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Frauenbataillon

Frauenbataillon

Titel: Frauenbataillon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Freund Hesslich suchte, fand ihn am Grab von Plötzerenke. Hesslich stand vor dem Birkenkreuz mit Stahlhelm und schaute auf den flachen Erdhügel herab.
    »Nun komm schon!« sagte Dallmann etwas grob. »So'n guter Freund von dir ist er ja nun auch nicht gewesen.«
    »Ich habe erfahren, daß sie sowjetische Kugeln bei ihm gefunden haben.«
    »Na und?« Dallmann kaute auf der Unterlippe.
    »Sie waren also hier, und keiner hat sie gesehen!« Er sah starr auf das Grab. »Wenn man ihn fragen könnte … Er war doch nicht allein in der Scheune! Nachts! Plötzerenke doch nicht? Der war ein Herdentier, mußte immer Menschen um sich haben. War ganz und gar nicht der Typ, der sich allein zurückzieht. Wozu auch? Warum einsam in einer Scheune pennen, wenn in den Bunkern die Skatspieler auf dich warten? Das paßt doch alles nicht zusammen. Und wenn er nicht allein war, wo sind dann die anderen? Warum verkriechen sie sich? Es fehlt keiner. Niemand ist, wie damals bei Tschjertkowo, von den Weibern geklaut worden. Und wenn die Mädchen hier waren, dann ist es vollkommen ausgeschlossen, daß sie nur Plötzerenke erschossen und die anderen laufen gelassen haben! Ihre Trefferbücher sind ihre Bibeln …« Hesslich sah Dallmann nachdenklich an. »Was ist da wirklich passiert, Uwe?«
    »Bin ich Hanussen, der Hellseher? Außerdem verlangt kein Mensch von dir, daß du dieses Rätsel löst …«
    »Mich beunruhigt diese unheimliche Geräuschlosigkeit, mit der das alles passiert ist. Auf diese Weise können sie auch uns überraschen.«
    »Jetzt gehen wir erst mal zur Feldküche und fressen uns kugelrund!« sagte Dallmann mit krampfhafter Fröhlichkeit. »Es gibt Gulasch mit Nudeln. Und hinterher Wackelpeter. Wenn so'n rundes Ding vor mir auf dem Teller zittert, muß ich immer an 'ne Titte denken …«
    Hesslich ließ Dallmann am Grab stehen und ging davon. Dallmann blähte die Backen, sagte leise »Uff!« und folgte ihm in einigem Abstand.
    Schanna war operiert worden. Galina Ruslanowna hatte genau das getan, was Ursbach auch vorgehabt hatte – den Wundkanal erweitert, ausgeschnitten und noch einmal gründlich mit infektionsbekämpfender Lösung gespült. Schanna hatte eine Injektion gegen Wundbrand und das hohe Fieber bekommen. Mehr ließ sich im Augenblick nicht tun – jedenfalls nicht hier vorne im Graben.
    In Amerika wurde jetzt industriell ein Wundermittel hergestellt, von dem man hoffte, daß es im Rahmen der amerikanischen Hilfeleistungen auch bald nach Rußland kommen würde. Man nannte es Penicillin. Die Grundlage sollte ein Schimmelpilz sein, der die Eigenschaft besaß, Bakterien aufzufressen und rückstandslos zu verdauen. In dieser vereinfachten Form hatte man das Wundermedikament den Militärärzten auf einigen Vorträgen dargestellt. Auch Galina hatte inzwischen einen wissenschaftlichen Prospekt erhalten, der wirklich erstaunliche Heilungen versprach. Aber bis an den Donez war das Penicillin noch nicht gekommen, und daher konnte es Schanna jetzt auch nicht retten.
    Die Bajda erschien am frühen Morgen in voller Uniform im Sanitätsbunker. Schanna lag noch in tiefer Narkose. Die Opalinskaja hatte gerade ihre Hände und Arme gewaschen und zog ihren weißen Kittel wieder über. Schannas Gesicht war schmal und wirkte erschütternd kindlich – ein von schwarzen Haaren eingerahmtes Puppenköpfchen. In ihrer Miene lag bereits ein Zug außerirdischer Entrücktheit.
    Die Bajda trat an das Bett, beugte sich über den schmalen Körper und sah ihn lange an. Galina Ruslanowna, die im Hintergrund mit einem Kessel klapperte und nach der anstrengenden Nacht einen Tee kochte, unterbrach sie nicht. Lida Iljanowna, die der Ärztin bei der Operation geholfen hatte, war übermüdet auf eine Pritsche gesunken, schlief und wachte auch durch Soja Valentinownas lautes Erscheinen nicht auf. Eine Sanitäterin war damit beschäftigt, das benützte chirurgische Besteck auszukochen.
    »Hat sie etwas gesagt?« fragte die Bajda plötzlich hart. Galina zerbröselte eine Preßplatte Tee und schüttete sie in die Kanne.
    »Nein. Dazu ist sie zu schwach.«
    »Wie geht es ihr?«
    »Miserabel. Sie muß sofort in ein Lazarett.«
    »Du weißt, daß das unmöglich ist!« Die Bajda richtete sich auf, setzte sich auf die Kante der Pritsche, auf der Lida schlief, und klemmte die Hände zwischen die Knie. »Wir haben keine verwundete Schanna Iwanowna.«
    »Man könnte eine Erklärung abgeben …«
    »Ich gebe keine Erklärungen, sondern nur klare Meldungen!« Sie warf

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