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Frauen verstehen mehr von Liebe

Frauen verstehen mehr von Liebe

Titel: Frauen verstehen mehr von Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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und für Karl hatte nun ihr Schlaf wirklich und unwiderruflich Dringlichkeitsstufe eins. Fast wäre der Hocker umgestürzt, mit einem solchen Ruck schob Karl ihn zurück.
    »Schlafen Sie gut – und rasch, Vera, damit sich's noch rentiert.«
    »Sie verlassen mich also?«
    »Ich mache mir Vorwürfe, daß ich's nicht schon längst getan habe.«
    »Sie gehen zu Albert?«
    »Ja, natürlich.«
    »Dann hätte ich das auch machen können.«
    Karl, der schon zwei Schritte in Richtung Tür getan hatte, stoppte.
    »Was meinen Sie?«
    »Dann hätte ich das auch machen können.«
    Er kam die zwei Schritte zurück, mit höchst erstaunter Miene.
    »Ich verstehe Sie nicht. Natürlich hätten Sie das auch machen können, das war doch mein Vorschlag, aber Sie haben ihn abgelehnt, erinnern Sie sich?«
    »Ich wollte niemanden aus dem Schlaf reißen.«
    »Und das haben Sie nicht getan, Vera, Ihr Gewissen kann also beruhigt sein.«
    »Aber jetzt geschieht das trotzdem.«
    »Durch mich, Vera. Mein Gewissen hält das schon aus.«
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Indirekt durch mich, daran ändert sich nach wie vor nichts, Karl.«
    Momentan wollte er grinsen, dann wurde seine Miene ernst, er setzte sich noch einmal und sagte: »Vera, wollen Sie mir im Ernst weismachen, daß das eine wirkliche Belastung für Sie ist? Befürchten Sie gesundheitliche Schäden für Albert, wenn ich ihn wecke?«
    »Nein«, kam sie endlich der Wahrheit näher.
    »Also was?« Er beugte sich vor. »Was ist wirklich los?«
    »Ich habe nicht geglaubt, daß dieses Problem noch einmal entstehen würde.«
    »Welches Problem?«
    »Daß Sie zu Albert gehen wollen.«
    »Wohin sollte ich sonst gehen? Ich wüßte derzeit keine andere Möglichkeit.«
    »Seien Sie nicht so begriffsstutzig, Karl. Oder tun Sie nur so?«
    »Ich tu' nicht so. Inwiefern bin ich begriffsstutzig? Was meinen Sie?«
    »Ich dachte, Sie wollten hierbleiben.«
    »Hier?« Momentaner Zorn wallte in ihm auf. »Aber ich hatte Ihnen doch gesagt …«
    Er brach ab. Um ihn zu besänftigen, legte sie rasch ihre Hand auf die seine, drückte sie sanft und zog ihre Hand erst wieder langsam zurück, nachdem sie gesagt hatte: »Ich bitte Sie ja auch vielmals um Verzeihung, Karl. Sie haben mich zutiefst beschämt. Ich werde lange überlegen müssen, um auf etwas zu kommen, das Sie dahin bringen kann, daß Sie mir wieder nicht mehr böse sind.«
    Gewonnen, konnte sie sich sagen, als sie sein Mienenspiel sah.
    »Vera«, seufzte er, »ein Rätsel bleiben Sie mir allemal. Wenn Sie mir nicht geglaubt haben, warum sind Sie mir dann trotzdem hierher gefolgt?«
    »Soll ich Ihnen das verraten?« lachte sie schon wieder.
    »Ja, das sind Sie mir schuldig.«
    »Ich baute, wenn's zum Schlimmsten kommen sollte, auf die Kraft meiner Ohrfeigen.«
    »Sitzen die so locker bei Ihnen?«
    »Sehr locker.«
    Karl wurde zum Stehaufmännchen. Zum x-ten Male schoß er in die Höhe.
    »Dann«, sagte er dabei, »empfiehlt es sich zusätzlich, möglichst rasch aus Ihrer Reichweite zu kommen. Gute Nacht.«
    »Karl!«
    »Ja?«
    »Setzen Sie sich.«
    Er blieb stehen.
    »Warum?«
    »Ich weiß nicht, wie ich Ihnen das beibringen soll. Ich … ich möchte trotzdem nicht, daß Sie zu Albert gehen.«
    »Aber …«
    »Setzen Sie sich, bitte.«
    Nun sank er wieder auf den Hocker nieder.
    »Sehen Sie, es ist doch so«, sagte Vera, »daß Sie ihm erklären müßten, woher es kommt, daß Sie um diese Zeit bei ihm aufkreuzen.«
    »Das ließe sich nicht vermeiden, nein.«
    »Sie müßten ihm also sagen, daß ich bei Ihnen bin.«
    »Ja.« Er zuckte die Achseln. »Und?«
    »Das wäre mir unangenehm.«
    »Aber …«, sagte Karl wieder und verstummte.
    »Ich möchte nicht, daß er erfährt, daß ich mit Ihnen in Ihre Wohnung ging.«
    Auch darauf sagte Karl nichts.
    »Verstehen Sie das nicht, Karl?«
    »Dann bleibt nur übrig«, fand er die Sprache wieder, »daß ich ihm das verschweige, obwohl ich«, fügte er hinzu, »dazu keinen Grund sehe.«
    »Und werden Sie ihm das verschweigen?«
    »Am besten, indem ich ihm eine andere nenne«, drückte er sich nicht recht gut aus.
    »Aber er weiß doch, daß Sie mit mir heute abend aus waren.«
    »Das stimmt«, mußte Karl einsehen.
    »Es gibt noch eine zweite Möglichkeit …«
    »Was für eine?«
    »Sie bleiben hier.«
    Schweigen.
    Und dann stieß Karl – darauf hätte man sogar warten können – wieder nur hervor: »Aber …«
    Mehr nicht. Sein Gesichtsausdruck, mit dem er dabei sein Inneres nach außen kehrte, war zum

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