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Frauen verstehen mehr von Liebe

Frauen verstehen mehr von Liebe

Titel: Frauen verstehen mehr von Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Zuflucht geworden ist.«
    »Bisher, wollen sie sagen, war das nicht die Regel?«
    »Nein.«
    »Und wieso diese plötzlich Ausnahme? Wollen Sie sich ändern?«
    »Ich? Nein, das hat nichts mit mir zu tun.«
    »Sondern mit wem?«
    »Mit Ihnen.«
    Vera verstummte. Kann man das denn glauben? fragte sie sich. Einem Mann wie dem? Alles spricht dagegen … und doch …
    Man müßte ihn prüfen. Und wenn sich herausstellt, daß ich ihm auf den Leim gekrochen bin, wie ziehe ich mich dann aus der Affäre? Wird er sich von Ohrfeigen bremsen lassen? Oder davon, daß ich ihm androhe, über sein Benehmen seinen Freund in Kenntnis zu setzen?
    »Da fällt mir ein, Vera«, sagte Karl, »daß es auch noch eine zweite Möglichkeit gibt.«
    »Welche?«
    »Albert. Sie suchen bei dem Unterschlupf und nicht bei mir.«
    »Sind Sie denn sicher, daß er zu Hause ist? Er kann ja, wie wir, auch noch unterwegs sein.«
    »Das läßt sich feststellen. Wir rufen ihn an …«
    Karls Blick schweifte schon umher auf der Suche nach einer Telefonzelle, doch Vera sagte: »Nein, das möchte ich nicht.«
    »Warum nicht?«
    »Wenn er nicht da ist, hätte es ohnehin keinen Zweck, und wenn er da ist, reißen wir ihn aus dem Schlaf. Lieber fahre ich mit dem Taxi nach Ottobrunn.«
    »Daß das nicht in Frage kommt, habe ich Ihnen schon gesagt.«
    Vera atmete tief ein.
    »Also gut«, stieß sie die Luft aus, »dann zu Ihnen.«
    Ihre Erwartungen hinsichtlich der Atelierswohnung oder – wie man will – des Wohnungsateliers waren alles andere als hochgesteckte. Sie fühlte sich deshalb angenehm überrascht, als sie am Ziel waren und Karl Thaler die Tür aufsperrte, mit dem Arm in den Flur langte, das Licht anknipste, zur Seite trat und ihr mit einem »Bitte sehr, die Gnädigste« anheimstellte, einzutreten. Kein chaotisches Bild, kein Schmutz, kein unerledigter Abwasch, keine schlechten Gerüche. Letzteres konnte freilich nur ein Mensch empfinden, den der unvermeidliche Geruch von Farben im Atelier eines Malers nicht abstieß, und das traf auf Vera zu, wenn sie auch nicht gerade behaupten wollte, daß sie den Duft einer Rose nicht höhergeschätzt hätte.
    An den Mansardenwänden lehnten fertige und halbfertige Bilder ohne Rahmen; zwei gerahmte hingen an der einzigen Wand, die nicht schief war.
    Einer reichlich kleinen Kochnische sah man an, daß sie nicht die Basis sechsgängiger Diners sein konnte.
    Während Karl auf der Couch das Lager für seinen Gast zurechtmachte, wobei er selbstverständlich auf frische Bettwäsche zurückgriff, betrachtete Vera die Bilder und fand sie gut. Das besagte allerdings wenig, da sie keine Expertin auf diesem Gebiet war und sich auch gar nicht anheischig machen wollte, eine zu sein.
    »So«, sagte Karl, »fertig. Im Kühlschrank, der zwar ein altes Stück ist, aber noch funktioniert, steht Milch zum Frühstück. Sie werden sich schon zurechtfinden mit allem. Verlaufen können Sie sich ja nicht in meiner Suite, wenn sie etwas suchen. Es steht Ihnen alles zur Verfügung. Morgen früh ziehen Sie einfach die Tür hinter sich zu, das genügt. Soll ich Ihnen noch den Wecker stellen? Er würde sich freuen, wieder einmal in Aktion treten zu können. Bei mir ist ihm das strikt verwehrt.«
    »Wollen Sie schon gehen?«
    »Ja. Oder haben Sie noch einen Wunsch?«
    »Sind Sie müde?«
    »Ich nicht, aber Sie.«
    »Nein, ich auch nicht. Wir könnten noch eine Tasse Tee zusammen trinken.«
    Der Tee war schnell aufgebrüht und auch rasch getrunken und Karl blickte wieder zur Tür.
    »Jetzt wird's aber Zeit«, sagte er. »Sie fürchten sich nicht allein?«
    Aha, dachte sie, jetzt kommt's, jetzt nimmt er die Kurve; das war die Einleitung.
    »Ich fürchte mich überhaupt nicht, Karl. Ich bin kein ängstliches Mädchen.«
    »Prima.« Er rückte seinen Hocker, auf dem er gesessen hatte, zurück und erhob sich. »Es bestünde dazu auch nicht die geringste Veranlassung. Hier ist noch nie etwas passiert. Nicht einmal Mäuse gibt's in diesem Haus. Dafür sorgt der Kater der Mieterin unter mir, der sich tagsüber mehr bei mir aufhält als bei seiner Besitzerin.«
    »Der Tee war gut, Karl.«
    »Das freut mich, daß er Ihnen geschmeckt hat.«
    »Ich hätte noch Lust auf eine zweite Tasse.«
    »Wirklich?«
    »Ja«, nickte Vera und konnte nicht verhindern, daß sie dabei rot wurde, worüber sie sich sehr ärgerte.
    Der Zeitgewinn, den sie durch ihr Manöver Karl ablistete, betrug aber wieder nicht mehr als ein Viertelstündchen, dann war ihre Tasse erneut leer

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