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Frauen verstehen mehr von Liebe

Frauen verstehen mehr von Liebe

Titel: Frauen verstehen mehr von Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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beim UNION-Filmverleih schon längst so eingebürgert, und das ging auch gar nicht anders, denn Bachs Eigenart war es, immer mehrere Fragen in einem Zuge – manchmal bis zu einem halben Dutzend – zu stellen und lediglich die Beantwortung der letzten zu erwarten. Der Vereinfachung jedes Gesprächs mit ihm diente dies in beträchtlichem Ausmaß.
    Er komme aus dem Theater, aus der ›Kleinen Komödie‹, gab er bekannt und fuhr fort: »Schlechtes Stück. Kennen Sie es? Kennen Sie den Autor? Was halten Sie eigentlich von einer Regie, die kaum in Erscheinung tritt? Darf ich mich zu Ihnen setzen, Vera?«
    »Bitte.«
    »Danke.«
    Während er sich setzte, floß der Strom seiner Rede weiter.
    »Se sind nicht allein? Störe ich auch nicht? Würden Sie mich mit dem Herrn bekanntmachen?«
    »Herr Bach … Herr Thaler«, entledigte sich Vera ihrer Aufgabe.
    »Thaler mit h?« fragte Bach. »Oder ohne h, wie Taler, das Geldstück? Kennen Sie die ›Feuerzangenbowle‹? Die berühmte Stelle mit dem Pfeiffer? Fragt der Professor den Schüler dieses Namens: Pfeiffer mit einem f oder mit zwei? Mit drei, Herr Professor: eins vor und zwei nach dem ei. Kennen Sie das? Wissen Sie, daß ich mit dem Sohn des Autors bekannt bin, dem jungen Spoerl?«
    Die Fragen hatten alle Thaler gegolten, aber Vera übernahm die Beantwortung, die sich wieder nur auf die letzte der Fragen beschränkte. Sie sagte: »Herr Thaler weiß das sicher nicht, aber ich weiß es, Don José.«
    »So? Sie wissen das? Und woher, wenn ich fragen darf? Hatte ich das schon mal erwähnt? In Ihrem Beisein?«
    »Ja.«
    »Glauben Sie nicht, Vera, daß wir Herrn Thaler – Thaler mit h oder Taler ohne h? Das weiß ich immer noch nicht …«
    »Mit«, ließ sich Karl vernehmen.
    »… daß wir ihm, Vera, eine Aufklärung schuldig sind? Woher soll er wissen, warum Sie mich ›Don José‹ nennen? Oder denken Sie, daß ihm das nicht merkwürdig erscheint? Ich bin vom Gegenteil überzeugt – nicht? Soll ich ihn aufklären?«
    »Ja.«
    Bachs Pfeife brannte schon längst nicht mehr, obwohl er immer wieder verzweifelt an ihr gezogen hatte. Sie mußte neu angezündet werden. Nachdem dies geschehen war, begann Bach: »Herr Thaler, sagt Ihnen der Name Bach etwas? Der des Thomaskantors? Leipzig? Oder sind Sie kein Musikfreund? Doch, Sie sind einer, nicht wahr? Dann sind Ihnen auch die beiden Vornamen von dem bekannt: Johann Sebastian? Das darf ich doch glauben? Wem sind die nicht bekannt? Aber das wissen Sie nicht, Herr Thaler, daß meine Eltern den unglückseligen Einfall hatten, mich auch Johann Sebastian taufen zu lassen? Oder hätten Sie sich das gedacht? Nun, mit dieser Taufe war der Grundstein zum späteren ›Don José‹ gelegt. Sie fragen sich: inwiefern? Nehmen Sie jeweils die ersten zwei Buchstaben von Johann und von Sebastian, und ziehen Sie sie zusammen – was bekommen Sie dann? Ein J und ein O und ein S und ein E – was wird, nacheinander gelesen oder gesprochen, daraus? Ein JOSE. Reinstes Spanisch. Der Akzent auf dem e, klein geschrieben, ergab sich von selbst. Fehlte nur noch das ›Don‹. Es stellte sich auch bald ein. Ich glaube, Veras Vorgängerin bei unserer Firma hatte den Einfall, es mir anzuhängen. Oder, Vera? Stimmt das nicht? Haben Sie die eigentlich noch kennengelernt? Nein? Doch? Also was, ja oder nein? Haben Sie mir überhaupt zugehört?«
    »Sehr gut, Don José.«
    »Der gute Spoerl –«
    Urplötzlich verstummte Bach, blickte starr vor sich hin, klatschte sich mit der flachen Hand gegen die Stirn und fragte beide, sowohl Vera als auch Karl: »Wißt ihr, was mir soeben einfällt? Ich war ja nach der Vorstellung mit zwei Top-Leuten aus der Branche im Hilton verabredet. Ist das nicht wahnsinnig? Ich sitze hier, und die warten dort! Kann sich das jemand vorstellen? Was haltet ihr davon? Herr Thaler? Vera? Ist das nicht echt wahnsinnig? Ich muß weg! Sofort! Das verstehen Sie doch, Vera? Es ist kein Affront gegen Sie. Hoffentlich verstehen Sie das?«
    »Sicher, Don José.«
    »Wiedersehen. Viel Spaß noch heute.«
    Und weg war er, mit schon wieder erloschener Pfeife.
    Das Erstaunen, das aus Karls Zügen sprach, war enorm.
    »Weeer war das?« fragte er Vera gedehnt.
    »Herr Bach, genannt Don José.«
    »Der Leiter eurer Werbeabteilung, sagten Sie?«
    Vera lachte.
    »Ja«, nickte sie. »Und Sie werden es nicht glauben – ein Spitzenmann!«
    »Unmöglich!«
    »Doch, doch, sein Ruf reicht über Deutschlands Grenzen hinaus.«
    Karl Thaler sagte nichts mehr,

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