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Frauenbataillon

Frauenbataillon

Titel: Frauenbataillon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Das ist doch, militärisch gedacht, eine Ehre! Und wenn Sie mit einer Syphilis ankommen, wird das auch eingetragen. Ordnung muß sein! Wo fehlt es?«
    »Es … es geht um Leben und Tod, Herr Unterarzt …«
    »So sehen Sie aber ganz und gar nicht aus, Plötzerenke.«
    »Ich … ich habe Vertrauen zu Ihnen …«, stammelte Plötzerenke. Die Angst um Schanna vertrieb alle anderen Bedenken. »Ich … ich möchte Sie bitten, Herr Unterarzt, ich flehe Sie an … mir zu versprechen, nichts zu sagen … bitte …«
    »Plötzerenke!«
    »Bitte! Sie sind meine einzige Hoffnung, Herr Unterarzt … nur Sie allein können noch helfen, wenn überhaupt noch zu helfen ist. Es handelt sich um Wundbrand …«
    »Verrückt!« Ursbach starrte Plötzerenke an. »Wo haben Sie denn Wundbrand, he? Höchstens im Gehirn!«
    Plötzerenke streckte ihm seine zitternde Hand entgegen. »Versprechen Sie mir es, Herr Unterarzt: zu keinem ein Wort … Sie … Sie können es versprechen. Es geht Sie nur als Arzt etwas an … nicht als Soldat …«
    Ursbach nickte. Plötzerenke war außer Form geraten, das sah jeder. Was war da los?! Er klopfte ihm auf die Schulter, schob ihn in eine Ausbuchtung des Grabens, als sei diese ein vertrauliches Sprechzimmer, und sagte: »Na, nun legen Sie mal los. Was beunruhigt Sie denn so?«
    Plötzerenke hielt Ursbach wieder die Hand hin. »Ehrenwort, Herr Unterarzt?«
    »Aber ja.« Ursbach schlug ein.
    »Ich … ich habe … einen Verwundeten versteckt …«, sagte Plötzerenke so leise, daß Ursbach Mühe hatte, ihn zu verstehen. Es wäre selbst dann, wenn Plötzerenke gebrüllt hätte, schwer zu begreifen gewesen.
    »Was haben Sie?« fragte Ursbach irritiert.
    »Ich habe erst gedacht, das mit der Wunde sei halb so schlimm. Nur ein Schulterschuß … daran stirbt man doch nicht. Aber jetzt eitert sie, ist ganz rot und dick … Jetzt habe ich Angst …«
    »Plötzerenke, fiebern Sie?! Was denn für ein Verwundeter?! Und was heißt versteckt? Wer ist das denn, den Sie da versteckt haben?«
    »Es ist …« Wie ein geprügelter Hund sah Plötzerenke Ursbach an. »Herr Unterarzt … es ist eine Frau!«
    »Was?!«
    »Ein Mädchen. Eine von dem Frauenbataillon da drüben. Ich wollte 'ne Sau klauen und hab sie dabei gefangen … Ich habe sie mit herübergebracht und halte sie in einer Scheune versteckt. Seit sechs Tagen …«
    »Plötzerenke!«
    »Ich liebe sie, Herr Unterarzt …«
    »Sie haben eine von diesen verdammten Scharfschützinnen im Stroh?!«
    »Verwundet, Herr Unterarzt … Und … und … es sieht ganz nach Wundbrand aus …«
    »Mein Gott, was für ein dickes Ei legen Sie mir da, Plötzerenke!«
    »Helfen Sie, Herr Unterarzt, bitte. Sie haben mir Ihr Ehrenwort gegeben! Sie haben versprochen, nur als Arzt zu denken! Da ist ein krankes Mädchen, weiter nichts. Es braucht Sie! Ohne Sie krepiert es …«
    »Wenn es wirklich Wundbrand ist, kann ich auch nichts mehr tun, Plötzerenke. Nicht hier. Dann muß sie in ein Lazarett …«
    »Aber da kommt sie als sogenanntes Flintenweib nie an …«
    »Das ist möglich.« Ursbach blickte über Plötzerenke hinweg zu den Dorfruinen am Donez. Welch eine Situation, dachte er erschrocken. Wenn das bekannt wird, kann es Plötzerenke den Kopf kosten, es kommt dann ganz darauf an, welchen Militärrichter er findet. Eine der gefürchteten Scharfschützinnen als heimliche Geliebte … das darf doch nicht wahr sein! »Was haben Sie sich eigentlich dabei gedacht, Plötzerenke?«
    »Nichts!«
    »Wie wahr! Und wie soll es weitergehen?«
    »Das weiß ich nicht, Herr Unterarzt. Sie ist so schön …«
    »Und Sie sind so scharf auf sie …«
    »Ja …«
    »Prophylaktisch sollte man Sie operieren, Plötzerenke! Einfach kastrieren!«
    »Was heißt prolyfaktisch, Herr Unterarzt?«
    »Prophylaktisch heißt vorbeugend …«
    »Zu spät. Es ist bereits alles geschehen … Bitte, helfen Sie, Herr Unterarzt …«
    Ursbach hob die Schultern. »Sehen wir uns das Mädchen an«, sagte er rauh. »Ich habe Ihnen mein Ehrenwort gegeben, Plötzerenke …«
    »Danke …«
    »Aber ich sage Ihnen gleich: Ist es Wundbrand, dann tue ich genau das, was Sie von mir als Arzt verlangen: Ich lasse das Mädchen in ein Lazarett bringen! Ich kann sie dann nicht länger in ihrem Versteck lassen, das würde mein ärztliches Gewissen verbieten!«
    »Gibt es eine Hoffnung bei Wundbrand?«
    »Eine sehr geringe, Plötzerenke.«
    »Warum sie dann ausliefern?«
    »Soll sie im Stroh verrecken?«
    »Wenn keiner helfen kann,

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