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Frauenbataillon

Frauenbataillon

Titel: Frauenbataillon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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ganze zerstörte Dorf in gleißendes Licht gehüllt. Hesslich preßte sich eng an einen Mauerrest und nahm den Kopf tief herunter. Er wußte jetzt, wo das eine der Mädchen lag. Die emporzischende Leuchtpatrone hatte ihm ihre Position verraten.
    Stella Antonowna fluchte innerlich. Eine Idiotin bist du, Marianka. Kannst du nicht warten? Wozu brauchen wir Beleuchtung? Siehst du jetzt mehr? Wo ist der deutsche Teufel? Steht im Licht und winkt, was?! Das war ein Fehler. Der Strickmütze muß man auflauern wie einem Bären. Er tappt in keine Falle. Marianka, unsere Aufgabe wird nun noch schwerer sein.
    Nach einem weiten Bogen flog die Leuchtkugel zur Erde zurück und verglühte im Steppengras. Nach dem gleißenden Licht war die Dunkelheit besonders undurchdringlich, und Stella nutzte die wenigen Sekunden, in denen sich das Auge umgewöhnen mußte, aus. Sie sprang aus ihrer Deckung und hetzte in der Richtung, in der sie den Deutschen vermutete, zum nächsten Bauernhaus. Der Stein, der den Eimer getroffen hatte, konnte nur von dorther gekommen sein, wo Stella jetzt mit weiten, federnden Sprüngen hinhuschte.
    Gleichzeitig aber wechselte auch Hesslich sein Versteck. Auch ihn trieb der Gedanke, daß dies der beste Moment für einen Wechsel der Deckung war.
    Wieder liefen sie, ohne es zu ahnen, aneinander vorbei und warfen sich auf den Boden. Nur Marianka blieb liegen – ihre Schutzmauer stand frei, nach allen Seiten erstreckten sich die Gärten, und wenn sie weglief, mußte man sie sehen.
    Hesslich hatte eine Hausruine gefunden, die mit Trümmern und verkohlten Balken vollgestopft war. Kaum hatte er sich hinter einem Steinhaufen niedergelassen, als er vor sich eine springende Gestalt sah. Mit einem Ruck lag das Gewehr an seiner Schulter, das Zielfernrohr erfaßte den Kopf. Das Mädchen stand hinter einem zerbrochenen Bauernwagen und sicherte nach vorn. Der Tod aber stand hinter ihr, keine dreißig Schritte weit entfernt.
    Stella Antonowna hatte den Kopf etwas vorgestreckt und wartete auf ein Geräusch. Ihr Gefühl signalisierte ihr, daß sich die Gefahr in unmittelbarer Nähe befand. Sie spürte sie wie ein Jucken auf der Haut. Lauernd stand sie hinter dem Bauernwagen, Dunjas Gewehr in beiden Händen. Zwei-, dreimal blickte sie auch zurück – und in diesen Sekunden hatte Hesslich ihr Gesicht voll im Fadenkreuz, ihr schönes, offenes, von blonden Haaren umrahmtes Gesicht. Zum erstenmal sah Hesslich seine Todfeindin. Oft schon hatte er versucht, sich ein Bild von der Scharfschützin zu machen, von der sowjetische Gefangene erzählten, sie habe schon weit über 100 Deutsche erschossen und trage einen Namen, der einmal unsterblich werden würde. Sehr hübsch sei sie, blondgelockt und mit einem Grübchen auf der linken Wange. In der Armeezeitung sei neben einer Lobrede des Generals ein Foto von ihr erschienen.
    Nun sah Peter Hesslich dieses Gesicht im Fadenkreuz und wußte: Das ist sie! Blonde Locken, links das Grübchen. Sein Zeigefinger krümmte sich nicht weiter. Er starrte Stella Antonowna an und empfand für sie eine solche Bewunderung, daß er sich für einen Augenblick wie gelähmt vorkam. Als er sich dieser Verzögerung bewußt wurde und abdrücken wollte, war sie schon aus seinem Blickfeld entschwunden und weitergesprungen. Hesslich ließ sein Gewehr sinken und verbarg sich in dem Trümmerhaufen.
    Sein Zögern in den entscheidenden Sekunden hatte ihn so erschüttert, daß er seine Aktion für diese Nacht abbrach. So etwas darf nie wieder geschehen, dachte er. Sie darf für dich keine Frau sein. Du darfst sie nur als eine Scharfschützin sehen, die eiskalt tötet. Sonst nichts! Die Bewunderung hätte dich dein Leben gekostet, wenn sie dich gesehen hätte. Ob sie gezögert hätte, den Finger krumm zu machen? Wohl kaum!
    Weißt du, daß dein Zögern schon morgen mit dem Tod eines oder mehrerer Kameraden bezahlt werden kann?! Und du bist dann mitschuldig an ihrem Tod.
    Er verkroch sich unter einem Berg Gerümpel und fühlte sich hundeelend. Bloß nicht daran denken, Peter Hesslich! Hör mit den Selbstanklagen auf! Mach es das nächstemal besser! Schieß einfach, ohne zu denken – auch wenn sie blonde Locken und ein süßes Grübchen in der linken Wange hat …
    Drei Tage und Nächte blieb er auf der sowjetischen Seite.
    Ständig wechselte er seine Verstecke, tauchte gespenstergleich im Bereich der Gruppe Bajda an den verschiedensten Stellen auf und verschwand ebenso schnell, wie er gekommen war. Wo immer er sich zeigte,

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