Frauen verstehen mehr von Liebe
Regensburg diesen Mann an, der in seinen Augen nur total verrückt sein konnte.
»Sagen Sie mal, Herr Max«, begann er, »wie kommen Sie mir denn vor? Wer sind Sie denn? Sie können doch nicht solche Briefe in der Gegend herumschicken!«
»Doch.«
»Wissen Sie, daß kein Wort wahr ist von dem, was Sie da schreiben?«
»So?«
»Kein einziges Wort!«
»Dann hätte ich allerdings einen Fehler gemacht.«
»Genau. Und deshalb erwarte ich von Ihnen eine Entschuldigung.«
»Von mir?«
»Von wem sonst?«
»Von meiner Mandantin.«
»Mit der rede ich doch nicht mehr.«
»Aber die hat mir all das gesagt, was ich Ihnen geschrieben habe. Es sind ihre Behauptungen.«
»Weibergewäsch!«
»Das kann ja vor Gericht geklärt werden.«
Eine kleine Pause entstand am Telefon, dann räusperte sich Becker und sagte: »Wieso vor Gericht?«
»Weil meine Mandantin von ihren Behauptungen nicht abgeht, Sie jedoch alles bestreiten, das Ganze also auf einen Prozeß hinauslaufen muß.«
»Lächerlich!«
»Lächerlich?«
»Jawohl, lächerlich, absolut lächerlich! Sie werden doch nicht glauben, daß ich meine kostbare Zeit vor Gericht verplempere. Man weiß doch, was dabei herauskommt. Ich habe Besseres zu tun.«
»Meine Mandantin auch.«
»Was wollen Sie denn mit der schon wieder? Wissen Sie, was die mich kann?«
»Ja, das weiß ich, aber außerdem möchte ich noch was anderes von Ihnen wissen.«
»Was?«
»Wie's mit den Rechnungen Ihrer Firma steht, die meiner Mandantin drohen?«
»Welche Rechnungen?«
»Ach, das wissen Sie nicht?«
»Keine Ahnung.«
»Interessant.« Max räusperte sich. »Ja, Herr Becker, wenn das so ist, dann haben wir es mit einer ganz neuen Lage zu tun. Dann existiert ja gar keine Bedrohung für meine Mandantin?«
»Wie oft soll ich Ihnen noch sagen, daß Sie mir nicht dauernd mit der anfangen sollen? Die Einbildungen von der interessieren mich einen feuchten Käse.«
»Staub.«
»Was?«
»Einen feuchten Staub, wollten Sie sagen, nicht?«
»Ja, natürlich«, erwiderte der Vertreter nach kurzem Stutzen. »Aber die Bedeutung ist doch die gleiche.«
»Kommen wir zum Schluß, Herr Becker: Sie sprachen soeben von ›Einbildungen‹ meiner Mandantin. Soll das heißen, daß Sie jenes Gespräch mit der gar nicht geführt haben?«
»In der Form überhaupt nicht!«
»Gut, ich verstehe Sie, Sie haben also kein unsittliches Ansinnen an sie gestellt?«
»Herr Max, ich bin verheiratet!!«
»Herr Becker, das ist ein Argument, das mich überzeugt. Ich will Ihnen glauben. Und aus dem einen ergibt sich das andere. Ich will Ihnen auch glauben, daß Sie den Tatbestand der Erpressung nicht einmal gestreift haben. Sie wollten ja nichts von meiner Mandantin – also wozu eine Erpressung?«
»Sie sagen es, Herr Rechtsanwalt.«
»Dann schlage ich vor, daß beide Seiten das Ganze vergessen.«
»Einverstanden.«
»Das Ganze, Herr Becker!«
»Natürlich das Ganze. Worauf spielen Sie an?«
»Auf die Rechnungen.«
»Welche Rechnungen?«
Damit begnügte sich Dr. Max.
»Gut«, sagte er, »wir sind uns einig, und ich denke, wir hören in der Angelegenheit nichts mehr voneinander. Recht so, Herr Becker?«
»Guten Tag.«
»Guten Tag.«
»Es war mir kein Vergnügen.«
»Mir auch nicht.«
Das Telefonat war beendet, beide legten auf. Im gleichen Augenblick schellte aber bei Max der Apparat schon wieder, und die Dame, die an der Strippe war, sagte: »Es ist schwer, zu Ihnen durchzukommen, Herr Doktor …«
»Mit wem spreche ich?« antwortete Albert Max, obwohl er die Stimme erkannt zu haben glaubte.
»Sonja Kronen.«
»Grüß Gott«, freute sich Max münchnerisch. »Wissen Sie, mit wem ich solange gesprochen habe?«
»Grüß Gott. Nein, mit wem?«
»Mit Ihrem stürmischen Verehrer.«
»Mit Becker?«
»Er hat mich aus Regensburg angerufen.«
»Und ich wollte mich gerade bei Ihnen erkundigen, was wir denn machen sollen, wenn er überhaupt nicht reagiert. Ich denke doch Tag und Nacht an nichts anderes mehr als an das Damoklesschwert, das über mir hängt.«
»Ach, wäre ich nur auch ein Damoklesschwert.«
»Wie bitte?«
»Eines, das über Ihnen hängt, damit Sie Tag und Nacht nur noch an mich denken würden«, witzelte er.
Sonja konnte seinen Humor nicht teilen.
»Sie sind ja sehr heiter«, sagte sie mit deutlichem Vorwurf in der Stimme. »Mir fehlt allerdings die Basis dazu.«
»Sie sehen sich schon von Zahlungsbefehlen umringt?«
»In meinen Alpträumen, ja.«
»Die können Sie
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