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Frauenbataillon

Frauenbataillon

Titel: Frauenbataillon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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aber ein innerer Drang, der jeden Willen niederzwang, war stärker. Für Marianka sah es so aus, als wechsele sie nur den Griff an dem Deckenzipfel.
    Helge Ursbach, dachte Lida Iljanowna. Ein deutscher Arzt. Leb wohl, nein: Stirb gut … Du bist von der Sorte, die der Krieg nicht wieder hergibt. Es war eine schöne Minute, mein Moskwaufer und deine Ostsee im Sommer. Wie kannst du wissen, daß ich noch nie einen Mann mit meiner Zunge berührt habe …
    Sie schleiften Schanna hinunter zum Wasser und legten sie auf die künstliche Insel zwischen das aufmontierte Gebüsch. Dann zogen sie sich wieder aus, glitten wie weißschimmernde große Fische in den Fluß und stießen schwimmend das Floß vor sich her zum anderen Ufer.
    Die Strömung war träge. Der Fluß, nach der Schneeschmelze ein reißender, gurgelnder, an den Uferböschungen nagender Strom, floß behäbig in seinem sandigen Bett. Das Floß driftete nur ein wenig ab und landete in einer Bucht unterhalb des zerstörten Dorfes, in der das Wasser schon so flach war, daß die Mädchen mit den Bäuchen über den Boden schrammten. Aber erst im Schatten des leichten Uferhangs stiegen sie aus dem Wasser.
    Dennoch wurden sie von Uwe Dallmann aus seinem Versteck heraus beobachtet. Er war allein – Hesslich war ja zum Regiment bestellt worden – und hatte bis gegen Mitternacht das sowjetische Ufer im Auge behalten. Nachdem er dann mit Fähnrich Stattstetten telefoniert und dieser ihm gesagt hatte, daß drei Vorposten der 4. Kompanie draußen im Gelände seien, hatte er sich schlafen gelegt.
    Gegen 3 Uhr morgens wachte er auf, weil ihn seine volle Blase drängte – das 3-Uhr-Pinkeln gehörte bei ihm zum Lebensrhythmus. Er ging hinaus in den Garten, stellte sich an einen verkrüppelten Kirschbaum und gähnte laut, während er sein Wasser abließ.
    Vom Kirschbaum aus konnte man gut zum sowjetischen Ufer blicken. Hier war die Steppe glatt wie ein Tisch, ohne den geringsten Schutz. Dallmann erspähte die Insel, die den Fluß hinabtrieb und gegen das jenseitige Ufer stieß. Und er sah mit maßlosem Staunen, wie plötzlich um die Insel herum drei nackte Mädchen, der Aphrodite gleich, die der Meeresschaum gebar, dem Donez entstiegen.
    Dallmann, zwischen Daumen und Zeigefinger den wasserspeienden Zipfel, trat einen Schritt um den Kirschbaum herum und starrte die Nackten an. Das Licht war zu schwach und die Entfernung zu weit, um Einzelheiten auszumachen, unverkennbar waren jedoch Brüste, Bäuche, Schenkel … Jetzt bückten sich zwei Mädchen, streckten ihm ihre Hinterteile entgegen und holten ihre Uniformen und Gewehre von der Insel. Dallmann blickte auf exakt vier erfreuliche, weiße Rundungen.
    »Du liebe Pfeife«, sagte er ergriffen. »So was nach einem halben Jahr Urlaubssperre! Herrjeh, sind das Weiber!«
    Er machte kehrt, rannte zurück ins Haus, holte sein Fernglas und sein Gewehr und raste, ohne sich die Zeit zu nehmen, seine Hose anzuziehen, zurück zum Kirschbaum. Mit dem Nachtglas zog er sie näher heran … zwei der Mädchen hatten ihre Uniform bereits übergestreift und schleppten eine Gestalt die Uferböschung hinauf. Das dritte Mädchen – es war Wanda Alexandrowna – hantierte noch nackt an der Insel herum, band sie am Ufer fest und hüpfte ein paarmal hin und her. Ihre vollen, runden Brüste schaukelten wie weißlackierte Glocken.
    Dallmann seufzte tief und behielt Wanda im Auge, bis auch sie sich angezogen hatte, das Gewehr von der Erde nahm und zu Dallmann hinüberblickte, natürlich ohne ihn sehen zu können. Es war ein lauernder Blick. Dallmann konnte ihn deutlich erkennen.
    Erst in diesem Moment flammte in ihm die Erkenntnis auf, daß er Zeuge einer sowjetischen Aktion gegen seine Kameraden geworden war. Vier Scharfschützinnen kehrten von einem Einsatz auf deutscher Seite zurück, genauso wie Peter Hesslich bei seinen Ausflügen mit einem als Insel getarnten Floß. Es mußte, obwohl er nichts gehört hatte, zu einer Feindberührung gekommen sein, denn eines der Mädchen war verwundet und wurde getragen.
    Dallmann griff nach seinem Gewehr. Sein Atem stockte bei dem Gedanken, daß es Tote gegeben haben könnte. Man kannte diese unerbittlichen Gegner jetzt genau: Wenn es drei Schützinnen gelang, mit einer Verwundeten unbehelligt über den Fluß zu setzen, dann konnten sie Tote hinterlassen haben.
    In Dallmanns Nacken sträubten sich wie bei einem getretenen Hund die Haare. Er riß sein Gewehr hoch, visierte Wanda Alexandrowna an, doch genau in diesem

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