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Frauenbataillon

Frauenbataillon

Titel: Frauenbataillon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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dieses Mädchen dort drüben diejenige war, die den Warnschrei ausgestoßen hatte.
    Das Warten war quälend; die Nerven begannen zu vibrieren. Marianka, die weder Dunja noch Flora sehen konnte, suchte nach einer Erklärung für die beiden einsamen Schüsse. Daran, daß ein einzelner Deutscher über den Donez gekommen war und nun mit maschinenmäßiger Präzision tötete, dachte sie nicht – diese Vorstellung war zu absurd, zu unmöglich. Zwar war Schanna an einem Einzelgänger gescheitert, aber wie die Bajda und Ugarow lachte auch Marianka über Stellas Prophezeiung, der Teufel mit der Strickmütze würde wiederkommen. Viel wahrscheinlicher war es, daß die Posten einen Hasen gesehen hatten. Beim Patrouillengang konnten sie ihn aufgeschreckt haben, und der Gedanke, ihn knusprig gebraten im Bunker zu sehen, hatte sie dazu veranlaßt, die Nachtstille mit ein paar Schüssen zu unterbrechen.
    »Dunja …«, rief Marianka leise aus dem Schatten heraus. »Dunja! Ich bin es! Hast du geschossen? War's ein Hase? Dunja …«
    Hesslich wog sein Gewehr in den Händen. Er versuchte, die Schattenwand vor sich mit seinen Blicken zu durchbohren. Daher kam die Stimme – ein heller, jugendlicher Klang. Komm heraus, dachte er, und wieder klopfte sein Herz bis zum Kehlkopf und machte ihm das Atmen schwer. Einen Schritt nur aus dem Schatten, das genügt. Wie war das mit den Zehn? Sie schliefen nebeneinander im Haus, und ihr habt euch vor sie hingestellt und ihnen in die Köpfe geschossen. Habt ihr dabei auch Herzklopfen gehabt? Vielleicht …
    Komm aus dem Schatten, Mädchen …
    Und da erscholl wieder ein Schrei, hell und durchdringend.
    »Deckung, Marianka! Ein Deutscher!«
    Wie vom Blitz gefällt, fiel Marianka auf den Boden und verschmolz mit ihm. Hesslich kaute nervös an der Unterlippe. Zwei also, dachte er, und zog die Schultern etwas höher. Die andere liegt genau gegenüber, dort, wo ich noch vor drei Minuten selber war. Sie hat sich angeschlichen, hat genau gewußt, aus welcher Richtung der zweite Schuß kam. Raffiniertes Luder, die da drüben!
    Er rührte sich nicht, wartete und beobachtete die große Schattenwand, in deren Schutz Marianka lag, und lauschte angestrengt in die andere Richtung, wo Stella Antonowna darauf hoffte, daß der Deutsche einen Fehler begehen und sich verraten werde.
    Versuchen wir es mit einem simplen Trick, dachte Hesslich, der schon, als ich ein kleiner Junge war, in jedem Tom-Mix-Film vorkam. Ein uralter Indianertrick, aber ungeheuer wirksam, weil er bei der hohen nervlichen Spannung Schocks und falsche Reaktionen auslösen kann.
    Er bückte sich lautlos, hob einen Stein auf und warf ihn über Dunjas Körper hinweg auf die andere Seite des Gartens. Es schepperte blechern. Soviel Glück auf einmal, dachte Hesslich zufrieden. Ich habe einen Eimer oder so was Ähnliches getroffen. Das wirkt wie ein Blitzschlag.
    Sofort riß er das Gewehr hoch, um sofort zu schießen, falls sich irgendwo Mündungsfeuer zeigen sollte.
    Niemand bekam einen Schock … Marianka blieb auf der Erde liegen und hob nur ein wenig den Kopf. Stella Antonowna rührte sich nicht. Ein böses Lächeln glitt über ihr Gesicht.
    Das war ein Fehler, Teufel, dachte sie. Jetzt wissen wir, daß du in der Nähe bist. Ein Steinchen werfen … wer fällt denn auf so was rein?! Hältst du uns für so dämlich? Du solltest wissen, daß wir nur schießen, wenn wir unser Ziel sicher im Fadenkreuz haben. Wir können warten …
    Hesslich hob die Schultern. Verzeihung, dachte er. Das war ein Irrtum. Ihr habt wirklich keine Nerven, Euch kann man kaum noch überraschen. Die deutschen Landser sehen in euch immer nur die schönen Frauen und ziehen euch in Gedanken aus … Kaum einer aber kennt euch wirklich, weiß, wie gnadenlos ihr töten könnt, wie kalt und grausam ihr seid, wenn ihr ein Gewehr in der Hand haltet.
    Eine Mischung aus Haß und Wut stieg in ihm hoch. Er legte sich vorsichtig hinter seinem Trümmerhaufen auf die Erde und richtete sich schon darauf ein, an dieser Stelle den Sonnenaufgang zu erleben, als die Lage plötzlich sehr kritisch wurde, sowohl für ihn wie für die Mädchen. Wer sucht, kann auch gesehen werden. Und wer gesehen wird, ist schon so gut wie tot.
    Marianka nutzte den Schatten, in dem sie lag, aus. Sie kroch ganz langsam um die Mauer herum und richtete sich erst hinter ihr wieder auf. Dann griff sie in den Gürtel, holte eine dickläufige Pistole heraus und schoß eine weiße Leuchtkugel in den Nachthimmel. Im Nu war das

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