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Frauen lügen

Frauen lügen

Titel: Frauen lügen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Ehley
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verzeihen. Als sie gestern Abend nach Hause kam und sah, dass Bastian bereits mitsamt Gepäck verschwunden war, fühlte sie nichts als Erleichterung. Auch während des heutigen Tages war sie froh, ihm nicht begegnen zu müssen.
    Doch morgen wird das anders sein. Im Kommissariat werden sie sich nicht aus dem Weg gehen können, und es wird Silja verdammt viel Kraft kosten, die Konfrontation durchzustehen.
    Mit einer entschiedenen Bewegung stellt sie ihr Handy aus.

Montag, 22 . August, 8.15  Uhr,
Kriminalkommissariat Westerland
    Bastian Kreuzer sitzt weit zurückgelehnt hinter Sven Winterbergs Schreibtisch, hält ein Telefon ans linke Ohr gepresst und versucht gleichzeitig mit der rechten Hand, eine Mandarine zu schälen. Seit es diese Früchte auch im Sommer zu kaufen gibt, hat Bastian sie zu seinem Lieblingsobst erklärt. Leicht zu schälen und anschließend zur Not im Ganzen zu essen. Als sich am anderen Ende der Leitung eine befehlsgewohnte Frauenstimme meldet, lässt der Hauptkommissar trotzdem kurzzeitig von der Frucht ab.
    »Guten Morgen, Frau Staatsanwältin. Hier Kreuzer, eigentlich Flensburg, jetzt aber Sylt. Es geht um den Mord vom vergangenen Freitag. Die Hoteliersgattin Susanne Michelsen, wir haben schon am Samstag darüber gesprochen.«
    »Sind Sie weitergekommen?«, unterbricht ihn schroff die Stimme der Flensburger Staatsanwältin. Elsbeth von Bispingen ist eine ebenso korpulente wie durchsetzungsstarke Dame Anfang fünfzig mit kräftig rot gefärbten Locken, die den Ruf einer absoluten Hardlinerin hat. Zwar lässt sie den Ermittlern ungewöhnlich viel Freiraum und billigt ihnen eine große Entscheidungskompetenz zu, doch knüpft sie daran auch einen starken Erfolgsdruck. Ungelöste Fälle, so heißt es in Polizeikreisen, lägen ihr derart auf der Seele, dass sie alles tue, um dem erfolglosen Ermittler jede weitere Karrierechance zu verbauen. Obwohl Bastian Kreuzer schon häufiger mit ihr zu tun hatte, ist es ihm bisher nicht gelungen, auch nur das winzigste Lob aus ihrem Munde zu hören.
    »Weitergekommen sind wir durchaus. Im Moment deuten alle Indizien auf den Ehemann als Täter hin. Der Liebhaber, in dessen Wohnung Susanne Michelsen erschossen worden ist, hat erstens kein Motiv und zweitens ein Alibi. Bei dem gehörnten Ehemann ist es genau andersherum. Außerdem wusste er von der Existenz der Waffe in Susanne Michelsens Handtasche, er hat sie seiner Frau nämlich selbst geschenkt. Und er ist latent gewaltbereit. Auf den Kollegen Winterberg und mich ist er wenige Stunden nach der Tat mit einem Gewehrkolben losgegangen.«
    »Klingt doch gut. Vielleicht sollten Sie ihn festnehmen.«
    »Deshalb rufe ich an. Er leugnet entschieden – und einige meiner Mitarbeiter tendieren dazu, ihm zu glauben.«
    »Warum das?«
    »Intuition.«
    Elsbeth von Bispingen schweigt, und Bastian kann ihre Missbilligung förmlich durch die Leitung kriechen hören. Nach einer Weile erkundigt sie sich kurz angebunden: »Und was denken Sie?«
    »Ich würde gern warten, bis uns das Ergebnis einer weiteren Recherche vorliegt. Es ist vielleicht besser, ihn bis dahin in Sicherheit zu wiegen.«
    »Gib’s keine anderen Erkenntnisse?«
    »Nichts Konkretes. Ich habe mir die Hacken abgelaufen und in der ganzen Nachbarschaft nach Zeugen für den Mordzeitpunkt gesucht. Aber es ist wie verhext, niemand hat etwas gehört oder gesehen – bis auf zwei bekiffte Jugendliche, die irgendeinem Sportwagen hinterhergestarrt haben.«
    »Und? Konnten Sie den Halter ermitteln?«
    »Das war eine eiskalte Fährte. Es ist ein Bochumer Geschäftsmann, der sich zwar für James Bond hält, mit dem Ehepaar Michelsen aber nicht das Geringste zu tun hat. Außerdem saßen zwei Nutten mit ihm im Auto, die sich genau an die Fahrt erinnern können. Wenn das kein bombensicheres Alibi ist.«
    Elsbeth von Bispingen lacht nicht.
    »Was ist mit den Bränden, hat sich da etwas Neues ergeben?«
    »Leider nein. Für den Hotelbrand und das Auto am Dorfteich ließe sich durchaus ein Motiv des Ehemannes denken. Aber wir wissen immer noch nicht, wie das Morsumer Reetdach ins Michelsen-Raster passen soll. Außerdem hat der Hotelier für die erste Brandnacht ein Alibi. Er war mit seiner Frau auf einer Hamburger Party, die bis weit nach Mitternacht gedauert hat.«
    »Haben Sie die Buchhaltung des Hotels überprüft?«
    »Da scheint alles in Ordnung zu sein. Aber meine Kollegin redet heute mit allen Handwerkern, die in der letzten Zeit für das Hotel
Friesenperle
tätig waren.

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