FRAUEN WOLLEN mehr als nur SEX (German Edition)
konnte. Zwar hatte sie sich schon ein paar Mal in der Kartei der Escort-Agentur umgesehen, aber sie hatte das Gefühl, dass bislang noch nicht der Richtige dabei gewesen war. Als sie die Profile der Callboys zum ersten Mal angesehen hatte, musste Julia sich unwillkürlich die Frage stellen, welcher dieser Männer wohl demnächst bei ihr vor der Tür stehen würde. Sicher gab es einige unter den Models, die ihr gut gefielen und sie musste gestehen, dass die Oben-Ohne-Fotos sie erregt hatten. Aber sich vorzustellen, mit einem wildfremden Mann intim zu werden, das sprengte dann doch Julias Vorstellungskraft. Ihre Zweifel hielten sie aber auch heute nicht davon ab, sich in Charlottes Konto auf der Seite des Begleitdienstes einzuloggen und sich die Männer erneut anzusehen. Besonders angetan hatte es ihr der Button „Lass mich deine Phantasie sein“ ganz unten auf jeder Karteikarte, denn dort entwarfen die Männer erotische Szenarien, die sie mit ihren Kundinnen bereit waren durchzuspielen. Julia konnte gar nicht genug bekommen von den erotischen Versprechungen.
„Stell dir vor, du bist allein zu Hause und es klingelt an der Tür. Du kommst gerade aus der Dusche und wirfst dir noch schnell den Morgenmantel über, bevor du öffnest. Vor der Tür steht der Postbote, beladen mit vielen Paketen, die er dir ausnahmsweise bis in die Küche trägt...“
Julia las weiter und spürte, wie sie der Text anturnte. Was wäre, wenn vor ihrer Tür tatsächlich ein knackiger Klempner stünde, der anbot, alle Rohre durchzupusten oder der Schornsteinfeger, um die vorgeschriebene Reinigung des Schornsteins vorzunehmen? Julia schämte sich, dass sie bereits der Gedanke an diese unerwarteten Lustbarkeiten so scharf machte, dass sie feucht wurde. Schnell klappte sie den Laptop wieder zu und versuchte sich abzulenken, indem sie sich an den Hausputz machte.
Auch wenn sie den Gedanken an fremde Männer und anonymen Sex erregend fand, beschloss sie, sich auf gar keinen Fall auf dieses gefährliche Spiel mit der Lust einzulassen; die Risiken schienen ihr einfach unberechenbar. Wenn sie bereits die Vorstellung von einem Seitensprung so scharf machte, dann musste sie sich tunlichst davor hüten, in die Nähe so einer Gelegenheit zu gelangen, wenn sie nicht ihre Familie und ihre Ehe aufs Spiel setzen wollte. In Gefahr, so glaubte sie, war sie nur am Vormittag, denn sobald die Kinder am Nachmittag wieder um sie herum wären, würde kein Mann mit eindeutigen Absichten auf die Idee kommen, sich ihr zu nähern. Sie musste also nur die Vormittage herumbekommen. Wenigstens dauerte es nicht mehr allzu lange bis zu Amelies Geburtstag und dann würde der ganze Sex-Spuk hoffentlich vorbei sein. Bis dahin würde sie morgens einfach nicht mehr an die Tür gehen, wenn es klingelte, dachte Julia. Wer konnte schon dafür garantieren, dass der Briefträger tatsächlich nur die Post bringen wollte und nicht auch noch einen Quickie per Einschreiben? Sollte doch die Nachbarin ihre Briefsendungen entgegennehmen und wenn sie wollte auch das „Zusatzangebot“.
Julia hatte das Gefühl, dass die Challenge sie bereits verändert hatte. Immerhin hatten Peter und sie nach langer Zeit endlich einmal wieder Sex miteinander gehabt, wenn auch nur das übliche langweilige Programm und Julia hatte gemerkt, dass sie mehr wollte. Sie wünschte sich, endlich wieder als Frau begehrt und befriedigt zu werden. Aber sie wollte anderen Sex, als das lahm gewordene Ehe-Ritual ihr zu bieten hatte. Es war ihr klar, dass es nur einen Mann in ihrem Leben geben würde. Sie wollte den besseren Sex entweder mit Peter erleben oder gar nicht. Die schnelle Nummer mit ein bisschen Streicheln vorab, damit sie feucht wurde, reichte ihr nicht mehr. Julia hoffte, dass es ihr gelingen würde, zusammen mit ihrem Mann auf Entdeckungsreise ins Reich der erotischen Phantasien gehen zu können.
Mit dem Staubsauger im Schlepptau arbeitete Julia sich Raum für Raum voran, schaltete ihn jedoch ab, als sie in Peters Arbeitszimmer kam. Das war sein Terrain und so sah es auch aus. Überall türmten sich Aktenordner, dazwischen lagen Trainingsklamotten verstreut und alte Tageszeitungen. Julia seufzte. In diesem Leben würde sie es wohl nicht mehr schaffen, ihn von der Sinnhaftigkeit des Aufräumens zu überzeugen. Sie sammelte die Wäsche ein und brachte die alten
Weitere Kostenlose Bücher