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Frauen lügen

Frauen lügen

Titel: Frauen lügen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Ehley
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entgegen.
    Er ist etwa dreißig Jahre alt, und sein gedrungener Körper kündet deutlich von jahrelanger harter Arbeit. Der Druck seiner schwieligen Hand ist kurz und kräftig.
    »Moin, Moin. Niklas Hansen. Sind Sie die Kommissarin?«
    »Genau. Silja Blanck ist mein Name. Wir haben telefoniert.«
    Mit einer routinierten Bewegung zückt Silja ihren Dienstausweis. Sie hat allerdings nicht den Eindruck, dass der Dachdecker sich besonders für das Dokument interessiert. Ungeduldig weist er auf den Eingang zur Lagerhalle.
    »Am besten kommen Se mit rein, eck bin allein auf’m Hof und hab niemanden fürs Telefon.«
    In der hohen Halle stehen Maschinen, zwei halb beladene Pritschenwagen und allerlei Gerät, dessen Verwendung Silja nicht ganz klar ist. Ein Teil der Halle ist durch einen Bretterverschlag abgegrenzt. Hier befinden sich ein Schreibtisch voller Papiere, mehrere Sitzgelegenheiten, ein schmales Fenster, das zum Grundstückseingang weist, und daneben eine kleine Küchentheke, auf der eine Kaffeemaschine vor sich hin blubbert.
    Niklas Hansen holt zwei meerblaue Becher mit weißem Sylt-Aufdruck aus einem Hängeschrank und füllt sie.
    »Milch? Zucker?«
    »Nur Milch, bitte.«
    »Hier. Am besten, Sie nehmen diesen Stuhl, der ist am bequemsten.«
    Silja setzt sich in einen alten Ledersessel mit ausgeleierter Polsterung und nippt an ihrem Kaffee.
    »Läuft Ihr Geschäft eigentlich gut?«
    »Eck dachte, Sie sind vonne Kripo und nich vom Finanzamt.« Ein lauernder Blick Niklas Hansens unterstreicht den misstrauischen Tonfall seiner Entgegnung.
    »Stimmt auch. Ich wollte nur höflich sein. Vergessen Sie die Frage.«
    »Worum geht’s denn wirklich?«
    »Von der Brandstiftung beim Hotel
Friesenperle
und dem Mord an der Hotelbesitzerin Susanne Michelsen haben Sie ja sicher gehört?«
    »Kloar. Davon redt die ganze Insel. Gibt’s ja hier nich so oft. Moard is sonst nur im Fernsehen.«
    Er lacht laut über seinen eigenen Witz, verstummt aber schnell, als er feststellt, dass die Kommissarin nicht einfällt.
    Mit ernster Stimme erklärt Silja: »Wir prüfen natürlich alle möglichen Motive, das kennen Sie ja wahrscheinlich auch aus dem Fernsehen. Und wir haben die Buchhaltung des Hotels
Friesenperle
in Rantum durchgesehen. Es hat nämlich der ermordeten Susanne Michelsen gehört. Und dabei sind wir auf Ihre Firma gestoßen.«
    »Min Vadda hat schon für den alten Boysen das Hoteldach gedeckt. Als der neue Speisesaal vonner
Friesenperle
gebaut wurde, hat der Manager, Dornfeldt heißt er, glaub eck, mein Betrieb als ersten angesprochen. So läuft das bei uns aufer Insel. Passt Ihnen daran was nich?«
    »Doch, natürlich, alles in Ordnung. Ich wollte mich eigentlich nur nach der Zahlungsmoral vom Hotelmanagement erkundigen.«
    »Eck hev min Geld kriegt«, ist die knappe Antwort, in der eine versteckte Feindseligkeit zu liegen scheint.
    Silja bemüht sich sehr um einen verbindlichen Tonfall.
    »Wissen Sie, Herr Hansen, ich habe eine Liste mit sechs Gewerken, die an dem Speisesaalbau beteiligt waren. Sie sind der Erste, mit dem ich rede. Und ganz bestimmt kennen Sie die anderen. Hat es bei denen vielleicht irgendwelche Probleme gegeben? Lieferengpässe, Terminschwierigkeiten, Zahlungsverzögerungen. Etwas in der Art? Wir wissen doch alle, dass auf einer Großbaustelle nicht immer alles glattläuft.«
    »Und wenn’s nich so war, dann soll eck Ihnen nu den Brandstifter liefern?«
    »Nein, natürlich nicht. Es geht mir eher um eine Einschätzung von Albert Dornfeldt. Haben Sie ihn als fairen Bauherren erlebt?«
    »Er war wie alle, hat die Kosten gedrückt, wo er konnte.«
    »Und auf seinen Vorteil gesehen?«
    Silja Blancks Worte sind nur ein Probeballon. Aber sie scheint das richtige Gespür gehabt zu haben, denn der Blick des Dachdeckers zeigt plötzlich große Wachsamkeit.
    »Eck hab doch schon gesagt: War alles rechtens. Der Dornfeldt kennt sich gut aus inner Branche. Hat bei der Erstellung von siner Wohnung auch als Bauherr funktioniert.«
    »Fungiert«, korrigiert ihn Silja automatisch, was ihr einen beleidigten Blick einträgt. »Wo liegt denn diese Wohnung?«
    »Hätten Se ihn auch selbst fragen könn, Frau Kommissar, is ja nun wirklich kein Geheimnis. In Morsum, am Bahnhof wohnter. In dem Bau schräg gegenüber vonner Bushaltestelle, die auch gebrannt hat. Das Wohnhaus hat aber ein Ziegeldach, da konnte das Feuer nich ran. Und mine Reetdeckerei war da auch nich beschäftigt. Könn Se sich ja woll denken.«
    Silja nickt.

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