt um ihn herum reißt ihn mit sich, so dass er sogar die hölzerne Sitzfläche noch verfehlt und auf dem Boden landet. Die Kommissarin hilft ihm auf. Einige Passanten gucken verwirrt. Die Kommissarin scheucht sie mit energischen Bewegungen weiter, bevor sie sich mit beruhigender Stimme wieder dem Journalisten zuwendet.
»Nein, es ist kein Verhör. Wir sind allein und ohne Zeugen. Ich verstehe, dass Sie nicht aufs Kommissariat wollten. Das können wir morgen oder übermorgen nachholen. Und zu Ihrer zweiten Frage: Noch einmal nein, ich verdächtige Sie nicht. Bisher kann ich noch niemanden verdächtigen, weil mir unendlich viele Informationen fehlen. Deshalb ist es ja so wichtig, dass ich jetzt gleich mit Ihnen reden kann.«
»Sanne und ich wollten ein neues Leben beginnen.«
Tief in Fred Hübners Körper bricht ein Damm und lässt den Schmerz in Wellen anbranden. Hübner wirft seinen Rücken mit Wucht gegen die Lehne der Parkbank und schlägt die Hände vor die Augen. Wie soll er das ertragen?
»Frau Michelsen war verheiratet«, wendet die Kommissarin vorsichtig ein.
»Aber nicht glücklich, sonst wäre sie ja wohl kaum zu mir zurückgekommen.«
»Wie meinen Sie das?«
»Wir waren ein Paar, bevor sie diesen Schnösel kennengelernt hat.«
»Sie reden von Jonas Michelsen, dem Ehemann?«
Hübner nickt. Wieder sieht er das Bild des saturierten Geschäftsmannes vor sich, der in diese intensive Unterhaltung mit dem sehr jungen Mädchen vertieft ist. Und wieder muss er sich eingestehen, dass der naheliegende Verdacht, es handle sich um die Tat eines eifersüchtigen Gatten, leider ziemlich abwegig ist. Nur kann das die Kripotante natürlich nicht wissen.
»Kennen Sie Jonas Michelsen eigentlich persönlich, Herr Hübner?«
Irgendetwas an der Frage gefällt Fred Hübner nicht. Vorsichtig antwortet er: »Nein. Ist auch besser so.«
»Es ist also bisher zu keiner Aussprache gekommen?«
»Hören Sie, die Sache mit Sanne und mir lief noch nicht lange. Ein paar Tage. Der Typ wusste gar nichts davon.«
»Vielleicht unterschätzen Sie ihn.«
Fred denkt an das Telefonat, das Susanne am Tag zuvor mit ihrem Mann geführt hat und das hinter der Badezimmertür bestens zu verstehen war.
»Er wusste nichts, das können Sie mir glauben.«
»Hat Frau Michelsen sonst von irgendwelchen Menschen geredet, mit denen es Konflikte gab? Hatte sie Angst vor irgendetwas?«
»Angst. Nein. Obwohl, es gab da diese blöde Pistole.«
Fragend richten sich die Augen der Polizistin auf Fred.
»Sanne trug sie bei sich. Sie sagte, ihr Mann wolle es so. Sie stellte es als Missverständnis hin, aber vielleicht war es das gar nicht. Vielleicht hatte sie wirklich Angst.«
»Herr Hübner. Ihre Geliebte ist erschossen
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