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Frauenbataillon

Frauenbataillon

Titel: Frauenbataillon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Haut, die Rundungen deines Körpers, und ich bin so vom Glück überwältigt, daß ich die Augen gar nicht mehr öffnen, sondern in diesem Schwebezustand verharren möchte. Versuchen wir es, Lida?«
    Lida blieb wie ein in Stein gehauenes Bildwerk stehen, ganz Abwehr von der Schädeldecke bis zu den Fußsohlen. Aber sie schloß dennoch die Augen und bot einen wundervollen Anblick. Nur die Nasenflügel vibrierten in ihrem reglosen Gesicht. Ursbach umfaßte mit beiden Händen Lidas Kopf und küßte sie. Auch jetzt rührte sie sich nicht, ihre Lippen blieben zusammengepreßt, die Hände umklammerten das Gewehr.
    Es war ein langer Kuß. Ursbach spürte die Wärme ihrer Lippen, die Nähe ihres Leibes, den ruckartigen Atem, der aus ihrer Nase über sein Gesicht strich. Dann ließ er sie los und senkte die Arme.
    Im gleichen Augenblick drückte Lida mit einer Hand das Gewehr an sich und hieb die andere gegen Ursbachs Kopf. Es klatschte wie ein nasses Tuch, das gegen Holz geschlagen wird.
    »Faschist!« sagte sie tonlos. »O du verdammter Faschist! Du willst glücklich sein?! In die Hölle sollst du, wie alle anderen Deutschen! Sei verflucht!«
    Sie drehte sich brüsk um, riß die Tür auf und stürzte hinaus. Draußen prallte sie auf Wanda, die an der Tür sicherte und das Gelände beobachtete. Marianka hatte Schannas Arm um ihren Nacken gelegt und bewahrte sie so vor dem Hinfallen.
    »Ich habe nichts gehört«, sagte Wanda leise. »Lebt er noch?«
    »Ein Arzt …«
    »Ein Deutscher. Warte, ich erledige das …«
    Wanda wollte zurück in die Scheune, aber Lida riß sie an der Bluse zurück. Ihre Augen flammten, ihr Körper zitterte vor Erregung.
    »Ich habe entschieden, daß er am Leben bleibt … jedenfalls heute noch!« sagte sie scharf. »Widersetz dich nicht! Wer hat heute nacht das Kommando?! Hat er Schanna helfen wollen oder nicht? Los, zum Fluß! Wir müssen hinüber!«
    »Soja Valentinowna hat befohlen, daß jeder, der uns sieht, sterben muß!«
    »Ich werde es verantworten!« Sie stieß Wanda in die Seite und ging zu Marianka und Schanna. »Den gleichen Weg zurück. Schnell.«
    »Schanninka kann nicht gehen«, sagte Marianka und hielt die halb Ohnmächtige fest.
    »Ja, wir wollen sie doch auf einen Sack legen! Wanda … geh voraus zum Fluß und sichere uns. Ich hole den Sack.«
    Sie lief in die Scheune zurück, stieß die Tür hinter sich zu und hob ihr Gewehr. Ursbach kniete neben dem toten Plötzerenke und versuchte, ihm die Uniformjacke überzustreifen.
    »Ich brauche eine Decke oder einen Sack. Irgend etwas, worauf ich Schanna legen kann«, sagte sie scharf. Mit drei Schritten war sie an Schannas ehemaligem Lager und riß eine der Decken an sich, die Plötzerenke gebracht hatte. »Warum gibst du keinen Alarm?«
    »Ihr bringt eine Verwundete weg. Das ist eine humanitäre Tat.«
    »Ich habe den da«, sie deutete auf Plötzerenke, »erschossen. Ein Treffer ist von mir.«
    »Es ist Krieg. Einmal wird einer von uns auch dich töten!«
    »Das würde dich freuen, was?!«
    »Ich werde sehr traurig sein.« Er blieb knien, als sie zu ihm kam und sich vor ihn stellte. Die langen nackten Beine, das enge Höschen, das durchschimmernde dunkle Dreieck, darüber die erdbraune Feldbluse, das Koppel mit den Patronentaschen und das Scharfschützengewehr mit dem Zielfernrohr neben dem rechten weißen Schenkel … Erneut wurde ihm der Wahnwitz dieser Situation bewußt.
    Sie stieß ihn mit dem Kolben an und sagte hart: »Steh auf!«
    Ursbach gehorchte. Aber kaum stand er vor ihr, riß sie mit der linken Hand seinen Kopf an den Haaren zu sich und drückte ihre Lippen auf seinen Mund. Es dauerte nur Sekunden, aber der Augenblick war lange genug, um ihn spüren zu lassen, daß sie ihre Lippen geöffnet hatte und ihre Zungenspitze gegen seine Zähne stieß. Mit einem Stoß warf sie ihn dann zurück gegen einen Stützbalken.
    »Du Hund!« sagte sie heiser. »Du Faschistenschwein! Dafür werden fünf aus deiner Bande sterben müssen, merk dir das!«
    Sie warf die Decke über die Schulter und rannte wieder hinaus.
    Draußen war Wanda schon zum Fluß gelaufen und sicherte den Rückzug ab. Marianka und Lida legten Schanna auf die Decke und schleiften sie über die Steppe zum Ufer. Bei jeder Bodenunebenheit stöhnte Schanna verhalten auf oder knirschte schauerlich mit den Zähnen.
    Auf halbem Wege schaute sich Lida kurz um.
    In der Scheunentür ahnte sie einen großen, dünnen Schatten. Sie hob kurz den Arm und winkte. Sie wollte es nicht,

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