Frauen wollen reden, Männer Sex: Wie verschieden sind wir wirklich, Herr Buschbaum? (German Edition)
Polarität zum Licht, zur Erfüllung ist? Schatten, was für ein kleines Wort mit mächtiger Bedeutung! Du bist mein Zeichen. Du bist meine Wahrheit und meine Entscheidung. Ich werde heute nicht mit ihr schlafen. Noch nicht mit ihr schlafen. Noch nicht …
Ich hole Luft und frage sie: »Geht es dir gut? Ist dir warm genug?«
»Ja, danke«, antwortet sie mir kurz.
Ich beginne ein Gespräch und erzähle ihr von der Abenteuerreise meines Flokatis. Ich musste viele Monate auf den Teppich warten, da ich ihn in Griechenland bestellt hatte und sie dort im Sommer immer eine dreimonatige Arbeitspause einlegen. »Gerne wäre ich für ein paar Monate griechischer Schafsjunge«, fuhr ich fort, »würde in der Mittagssonne mit freiem Oberkörper und aufgewirbeltem Haar unter einem Olivenbaum liegen, ein wachsames Auge auf meine Schafe werfen und in meinem Tagebuch aus geschöpftem Papier und mit ledernem Einband stöbern und schreiben. Ich ließe die Welt Welt sein.«
Dann schweigen wir eine Weile, lauschen der Musik.
»Was hat dich vorhin beim Anblick des Tuareg irritiert?«, frage ich sie nach einer Weile.
»Verhüllte Menschen machen mir irgendwie Angst und flößen mir Respekt ein. Ihr Tor zur Seele, ihre Augen sind unverhüllt, und ich kann direkt und ohne Ablenkung in ihr tiefstes Inneres blicken. Diese Augenblicke haben so viel Macht.«
Ich stehe wortlos auf, um etwas zu trinken zu holen. In der Küche schließe ich für Sekunden die Augen und stelle mir selbst die Frage: »Was ist, wenn sie dieser besondere Mensch ist und heute tatsächlich der Abend sein wird, den ich nie wieder vergessen werde?«
Ich gehe mit zwei Gläsern in der Hand zurück und stelle ihren Drink sanft neben ihr ab. Dabei komme ich ihrem Hals sehr nahe und kann sie noch intensiver riechen. Sie trinkt einen Schluck. Ihre Lippen nehmen die Feuchtigkeit auf und reflektieren für ein paar Sekunden ein feuchtes Schimmern. Sie fühlt sich geborgen und sicher, streckt sich gemütlich auf dem Flokati aus, platziert ihren rechten Arm unter ihren Kopf und schaut mich von der Seite an. Ich nehme unaufgefordert eine Decke vom Sofa und lege sie vorsichtig über sie. Mit dem nötigen Abstand lege ich mich neben sie. Unsere Augen treffen sich und verharren im Blick des anderen.
Wie unglaublich wichtig es ist, auch mit einem Menschen schweigen zu können. In früheren Situationen wäre ich vor Nervosität gestorben, hätte irgendetwas getan oder gesagt. Aber nun bin ich einfach im Hier und Jetzt.
Als spürte sie meine Gedanken, erzählt sie mir von ihrem Leben, ihrer Familie, ihrer Liebe und ihren Träumen. Ich höre ihr schweigend zu und bin fasziniert. Die CD läuft zum wiederholten Mal. Plötzlich fragt sie: »Weißt du, was über dich erzählt wird?«
»Die Menschen reden viel«, antworte ich. »Jeder sollte selber herausfinden, was die Wahrheit ist.«
»Einige haben mich vor dir gewarnt, weil du die Frauen verrückt machen sollst.«
»Sie waren schon vor mir verrückt. Außerdem ist Verrücktsein eine gute Eigenschaft«, entgegne ich leicht amüsiert.
»Sie behaupten auch, dass du ein Schürzenjäger bist!«, sie lässt nicht locker.
»Vielleicht war ich einer«, antworte ich jetzt nachdenklicher, »aber nur deshalb, weil ich meine eigene Unzufriedenheit kompensieren musste und glaubte, durch Frauen mein Selbstbewusstsein stärken zu können.«
»Wenn du früher ein Suchender warst, wer bist du dann heute?«
»Ein Mann, der in sich ruht und dennoch auf der Suche ist.«
»Nach was?«, fragt sie weiter.
»… nach so vielem. Nach Liebe, Verständnis, Wegen, wie ich anderen helfen kann«, versuche ich ihr zu erklären.
Ich bemerke an der Art ihrer Körpersprache, dass sie etwas offener wird. Sie rückt das Kissen zurecht, legt ihren linken Arm, der zunächst als Barriere zwischen uns lag, auf ihren Oberschenkel und schiebt ihren Kopf etwas mehr in meine Richtung
»Weißt du, meiner Meinung nach gehören zu einem Schürzenjäger immer zwei. Das Wort alleine setzt sich schon aus Schürze und Jäger zusammen. Daher magst du vielleicht ein Jäger sein. Aber ich ziehe mir ganz gewiss keine Schürze an.«
Sie muss laut auflachen. Ich lache mit ihr mit und kann meinen Blick nicht von ihren schönen weißen Zähnen wenden. Unser Lachen hat das zarte Eis zwischen uns gebrochen.
»Erinnerst du dich, als wir uns vor drei Wochen mit anderen zum Tanzen verabredet hatten?«, frage ich sie. »Zunächst tanzte jeder mit jedem. Wir lachten viel und hatten
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