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Frauenbataillon

Frauenbataillon

Titel: Frauenbataillon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Augenblick verschwand das Mädchen im Ufergebüsch. Ihr Rücken war wie ein Fleck, der sich im Geäst auflöst.
    Dallmann ließ das Gewehr sinken, ging mit gesenktem Kopf zurück in sein Haus und zögerte lange, bis er den Kompaniebunker anrief. Ein verschlafener Unteroffizier meldete sich.
    »Du Arschloch!« schrie er, als Dallmann seinen Namen nannte. »Erschreck einen doch nicht so. Was ist denn?«
    »Nichts. Und bei euch?«
    »Im Bunker VI hat's geknallt …«
    Dallmann hielt den Atem an. »Wieso?«
    »Der Gefreite Putlang hat viermal gefurzt! Nur Fachleute können das von einem Granatwerfer unterscheiden.«
    »Idiot! Keine Vorkommnisse?«
    »Neunzehn Mann stützen ihre Decke mit einer Zeltstange ab … sie träumen von Eeeerika …«
    Dallmann legte auf. Alles ruhig, keine Toten, kein Gefecht. Wo kamen die Mädchen her? Woher stammte die Verwundete? Er nahm wieder sein Gewehr, ging nach draußen und schlich ans Donezufer. Dort warf er sich in sein Weidengebüsch und tastete mit dem Nachtglas die sowjetische Seite ab.
    Nichts war zu sehen, nichts rührte sich in der Dunkelheit. In den Dorfruinen, das wußte Dallmann, lagen die Wachen der Scharfschützinnen.
    Er beschloß, von seinen Beobachtungen nichts zu sagen. Mund halten ist eine der besten Selbstverteidigungsmaßnahmen des Soldaten. Wer nichts weiß, kann nicht gefragt werden. Doofheit wird voll anerkannt, Intelligenz dagegen erzeugt Mißtrauen, so ist es nun mal beim Militär. Die Weisheit der drei Affen – nicht sprechen, nicht hören, nicht sehen – muß von einem Soldaten entdeckt worden sein.
    Dallmann kroch zurück in sein Haus, konnte aber nicht wieder einschlafen. Was hätte Hesslich an meiner Stelle getan, dachte er immer wieder. Hätte er auf die nackten schönen Hintern geschossen? Hätte er auf diese herrlichen Brüste zielen können? Verflucht, ich wüßte gerne, ob er wirklich ein so eiskalter Klotz ist!
    Erst gegen Mittag kam Peter Hesslich ins Dorf zurück. Da wußte Dallmann bereits Bescheid. Die Kompanie hatte bei ihm angerufen, und er hatte, seinem Vorsatz getreu, den Doofen markiert. Bauer III nannte ihn den größten Penner der Armee, und Dallmann schluckte es. Es konnte ja noch schlimmer kommen.
    »Plötzerenke ist tot!« sagte Hesslich und warf Dallmann eine Flasche Kognak zu, die er vom Regiment mitgebracht hatte.
    »Ich weiß.« Dallmann blickte nicht auf. Es war ihm nicht möglich, Hesslich jetzt in die Augen zu sehen. »Aber keiner hat etwas gehört oder gemerkt. Ich habe gegen drei beim Wachhabenden angerufen. Der hatte nur Sauereien auf der Pfanne!«
    »Zwei Lungenschüsse! Sie haben ihn in einer Scheune im Gebiet der Pioniere gefunden.«
    »Ach! Deshalb …«
    »Auch da haben sie keinen Ton gehört!« Hesslich setzte sich auf einen zusammengeflickten Stuhl und zündete sich eine Pfeife an. »Das ist alles sehr merkwürdig.«
    »Was?« Dallmann setzte die Flasche an und soff den Kognak wie Limonade.
    »Wie kommt Plötzerenke ins Gebiet der Pioniere? Was wollte er in dem Haus? Noch dazu mitten in der Nacht. Man hat Essenreste gefunden, sonst nichts. Aber diese Reste beweisen, daß Plötzerenke öfter dort war. Warum bloß?! Und noch ein Rätsel: Unterarzt Ursbach, der ihn sofort untersucht hat, behauptet, Plötzerenke habe vor seinem Tod noch eine Injektion erhalten. Das ist doch irrwitzig: Jemand erschießt ihn und gibt ihm noch eine lindernde Spritze! Geradezu unglaublich! Aber Ursbach hat einen frischen Einstich in der Armvene entdeckt.«
    »Und … und wer hat Plötzerenke gefunden?«
    »Die Pioniere. Er lag im Stroh, Uniformjacke an und sein Hemd zerrissen über dem Gesicht. Verrückter geht's nicht … Sie haben ihn dann sofort zur 4. Kompanie gebracht und den Unterarzt geweckt, der zufällig im Graben war.«
    Dallmann trank noch einen langen Schluck und verschloß die Flasche. »Ich weiß, woran du denkst, Peter«, sagte er mit rauher Stimme. »An die Scharfschützinnen …«
    »Nur an eine! Nur diese eine ist dazu fähig.« Hesslich starrte vor sich auf den Dielenboden. »Ich habe sie gesehen …«
    »Was hast du?« Dallmann beugte sich vor. »Wen …?«
    »Sie ist blond, sehr schön, mittelgroß, runde Augen, gerade Nase, schmaler Mund, rundes Kinn. Ich hatte ihren Blick im Fadenkreuz.«
    »Und da bist du weich geworden und hast sie laufen lassen …«
    »Nein, ich kam nur zwei Sekunden zu spät.«
    »Weil du sie zu lange angestarrt hast.«
    »So kann man es nennen …« Hesslich schlug die Fäuste zusammen. »Ihr traue

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