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Frauen verstehen mehr von Liebe

Frauen verstehen mehr von Liebe

Titel: Frauen verstehen mehr von Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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nicht recht mächtig, aber ausgestattet mit einem entzückenden Exemplar von Hintern, das den männlichen Teil ihrer Gäste über ihre sprachlichen Lücken hinwegsehen ließ. Auch Karls Auge ruhte wohlgefällig auf diesem lebendigen Import aus dem Süden. Vera bemerkte es. Karl war ein Hintern-Fetischist. Das hatte sich schon im Haus des UNION-Verleihs gezeigt, als er dort auf eine Lücke gestoßen war, die von dem italienischen Muster hier hätte geschlossen werden können.
    Vera vermochte Karls Blick zu deuten, ihr Selbstbewußtsein fühlte sich wachgerufen. Naja, dachte sie, zugegeben, die Kleine hat keinen schlechten Po, aber über meinen war man doch auch schon des Lobes voll.
    Karl gab seine Bestellung auf. Schwierigkeiten wurden akut. Er sagte: »Bitte, zwei Leberknödelsuppen und –«
    »Nicht«, schnitt ihm die Neapolitanerin das Wort ab.
    »Was nicht?«
    »Nicht essen.«
    Karl blickte die Kellnerin, dann Vera und wieder die Kellnerin an.
    »Wir sollen nicht essen?«
    Nun verwechselte die Italienerin ›sollen‹ mit ›wollen‹.
    »Sie wollen nicht essen?« fragte sie.
    »Doch, wir wollen schon essen, aber wir sollen nicht, sagen Sie«, entgegnete Karl.
    »Nein, ich sagen essen, aber Sie nicht essen, was Sie sagen essen.«
    Karl seufzte und versuchte es damit, die Italienerin, die etwa in seinem Alter war, enorm zu verjüngen.
    »Mein Kind«, sagte er, »hören Sie zu …«
    Vera mischte sich ein.
    »Karl, vielleicht meint sie, daß es keine Leberknödelsuppe gibt.«
    »Glauben Sie?«
    »Es könnte sein.«
    So ganz wollte Karl von seinem Versuch noch nicht ablassen.
    »Mein Kind«, sagte er deshalb wieder zur Italienerin und blickte sie sehr fragend an, wobei er den Kopf schüttelte. »Nix Leberknödelsuppe?«
    Ginas Gesicht strahlte auf.
    »Nix.«
    Na also. Karl wollte aber nicht so tun, als ob der Erfolg ihm zuzuschreiben sei, daher lobte er Vera: »Sie sind ein Genie!«
    Dann wandte er sich wieder Gina zu, gewissermaßen, um das Eisen zu schmieden, solange es heiß war. Die Frage, die entstanden war, lautete: »Welche Suppe haben Sie?«
    »Welchesuppe?«
    »Ja, welche Suppe, mein Kind?«
    »Nein, nicht haben wir Welchesuppe. Haben wir heute Tomatensuppe, Nudelsuppe, Gulaschsuppe – aber nicht haben wir Welchesuppe. Vielleicht morgen.«
    Man vermag sich unter diesen Umständen vorzustellen, daß es noch eine Weile dauerte, bis volle Teller vor Vera und Karl standen, die zu leeren sie beginnen konnten. Seine Eindrücke, die er bis zu diesem Zeitpunkt hatte sammeln müssen, zusammenfassend, erklärte Thaler, München sei auch nicht mehr das, was es schon einmal gewesen sei.
    »Als ich herkam«, berichtete er, »gab es zwar zwischen mir und den Einheimischen auch immer wieder beträchtliche Sprachschwierigkeiten, aber Ausdrücke, die Brücken schlugen, fanden sich doch auch immer wieder. Diesbezüglich war also die Situation einfacher als heute. Ein zweiter Unterschied ist der, daß früher ein normales Münchner Lokal ohne Leberknödelsuppe undenkbar gewesen wäre. Was glauben Sie, wie tief ich erschrak, als ich da meinen ersten Versuch wagte. Ich hatte mich vorher wohlweislich erkundigt: Leberknödel, was ist das? Eine Suppeneinlage, war mir gesagt worden. Na gut, dachte ich, dann her damit, Suppeneinlagen jeder Art schätze ich. Meine Vorstellung waren dabei Knödel in Miniaturausgabe, so nach Backerbsenart, verstehen Sie, was Niedliches. Und dann fand ich diese Dinger in meiner Brühe vor, in meiner Flüssigkeit. Damals waren das auch noch zwei Stück pro Bestellung. Der dritte wesentliche Unterschied zwischen dem alten gastronomischen München und dem neuen. Der vierte: Weißwürste gab's noch nicht in Dosen.«
    Vera lachte schon Tränen.
    »Sie müssen ja bereits eine Ewigkeit hier leben«, sagte sie, mit dem Taschentuch an ihren Augen herumwischend.
    »Ach«, erwiderte er, »wissen Sie, das ist alles noch gar nicht so lange her.«
    Während sie sich unterhielten, aßen und tranken sie, und die hochelegante Dame am Nebentisch, deren gelangweiltem Blick nichts entging, dachte, wie reizvoll es doch wäre, sich in Gesellschaft dieses zwar etwas heruntergekommenen, aber sprühenden jungen Mannes zu befinden.
    Und der Geldsack ihr gegenüber sagte sich, daß der Junge leicht so loslegen könne, mit einem solchen Mädchen als Gesprächspartnerin. Da käme der Charme ganz von selbst. An meiner Stelle würde der auch nur dasitzen und empfinden, daß wir zwei – meine Alte und ich – uns nichts mehr zu

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