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Frauen sind auch nur Männer (German Edition)

Frauen sind auch nur Männer (German Edition)

Titel: Frauen sind auch nur Männer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hellmuth Karasek
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leuchten, kommt mir zwangsläufig Loriots Klassiker in den Sinn, bei dem der Großvater den Heiligen Abend mit Tschingderassatäterää-Marschmusik begrüßt und sagt: »Früher war mehr Lametta.« Und das Kind bei Loriot mit einem fröhlich explodierenden Atomkraftwerk beschenkt wird.
    Das Lied »Morgen kommt der Weihnachtsmann« ging im Original so weiter: »Kommt mit seinen Gaben./Trommel, Pfeife und Gewehr/Fahn und Säbel und noch mehr,/Ja, ein ganzes Kriegesheer/Möcht ich gerne haben.« Ich erlebte dank meines Lebenslaufs Weihnachten 1944 im letzten Kriegswinter. Es gab überreichlich Lametta. Das »Deutsche Jungvolk«, zu dem ich gehörte, sammelte Tag für Tag in den Wäldern Unmengen von glitzernden Metallfäden. Sie waren von den alliierten Bomberverbänden tonnenweise abgeworfen worden, um die deutschen Radargeräte zu täuschen.
    Später habe ich mich mit der Umlaufzeit von Weihnachtsbäumen auseinandersetzen müssen, ihrer Halbwertszeit nach dem Fest. In Andersens Märchen wird der Weihnachtsbaum gleich noch am Heiligen Abend, ratzfatz, geplündert. Er war damals nicht nur ein Bote des christlichen Lichts, »auf die Zweige hängten sie kleine Netze, (…) jedes Netz war mit Zuckerwerk gefüllt, vergoldete Äpfel und Walnüsse hingen, als wären sie festgewachsen«. Der Weihnachtsbaum war also ein Naschmarkt für Heiligabend.
    Da Bäume die unangenehme Eigenschaft haben, zu nadeln, fliegt er bei uns unmittelbar nach Neujahr auf die Straße. Im katholischen Süden hat er bei mir bis zu den Heiligen Drei Königen überlebt. In den vierziger Jahren in Schlesien gab es einen Dauerwettbewerb, den Weihnachtsbaum bis Ostern zu retten. Er stand dazu in der ungeheizten, ungenutzten guten Stube. 1944 musste ich den Weihnachtsbaum vor der anrückenden Roten Armee jäh Ende Dezember verlassen. Wie lange er noch stand, weiß ich nicht. Damals war ich darüber traurig, heute bin ich heidenfroh. Auch über weniger Lametta.

15 . Dezember 2012

Starker Tobak
    Altkanzler Schmidts Lieblingszigarette soll verboten werden. Von Menthol, Eierlikör und politischem Schall und Rauch
    Jetzt, da es den Rauchern seitens der EU wieder mal an Kopf und Kragen respektive ans Inhalieren gehen soll, steht er, gewissermaßen als Volksfeind Nummer eins, im Fadenkreuz der Kampagne: Helmut Schmidt. Denn im Schussfeld des Verbots steht ausdrücklich die Mentholzigarette, die erkennbar und erklärtermaßen der Lieblingsglimmstängel des greisen Rauchers ist. Die Fluppe mit sogenanntem »charakterisierenden« Geschmack (sprich: Menthol) soll vom Markt genommen werden, aus den Tabakläden verschwinden. Dabei ist der Altkanzler, der unter Qualm-Absonderung und in blauen Dunst gehüllt besonders konzise und klare Gedankenketten ins Fernsehstudio pustet, sozusagen das beste, ältestgediente lebendige Gegenbeispiel gegen die beschworene Gefahr.
    Er fungiert dabei als ähnliches statistisches Paradebeispiel wie die beiden Zwillinge, von denen der eine rauchte und achtzig Jahre wurde. Und der andere nie eine Zigarette angerührt hatte. Dafür aber schon im Alter von vier Jahren starb. Tja, die Statistik. Sie funktioniert wie bei der Beschneidungsdebatte; da wird ein orthodoxer Jude gefragt, ob ihm die Circumcision am achten Tag nach der Geburt gesundheitlich geschadet habe, und er antwortet: »Sehr! Ich konnte ein Jahr nicht gehen und ein Jahr nicht sprechen.«
    Nun bin ich der Letzte, der gegen den Kampf gegen das Rauchen angehen würde, habe ich selbst mir doch unter Mühen vor vierzig Jahren das Rauchen abgewöhnt und lebe immer noch. Und weiß, dass 140 000 Menschen im Jahr in Deutschland an Folgen des Tabakkonsums sterben. Aber was für und gegen das Menthol angeführt wird, grenzt ans Groteske. So mache es angenehmeren Atem, steigere die Durchblutung der Lungen und verführe damit als Einstiegsdroge zum Rauchen, weil es den eklig bitteren Tabakgeschmack beseitige. Das klingt so, als wolle man Eierlikör verbieten und Whisky nicht, weil er leichter die Kehle runterflutsche.
    Im Übrigen sind alle Abkommen ohnehin Schall und Rauch. 2003 hatte Deutschland dem WHO -Abkommen zugestimmt, das Außenwerbung für Zigaretten verbieten und Automaten abschaffen wollte. Ohne dass das bis heute umgesetzt worden wäre.

22 . Dezember 2012

Geht die Welt in einer Villa unter?
    Schwarze Löcher, verbrennende Sonnen, ein arbeitsloser Gottschalk: Die Prognosen fürs Jüngste Gericht lassen uns hoffen und warten
    Leider erst am Freitag las ich in einem Artikel

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