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Frauen verstehen mehr von Liebe

Frauen verstehen mehr von Liebe

Titel: Frauen verstehen mehr von Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Karl«, schüttelte sie den Kopf, »können Sie mir einen Grund sagen, warum die sich das aus den Fingern gesaugt haben sollte?«
    Einen Grund wußte Karl auch nicht.
    Worum es ihm ging, war, daß er hier auf keinen Fall den Eindruck entstehen lassen wollte, er sehe sich in Konkurrenz zu seinem Freund und benütze die Gelegenheit, ihn bei Vera an Boden verlieren zu lassen. Nach der Vereinbarung zwischen ihm und Albert ging ihn Vera gar nichts an; er hatte sich um Sonja zu kümmern. Das war die Aufgabenteilung, die getroffen worden war, um der geplanten Operation zum Erfolg zu verhelfen. Erst wenn das Ziel – Sonjas Einzug in Alberts Schlafzimmer – erreicht sei, stünde es Karl frei, das gleiche Ziel im Hinblick auf Vera anzustreben, falls ihm dieses noch reizvoll erscheinen sollte.
    Eigentlich, dachte Karl, wobei er auf Vera blickte, ist dieses Mädchen viel zu schade dafür. Aber leider läßt sich das nicht mehr ändern.
    »Woran denken Sie?« fragte ihn Vera. Ihr war nicht entgangen, daß er einer gewissen geistigen Abwesenheit erlegen war.
    »Woran? An Sie natürlich.«
    »Seien Sie ehrlich.«
    »Bestimmt. Ich habe mich gefragt, wo Sie eigentlich wohnen. Das weiß ich nämlich noch nicht.«
    »In Ottobrunn.«
    »Und Ihre Freundin?«
    »In der Nähe ihrer Boutique.«
    »Albert sagte mir, daß sie mich anrufen wollte, aber dann mit ihm selbst sprach. Hatten Sie ihr meine Nummer gegeben?«
    »Ja. War das ein Fehler von mir?«
    »Nein, nein, warum denn? Ich wundere mich nur, daß sie mich nicht erreicht hat.«
    »Die Versuche von ihr waren wohl nicht hartnäckig genug.«
    »Glauben Sie denn, daß ihr plötzlicher Entschluß, nun doch bei uns mitzumachen, von Dauer ist?«
    »Sie wollen wissen, ob sie ein wankelmütiges Mädchen ist oder nicht?«
    »Ja.«
    »Ganz und gar nicht. Was die sich in den Kopf setzt, das führt sie auch aus.«
    »Aber erst hat sie uns doch die kalte Schulter gezeigt. Über Nacht tat sie das dann nicht mehr. Das spricht doch gegen das Zeugnis, das Sie ihr ausstellen. Was war denn der Grund dafür, daß sie so plötzlich umschwenkte?«
    »Das weiß ich auch nicht«, schwindelte Vera. »Ich weiß nur, daß das im allgemeinen nicht ihre Art ist. Glauben Sie mir, mein Zeugnis stimmt schon. Sie werden sich davon noch überzeugen können.«
    Am Eingang entstand Bewegung. Wieder einmal kamen neue Gäste herein, darunter ein bekümmert aussehender Pfeifenraucher, der, wie alle Pfeifenraucher, einfach deshalb bekümmert aussah, weil es zum Streß seines Lebens gehörte, daß ihm ständig die Pfeife ausging. Pfeifen haben das so an sich, es scheint ihnen angeboren zu sein.
    »Ach«, sagte Vera, »Herr Bach.«
    Damit meinte sie den Pfeifenraucher am Eingang.
    Karls Blick folgte Veras diskretem Fingerzeig. Zu sehen war, daß Herr Bach auch Schwierigkeiten mit seiner Brille hatte. Der Wechsel von draußen ins wärmere Lokalinnere hatte zum Beschlag der Gläser geführt. Der dadurch erblindete Herr Bach war gezwungen, wenige Schritte nach dem Eingang stehenzubleiben, die Brille abzunehmen und sie zu putzen, um nicht gegen den nächsten Tisch zu rennen. Solange er die Brille nicht wieder auf der Nase sitzen hatte, war er nicht imstande, Vera zu entdecken.
    »Ein Bekannter von Ihnen?« fragte Karl.
    »Ja«, erwiderte Vera. »Der Leiter unserer Werbeabteilung.«
    Hoffentlich fällt es ihm nicht ein, sich zu uns zu setzen, dachte Karl.
    Diese Hoffnung trog ihn.
    Wieder bebrillt, konnte Bach die hübsche Kollegin aus seiner Firma, auf die er schon lange ein Auge geworfen hatte, gar nicht mehr übersehen, und rasch kam er näher. Vera war ein Blickfang. Ein Mädchen wie sie wurde immer und von jedem entdeckt. Noch mehr traf das auf Sonja zu. Ein wesentlicher Unterschied zwischen den beiden bestand allerdings darin, daß ein Mann, der Vera entdeckte, sich davon etwas versprechen zu dürfen glaubte, während er dies bei Sonja als reine Utopie empfinden mußte. Vera war ein heißes Mädchen, Sonja ein kühles, nach außen hin jedenfalls.
    »Guten Abend, Vera.«
    »Guten Abend, Don José.«
    Bach strahlte, hatte beide Arme ausgebreitet und erweckte den Eindruck, daß er Vera umschlingen und an sich reißen würde, wenn ihn daran nicht die Pfeife hindern würde, die er in den Fingern hielt.
    »Vera, was machen Sie hier? Sind Sie schon lange da? Wissen Sie, woher ich komme?«
    »Nein, Don José.«
    Damit hatte Vera von den drei Fragen, die Bach in einem Atemzuge gestellt hatte, die letzte beantwortet. Das hatte sich

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