Frauen wollen reden, Männer Sex: Wie verschieden sind wir wirklich, Herr Buschbaum? (German Edition)
ich in den sehnsuchtsvollen Blicken der Frauen: »Rede mit mir! Liebe mich verbal! Erst dann darfst du mich auch in meiner Ganzheit lieben. Du musst die Wahrheit sagen, auch ohne Worte. Dein Körper soll sprechen, wo Worte zu wenig sind. Dein Geist soll fühlen, wo Worte zu viel sind. Du musst eine Verbindung aufbauen, ohne Band, das einschürt. Sei ehrlich, aufrichtig und frei. Sei du!«
Ich weiß um all das, und doch fühle ich eine Gefahr, einen Druck in meinem Kopf, der bis zu meinen Lenden zieht. Gelegentlich ist dieses Gefühl wie ein wildes Pferd, das sich nicht einsperren oder gar zügeln lassen will. Und doch finden auch jene stürmischen Lebewesen ihre Ruhe, wenn sie sich ausgetobt und zu sich gefunden haben. Dann sind sie frei, auch wenn sie eingesperrt oder gesattelt werden. Meine Erfahrung erdete mich und ließ mich zur Ruhe kommen. Mein Leben hat gerade erst begonnen. Ich bin zügellos.
Ich öffne die Tür und blicke in zwei Augen. In ihre Augen. Ein Lächeln, ein leichtes Kopfnicken. Binnen Sekunden spielen meine Sinne verrückt. Was ist sie doch für ein himmlisches Geschöpf! Ihr Blick strahlt Intelligenz und Erfahrung aus. Ihre Haut produziert den wunderbaren Duft einer frühlingshaften Lilie, vermischt mit Mandel- und Honigessenz. Wie lange habe ich schon nicht mehr eine Frau so intensiv gerochen?
Ich nehme ihr den schwarzen Mantel ab, lege ihn behutsam über meinen linken Unterarm. Ihre Kleidung darunter wirkt klassisch-elegant mit einem Hauch aufreizender Erotik. Ich führe sie durch den schmalen Flur an einem überdimensional großen Bild eines Tuareg vorbei. Er ist ein nomadischer Wüstenkrieger und strahlt Ruhe und Gelassenheit aus. Zwei Halogenstrahler leuchten in seine Augen.
Meine schöne Frau verharrt einen Augenblick lang vor dem Bild. Ich spüre, wie sie Verbindungen zu meinem Leben herstellen möchte, und fühle auch einen Hauch von Ängstlichkeit. Ich möchte all ihre Empfindungen einfangen, sie filtern, um sie mit diesem Wissen zum richtigen Zeitpunkt zu überraschen. Einem Freund schrieb ich vor einigen Tagen: »Wenn du eine Frau wahrhaftig lieben möchtest, dann musst du ihren Geist erobern. Du musst sie beobachten, ihr aus tiefster Ehrlichkeit zuhören, sie verstehen lernen, ihre Körpersprache sprechen, wissen, was sie begeistert, wovon sie träumt, von ihren Lippen und in ihren Augen lesen. Dies sind die speziellen Türen zum göttlichen Wesen Frau.«
Mit Bedacht hänge ich ihren Mantel auf, streife meine Schuhe ab und lasse sie vor dem Tuareg stehen. In der Wüste laufen die wahren Krieger barfuß auf Sand. Sie tut es mir gleich, behält jedoch ihre Strümpfe an. Ich führe sie an der offenen Küche und dem Esszimmer vorbei ins Wohnzimmer. Zwei Kissen zieren den neuen Flokati und ich erkläre ihr, dass dieser heilige Bereich nur mit nackten Füßen betreten werden dürfe. Ohne zu zögern, zieht sie ihre Strümpfe aus. Wir schreiten über den Teppich, bedächtig, herrschaftlich. Unsere Füße spüren die Massage des Teppichs, fühlen sich gekitzelt, ohne einander zu berühren. Ich merke, wie ein warmes Gefühl der Vertrautheit, des losgelösten Seins sich in ihrer Magengegend und über ihren Brustkorb zum Herzen hin ausbreitet und ihren Körper mit positiver Energie versorgt. Was gäbe ich jetzt dafür, in ihrem Kopf, in ihrem Herzen zu sein? Alles und doch nichts, weil ich schon darin bin. Ich lasse meine Gedanken los, möchte den Augenblick nicht länger kontrollieren. So bin ich offen für sie, für ihre große, weite Welt. Man müsste von Sinnen sein, um dies nicht zu spüren.
Als die erste Nervosität verflogen ist, setzen wir uns auf die Kissen. Dieses Mal verharre ich in ihrem Bild. Ein sanftes Kerzenlicht schimmert um ihre Augen. Ich verweile in ihnen, sehe, wie das leichte Flackern der Kerzen sich in ihren Pupillen spiegelt, immer wenn ein kleiner Windhauch durch das gekippte Fenster weht. Ihre Pupillen sind wie ein See, dessen Oberfläche zunächst ein leichter Wind heimsucht, der sich dann, sanfte Wellen hinter sich lassend, wieder verabschiedet, um einem klaren Spiegelbild auf der Oberfläche Raum zu geben.
Wir halten respektvollen Abstand. Aber bleiben gerade noch nah genug, dass wir uns riechen und die Nähe des anderen Körpers spüren können. Ich blicke zur Seite und sehe unsere Schatten, wie sie auf den Kissen sitzen und am Ende des Raumes ineinander übergehen.
Wie konnte ich so blind sein? Wie konnte ich den Schatten ignorieren, wo er doch die
Weitere Kostenlose Bücher