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Frauen verstehen mehr von Liebe

Frauen verstehen mehr von Liebe

Titel: Frauen verstehen mehr von Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Malen.
    Vera ließ ihm jedoch nicht viel Zeit. Sie sagte: »Sie sind doch Wassersportler?«
    »Ja.«
    »Dann haben Sie auch eine Luftmatratze?«
    »Sicher.«
    »Holen Sie sie, blasen Sie sie auf, errichten Sie zwischen ihr und meiner Couch Ihre Staffelei als hohe Barriere, und legen Sie sich auf ihr schlafen.«
    »Wollen Sie das wirklich?« fragte er.
    »Machen Sie schon!«
    Zehn oder zwölf Minuten später war endlich das Licht ausgegangen. Ruhe kehrte ein, doch es wäre verkehrt gewesen, diese als die berühmte ›Stille der Nacht‹ zu bezeichnen, denn sie war durchtränkt von jenem oft zitierten ›Knistern‹, das zwar unhörbar ist, aber solchen Situationen das Gepräge gibt.
    Beide, sowohl Karl als auch Vera, lagen hellwach in der Dunkelheit und hörten einander atmen. Karl hatte seine Luftmatratze an der Wand mit den zwei gerahmten Bildern deponiert. Bis zu Veras Lager waren es vier Meter, ein wahrer Katersprung. Die Staffelei stand dort, wo sie immer stand. Karl hatte sie nicht angerührt, um ihr eine neue Aufgabe zuzuweisen.
    Was mache ich, fragte sich Vera, wenn er kommt? Ich werde ihn ohrfeigen, was denn sonst? Daß er kommt, ist klar, und ich muß ihn dann ohrfeigen. Wie stünde ich sonst da? Andererseits …
    Karl bewegte sich, Vera hörte es. Jetzt ist es soweit, dachte sie, er zwingt mich dazu, mich zu entscheiden.
    Er kam aber nicht, sondern hatte sich nur auf die andere Seite gedreht. Vera setzte ihre Gedankenreihe fort. Andererseits, sagte sie sich, muß er doch glauben, daß ich verrückt bin. Ich hätte ihn doch geködert, muß er denken. Und daß dies so aussah, muß ich wohl oder übel zugeben. Um so mehr komme ich nicht drum herum, ihm das Gegenteil zu beweisen – wenn's sein muß, handgreiflich.
    Irgendwie lag sie unbequem und suchte eine bessere Lage zu finden. Karl hörte es.
    Was macht sie? fragte er sich. Muß sie noch aufs Klo? Oder …
    Vera lag wieder still.
    Kein ›oder‹ dachte er.
    Langsam begann jeder am anderen zu zweifeln.
    Vera räusperte sich. Mit unterdrückter Stimme rief sie: »Karl?«
    »Ja?«
    »Schlafen Sie schon?«
    »Nein.«
    »Ich habe vergessen, mich zu entschuldigen.«
    »Für was?«
    »Sie sind doch morgen früh durch mich gestört. Sie werden aufwachen. Das tut mir leid.«
    »Macht nichts. Es schadet mir nicht, wenn ich auch einmal eher aufgescheucht werde.«
    »Dann brauche ich mir also keine Vorwürfe zu machen?«
    »Nein.«
    »Gute Nacht«, sagte sie zum dritten oder vierten Mal.
    Er auch: »Gute Nacht.«
    Stille. Knistern. Unveränderte Situation. Und dennoch wurden die Lider schwerer. Die Natur forderte, nachdem sie schon in der einen Richtung nicht zum Zuge kam, in der anderen ihr Recht.
    Ehe Karl einschlief, war einer seiner letzten Gedanken: Mann, ein zweites Mal tust du dir das nicht an! Das hält ja der Stärkste nicht aus!
    Und Vera entschlummerte, nachdem sie sich noch einmal sehr, sehr gewundert hatte: Der bringt das doch tatsächlich fertig, mich nicht anzurühren. Unglaublich! Toll! Ich habe mich wirklich getäuscht in ihm. Man muß ihn bewundern. Oder bedeutet das, daß er mich verschmäht? Das wäre ja etwas ganz Neues für mich. Lieber nicht.
    Der Tag war längst angebrochen, die Sonne stand schon ziemlich hoch am Himmel, als Karl die Augen aufschlug und glaubte, darin der erste zu sein. Irrtum. Er schaute hinüber zur Couch, sie war leer.
    »Vera!« rief er.
    Keine Antwort. Vera war in der ganzen Wohnung nicht mehr vorzufinden. Die einzige Spur, die er von ihr noch entdeckte, war ein Blatt Papier, auf das mit einem Malerpinsel in roter Farbe DANKE geschrieben stand. Das Blatt lag auf dem Tisch.
    Der Kühlschrankinhalt war auch nicht angerührt worden.
    Die verschwand mit nüchternem Magen, eruierte in Gedanken Karl. Gehört habe ich sie überhaupt nicht. Da sind zwei Dinge zusammengekommen: Ich muß geschlafen haben wie ein Bär, und sie muß sich nur auf Zehenspitzen bewegt haben.
    Er setzte sich an den Tisch und betrachtete das Blatt mit Veras Handschrift. Das ging eine ganze Weile so. Dann tat er etwas, das gewisse Aufschlüsse hinsichtlich seiner Überlegungen zu geben schien. Er strich mit dem gleichen Pinsel, den auch Vera benützt haben mußte, das DANKE durch.
    Vielleicht wußte er aber auch selbst nicht, warum er das tat. Vielleicht war es nur eine reine Spielerei, der keinerlei Bedeutung beizumessen war.
    Der Vertreter Ernst Becker reagierte prompt, nachdem er den Brief des Rechtsanwalts Dr. Albert Max erhalten hatte. Er rief aus

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